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Architektur und Kunst spielen bei Walter Benjamin eine ganz besondere Rolle, denn für ihn war die Beziehung der Vergangenheit zur Gegenwart nicht zeitlicher, sondern bildlicher Natur. Das Vergangene konnte deshalb nach seiner Auffassung über ein Bild mit dem Jetzt „blitzhaft“ zu einer „Konstellation“ zusammentreten und eine „profane Erleuchtung“ bewirken. Wie am Sternenhimmel plötzlich in den leuchtenden Punkten eine Konstellation gesehen und diese als Sternbild gedeutet wird, so wird das Vergangene in einem „dialektischen Bild im Stillstand“ erfasst. Die begriffliche Auseinandersetzung stellt dazu nur den „lang nachrollenden Donner“ dar. Nicht nur Werke der bildenden Kunst wie Paul Klees Aquarell „Angelus Novus“, sondern insbesondere Bauten und Städte lieferten ihm als „raumgewordene Vergangenheit“ beispielsweise mit Passagen, Panoramen oder Interieurs derartige dialektischen Bilder, mit denen er die Träume, Wunsch- und Trugbilder eines Kollektivs durchschaute.

Die konkreten Bilder im Denken Benjamins blieben lange Zeit gegenüber seinen „Denkbildern“ zu wenig beachtet, erst in den vergangenen Jahren rückte seine spezifische Bildwelt stärker in das Interesse der Forschung. Während die bislang vorliegenden Studien einzelne Aspekte verfolgen und ausgewählte Beispiele untersuchen, wurde in dem Projekt „Walter Benjamin. Constelaciones“ des Círculo de Bellas Artes in Madrid der Versuch unternommen, die wichtigsten Konzepte Benjamins in einer filmischen Montage zu visualisieren. Der von César Rendueles und Ana Useros unter Leitung von Juan Barja erarbeitete Film wurde für die Präsentation im Architekturmuseum der TU München auf die Benjaminschen Texte zurückgeführt und in Ausstellung und Katalog durch die Zusammenstellung einiger wichtiger Architektur-Bild-Text-Relationen ergänzt. Die filmische Montage, mit der Benjamins Ideen eine Bilddimension erhalten und somit wieder in die Welt der bildlichen Erkenntnis eingebunden werden, erschließt sich in ihrer ganzen Komplexität erst durch Einbeziehung der Erläuterungen im Katalog, die durch einen Timecode exakt auf den Film bezogen und somit leicht nachvollziehbar sind. Ausstellung und Film sind Versuche, durch „eine Reflexion in Bildern“ Wege zu Benjamin zu eröffnen beziehungsweise zu vertiefen.

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Walter Benjamin. Eine Reflexion in Bildern
Ort: Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne