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Wafae Ahalouch El Keriastis Arbeiten können als verfremdete Darstellungen ihrer Sicht auf die Welt charakterisiert werden. Ihre hauptsächlichen Inspirationsquellen sind Geschichte, Religion, Märchen, die Familie und die Medien. Während Ahalouchs Arbeiten früher vor allem um das Thema Familie und damit in Zusammenhang stehende Strategien kreisten, hat sie sich neuerdings universelleren und eher politisch orientierten Inhalten zugewandt.

Häufig kreiert sie ganze Bildserien, in denen sie unterschiedliche Geschichten verschmilzt und daraus neue Bilder entstehen lässt, die die Vielschichtigkeit einer Geschichte erst zutage treten lassen. Der Künstlerin geht es in ihren Werken um das Sichtbarmachen von Gegensätzen und von Abhängigkeitsstrukturen, die unserer gesamten sozialen Interaktion zugrunde liegen: Macht – Ohnmacht, Schuld – Unschuld, Mann – Frau.

Mit The Greatest Show in the World verwandelt Ahalouch den Ausstellungsraum in die abstrahierte Darstellung eines Zirkusses mit seinem eigenen kleinen Universum. Die Ausstellung umfasst Wandbilder, Malerei und Installationen ebenso wie Performance-Elemente und basiert auf Ahalouchs Recherchen über den berüchtigten “Salon Kitty”, ein Berliner Edelbordell, in dem seit den 1930er Jahren Nazi-Prominenz und lokale Honoratioren ebenso ein- und ausgingen wie ausländische Diplomaten, und dessen jüdische “Madame” Kitty Schmidt von den Nazis zur Spionage gezwungen wurde. Ahalouch nutzt das Setting des “Circus Kitty”, das sie im Gegensatz zur Farbenpracht eines echten Zirkusses in einer kalten Schwarz-Weiß-Optik präsentiert, als allgemeingültige Metapher für die vielen harmlosen und attraktiven Fassaden, hinter denen sich eine unendlich komplexe Welt voll Machtgier, Manipulation und Missbrauch verbirgt.

Die Künstlerin selbst befasst sich in ihrem Werk erstmalig mit der Abstraktion und lässt deren Konstrukte auf spielerische Weise auf die figurativen Charaktere in ihren Malereien treffen. Die Hintergründe ihrer neuen Gemälde definieren selbst wiederum eine Geschichte, die in den Wandmalereien Ausdruck findet.

Am Eröffnungsabend um ca. 20 Uhr heißt es “Hereinspaziert in die wunderbare Welt des Circus Kitty!”: Ahalouch el Keriasti präsentiert eine Performance mit Dolly Duster als Marlene Dietrich, einer Burlesk-Tänzerin und Zirkusartisten.

Wafae Ahalouch El Keriasti, geboren 1978 in Tanger (Marokko), lebt und arbeitet in Amsterdam. Sie studierte an der Hogeschool voor de Kunsten in Utrecht und war Residentin von De Ateliers und Rijksakademie van beeldende Kunsten in Amsterdam. Nach ihrer Teilnahme an einer Reihe internationaler Gruppen- und Einzelausstellungen wird Ahalouch im Sommer 2010 auch bei der in Potsdam stattfindenen XVII. Rohkunstbau (Kurator: Mark Gisbourne) vertreten sein. Derzeit ist Wafae Ahalouch El Keriasti als Stipendiatin des Fonds voor beeldende kunsten, vormgeving en bouwkunst, Amsterdam im Rahmen des Internationalen Atelierprogramms im Künstlerhaus Bethanien zu Gast.