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WALTER PICHLER Prototypen, Skulpturen, Zeichnungen 31. März - 28. Mai, 2022

Galerie Krinzinger zeigt ausgewählte Werke und Archivmaterial Walter Pichlers aus den 60er und 70er Jahren. Im Entree der Galerie verweisen drei Zeichnungen auf den ersten Teil der Ausstellung der eine Auseinandersetzung mit seinem Frühwerk und seinen ikonischen Prototypen bietet. Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich selten gezeigten Zeichnungen und Skulpturen der frühen 70er Jahre.

In seiner unvergleichbaren Sprache arbeitete Pichler im Grenzbereich zwischen Skulptur und Architektur. In den frühen 1960er-Jahren begann er, Skulpturen als Modelle von Gebäuden und Städten zu deklarieren. Gemeinsam mit Hans Hollein manifestierte er seinen Zugang zur Architektur im Katalog Architektur. Work in Progress im Zuge einer Ausstellung in der Galerie Nächst St. Stephan 1963. Nach längeren Aufenthalten in Paris und New York begann er 1966 mit der Entwicklung der ersten Prototypen (1966 - 69). Erstmals wurden diese 1967 im Taxispalais in Innsbruck und in weiterer Folge in der Galerie Nächst St. Stephan, der Dokumenta 4 in Kassel, in der Generali Foundation, Wien, 1989 zuletzt in einer umfangreichen Ausstellung im Museum der Moderne Salzburg 2016/17 gezeigt. Sichtlich inspiriert von den Themen und Technologien dieser Zeit war es jedoch weniger die Utopie, sondern vielmehr eine Kritik an der Gesellschaft, die Walter Pichler interessierte. Skizzen, Zeichnungen, Fotografien, der Prototyp 1 und ein Exemplar des Galaxy Chair geben Einblick in die Entstehung Walter Pichlers frühen Schaffens.

Der zweite Raum zeigt noch kaum rezipierte Arbeiten aus den frühen 70er Jahren, wie Fundstücke aus Kreta, 1970, oder Reliquie (Interpretation einer Aggression), 1970. Nicht zuletzt waren es seine Reisen Mittelamerika- die er während seiner für ihn so prägenden Zeit in New York (1963/1966) unternahm - die sein Werk formal und auch inhaltlich beeinflussten. So bringt er in der Arbeit Reliquienschrein, 1971 sein Empfinden bezüglich der prekären Situation der indigenen Einwohner Mittel- und Südamerikas und der Black Power Bewegung zum Ausdruck.

Ab 1973 arbeitete Walter Pichler hauptsächlich auf einem abgelegenen Bauernhof in St. Martin an der Raab im Burgenland, wo er unter anderem Architekturen für seine Skulpturen realisierte. In oft langjähriger prozesshafter Auseinandersetzung entstanden die Skulpturen und Zeichnungen in einer ständigen Wechselwirkung. Die Zeichnung bedeutete für ihn konzentrierte Konzeption zur Vorbereitung auf die akribische Bearbeitung der Skulpturen, aber auch eine Art Befreiung von jener Präzisionsarbeit. In der Ausstellung verdeutlichen besonders die aufeinander bezogenen Skulpturen Grat und Schlucht Walter Pichlers Kontinuität im Umgang mit seinen Werken. Die an einen steilen Berggrat erinnernde Skulptur Grat entstand 1972, das Pendant Schlucht erst 20 Jahre später. Diese beiden Arbeiten verdeutlichen die wiederkehrende Auseinandersetzung des Künstlers mit Themen innerhalb seines Werkes.

Walter Pichler wurde 1936 in Deutschnofen in Südtirol, Italien geboren. Bis zu seinem Tod 2012 lebte er in Wien und St. Martin an der Raab im Burgenland. Walter Pichler lernte an der Kunstgewerbeschule in Innsbruck und machte seinen Abschluss an der Hochschule für Angewandte Kunst, Wien. Schon seit jungen Jahren war er in renommierten Museen weltweit vertreten, unter anderem im Museum of Modern Art New York, 1967 und 1975, auf der 4. Documenta in Kassel 1968, im österreichischen Pavillon auf der 40. Biennale di Venezia 1982, im Städel Museum in Frankfurt am Main 1987, im MAK Österreichischen Museum für angewandte Kunst, Wien 1988 und 2011, in der Generali Foundation, Wien 1998, im Stedelijk Museum in Amsterdam, 1998 und im Museum der Moderne in Salzburg, 2016/2017.

Bereits 1988 zeigte die Galerie Krinzinger, Innsbruck mit Das Türmchen eine Einzelausstellung von Walter Pichler.