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„Linde tröstet Schubert“

Das Leopold Museum widmet der österreichischen Künstlerin Linde Waber (*1940 Zwettl, NÖ) anlässlich ihres 70. Geburtstages die bisher umfangreichste Retrospektive. Die von Prof. Rudolf Leopold und Patricia Spiegelfeld in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin kuratierte Schau zeigt rund 150 Objekte, von den ersten Anfängen bis hin zu den neuesten Leinwandbildern. Die Ausstellung Waber retrospektiv zeigt aber nicht nur die wichtigsten Bildwerke der international anerkannten Grafikerin und Malerin, sondern bietet auch ein literarisch-musikalisch-filmisches Rahmenprogramm, das die Weggefährten Linde Wabers bestreiten.

Der poetische Titel der Schau („Linde tröstet Schubert“) spielt nicht nur auf die Verbindung des waberschen Werks zu Musik und Literatur an, sondern benennt auch einen persönlichen Zug der Künstlerin: Kontaktfreudigkeit und Solidarität.

Die Ausstellung gibt einen Überblick über das vielfältige künstlerische Schaffen von Linde Waber: Holzschnitte von den sechziger Jahren – so das erste Blatt „Marseille“ (1964) – bis heute, großformatige Tuschezeichnungen, Reisezeichnungen aus Afrika, Brasilien, der Karibik, Japan, China, Tibet und Paris, die Serie der „Tageszeichnungen“, sowie als Schwerpunkt Leinwandbilder der letzten Jahre zum Thema „Natur“ (Waber vegetativ) und den aktuellen Zyklus „Welt“.

Schon mit 22 war Linde Waber als Au pair Mädchen in der Bretagne. Von da an entfacht sich in ihr eine Leidenschaft für fremde Länder und ferne Kulturen. Besonders viele Anregungen und Ideen hat Linde Waber aus Asien erhalten. In ihren Werken finden sich immer wieder Zeichen, die asiatischen Schriftzeichen ähneln. Im speziellen die japanische Landschaft lässt sie nicht mehr los. Die Dörfer auf dem Land, die Herzlichkeit, die ihr trotz gesellschaftlicher Normen, immer wieder in berührender Weise begegnet. Hier könnte sie sich vorstellen zu leben.

Nicht nur ferne Welten sondern auch der Mikrokosmos ihres Hauses in Zwettl nimmt einen wichtigen Platz im Werk der Künstlerin ein. Mystische Bilder des Dachbodens oder Eindrücke des Gartens tauchen immer wieder in ihren Werken auf. In frühen Jahren bleibt ihr wenig Zeit zum Zeichnen. Oft sind es die Nachtstunden in denen sie Muße findet. Dann zeichnet sie „alles um mich herum“.

Ein wichtiger Ausstellungsort ist die Galerie Würthle, Otto Breicha nimmt dort anfänglich selbst die Hängungen vor. Zwischen 1975 und 1990 ist sie nicht weniger als sechs mal präsent, oft auch in der Galerie Welz in Salzburg.

In der bildenden Kunst möchte Linde Waber keine direkten Vorbilder nennen, mehr Anregungen empfängt sie von der Literatur. Vielfach finden sich auch Zitate, so von Ernst Jandl oder Friederike Mayröcker.

Die Tageszeichnungen, in denen sich immer wieder auch ihre Gäste verewigen dürfen, sind eine andere Form des Tagebuchs. Immer trägt sie die kleinformatigen leeren Blätter mit sich herum. Oft helfen ihr diese Zeichnungen beim „Einpacken der Eindrücke, um sie mit nach Hause zu bringen.“ Seit 21 Jahren haben sich mittlerweile an die 8000 künstlerische Tagesbetrachtungen erhalten. Die Intensität ihrer Arbeitsweise, der innere Trieb zeugt, so bestätigt sie von „einem Übermaß an Lebensenergie“.

Für ihre Serie von Atelierzeichnungen hat Linde Waber KünstlerInnen in deren eigenem Arbeitsumfeld besucht und das für die jeweilige Person Charakteristische in großformatigen Blättern festgehalten. Nicht zuletzt dadurch ist ihr Bekanntenkreis um viele interessante Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur gewachsen. Die ersten Atelierzeichnungen entstanden 1982, Linde Waber zeichnete damals bei ihrer Freundin, Liesl Ujvary. Die Schriftstellerin hielt in diesem Zusammenhang fest: „Ich halte es für ein schönes Projekt, wenn sich Künstler mit der Arbeitssituation anderer in ihrem Werk auseinandersetzen, wenn sie bei anderen Künstlern in deren Atmosphäre arbeiten [...] Später wird das einmal ein Dokument sein.“ Carl Aigner bezeichnet Linde Waber treffenderweise als „Ateliernomadin“. In der Ausstellung sind unter anderem Einblicke in die Ateliers des Malers Hans Staudacher oder der Schriftsteller Bodo Hell und Franzobel sowie der Grande Dame der Literatur, Friederike Mayröcker zu sehen.

Linde Waber hat Freunde und Weggefährten zur Teilnahme an ihrer Ausstellung via Rahmenprogramm eingeladen: Literaten und Kunsthistoriker haben für das Buch zur Ausstellung („Linde tröstet Schubert“ Leopold Museum und Mandelbaum Verlag) Originalbeiträge geschrieben. Einige dieser Autoren sowie Schauspieler, Musiker und Filmemacher werden wöchentlich am Donnerstag (außer 25. Februar und 29. April) ein reichhaltiges und enorm vielseitiges Begleitprogramm gestalten, mit mehr oder minder deutlichem Bezug zu Linde Wabers Kunst und ihrer kommunikativen Kraft. Der Aktionsradius Wien bringt die AugartenStadt ins Leopold Museum. Die Funkenperformance Flexativ der Gruppe K.U.SCH setzt im Freien vor dem Leopold Museum den Startakzent (18. Februar, 19 Uhr). Die SchriftstellerInnen Friederike Mayröcker, Lotte Ingrisch, Liesl Ujvary, Franzobel, Bodo Hell, um nur einige zu nennen, die MusikerInnen und Komponisten Renald Deppe, Heinz Karl Gruber, Erwin Ortner, Otto Lechner, Kollegium Kalksburg, Max Nagl, Christine Jones, die Filmemacher Othmar Schmiderer, Hubert Silecki und Martin Anibas, die Schauspielerin Anne Bennent werden im Abendprogramm nach spezieller Führung durch Linde Waber zu hören und zu sehen sein, viele weitere BeiträgerInnen wären noch zu nennen.

Als Höhepunkt und Schlussereignis der Ausstellung wird exakt am 70. Geburtstag Linde Wabers, am 24. Mai, ein großes Künstlerfest mit eigenem Tagesgeschehen (aus Tokyo kommt dazu Edwina Hörl mit einer Modeperformance) ausgerichtet, zu dem alle BesucherInnen des Museums herzlich eingeladen sind.

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Waber retrospektiv
"Linde tröstet Schubert"
Linde Waber und Weggefährten