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Ausgehend von den Befindlichkeiten und Herausforderungen unserer Zeit, dem Verhältnis von Gesellschaft und Kunst, Natur und Wissenschaft, setzen sich 6 KünstlerInnen intensiv mit verschiedenen Materialien, ihren Aspekten, ihren Bedeutungen auseinander und versuchen über die verdinglichte Darstellung einen Impuls auszulösen: Eine Art Transfer von Alltagsgegenständen oder industriellen Nebenprodukten in ein bewusstes Leben, in ein bewussteres Erleben der eigenen Mitwelt.
Ästhetisch, kritisch und humorvoll hinterfragend führt diese Kunst die BetrachterInnen in Erkenntniswelten, in denen sowohl logisches Engramm als auch sensitive Empathie ihren Platz haben.

Sarah Bildstein, 1987 in Feldkirch geboren, wuchs in Hohenbrugg and der Raab in der Südoststeiermark auf und lebt nun in Wien. Sie besuchte die Ortweinschule in Graz und schloss dort danach an der Karl Franzens Universität ein Kunstgeschichtsstudium ab. Seit 2011 studiert sie in Wien an der Akademie der bildenden Künste, zuerst bei Judith Huemer im Fachbereich ‘Erweiterter malerischer Raum’ und seit 2013 ‘Abstrakte Malerei’ bei Erwin Bohatsch.

Die konzeptuellen Arbeiten von Sarah Bildstein bewegen sich in verschiedenen Medien wie Zeichnung, Video, Collage, Skulptur und Installation. Sie verstehen Abstraktion im erweiterten Sinn als eine Praxis, die sich auch in den öffentlichen Raum einzuschreiben vermag. Ihre assoziationsreichen Objekte reagieren räumlich, skulptural und thematisch auf den jeweiligen Kontext und fordern die Wahrnehmung der Betrachtenden heraus. Ausgangspunkt ihrer Werke sind oft Alltagsgegenstände oder industrielle Nebenprodukte die durch Umformung oder Collage neue Zusammenhänge ergeben und als Appell für eine bewusstere Wahrnehmung unseres Umfeldes gelesen werden können. Inhaltlich konzipiert Sarah Bildstein abstrakte Beziehungsgefüge die gesellschaftliche Prozesse wie Entfremdung verhandeln. Wir denken heute ganz in den Bahnen der Wissenschaft und unterhalten dennoch magische Beziehungen zu den Dingen, Personen und symbolischen Leitbildern. Die Installation „Are you away to catch fairies?“ ist ein Sinnbild für das Verschieben von Bedeutungs- und Handlungsmustern über den herkömmlich zweckmäßigen Gebrauch von Werkzeugen hinaus.

Michaela Kisling. Geboren 1985 in Wien. Lebt und arbeitet in Wien. Seit 2011 Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien. 2015 Glasgow School of Art. Durch widersprüchliche Kombinationen von Materialen erzeugen Michaela Kislings Arbeiten Unstimmigkeiten, die auf das Verhältnis von Funktion und Dysfunktion verweisen. Das Phänomen des Mangels sowie Strategien der Versorgung und Prävention werden in Frage gestellt. Viele Elemente der Plastiken erweisen sich sofort erkenntlich, entspringen dem alltäglichen Leben, und doch entziehen sie sich ihrer Funktion durch kleine Störungen. Es eröffnen sich Bilder der Knappheit und der Gegebenheit, das zu verwenden, was da ist. Erinnerungen an eine Welt „wie sie einst war“ verweben sich mit Zukunftsvisionen.

Miriam Tinguely. AQUARELLE/COLLAGEN. kunstGarten-Artist in Residence 2016. Als Tochter von Eva Aeppli und Jean Tinguely 1950 in Basel geboren, siedelte sie bald mit den Eltern von Jean nach Genf und verbrachte danach den größten Teil ihrer Kindheit und Jugend in jenem fribourgischen Ort Bulle, das der Heimatort der Großmutter ist. 1978 zieht nach San Francisco und lebt bis 1998 in den USA, erste grosse Gemälde entstehen. 1998 kehrt sie in die in Schweiz zurück. 2000 lernt sie Pierre Keller kennen, der sie in die Technik der Radierung einführt und arbeitet ab 2001 mit dieser Technik im Atelier Aquaforte von Monique Lazega in Lausanne. Heute Miriam wohnt in einem Holzhaus am Mont-Pélerin (VD) in zwei Zimmern auf zwei Stockwerken. Hier aquarelliert und zeichnet sie, nur die Gravuren entstehen an der Ecole des Beaux-Arts und im Atelier Aquaforte in Lausanne. Ihr Häuschen steht nahe dem Areal von »Rabten Choeling«, einem Zentrum für Höhere Tibet-Studien, was Miriam für ihre Übungen sehr gelegen kommt. Sie hat schon als Kind immer gezeichnet und gemalt und wurde vor allem von ihrer Mutter Eva, so schwierig ihre Beziehung auch immer war, in diesem Künstlerin-Sein unterstützt. Sie ist der Bildsprache ihrer Mutter näher als den Wundermaschinen ihres Vaters. Hinter der vordergründigen Abstraktion tauchen in Miriams Arbeiten Menschenbilder auf, die in ihre Existenz leidenschaftlich verflochten sind.

Heinz Cibulka kam früh in Kontakt mit den Wiener Aktionisten. Bevor er selbst Künstler wurde, hat er für Rudolf Schwarzkogler und Hermann Nitsch als Akteur bei diversen Aktionen mitgewirkt. Neben Bildgedichten und Fotos sind großformatige Bildcollagen, aber auch Skulpturen und Materialbilder entstanden; er durchstreift seit mehr als 40 Jahren ausgehend von seinem Wohnort im Weinviertel – die vielfältigen Regionen dieser Welt, als genauer Beobachter unscheinbarer Handlungen und vergänglicher Augenblicke des Lebens, setzt Computerkunst und Video ein und spürt den poetischen Qualitäten des Alltags nach.

kompost / cover

” Gedichtete Skulptur
malerisch aufgetragen
im pointillistischen Schritt
Ein Lasurkuchen ragt in den Raum
Strotzende leibhaftige Farbteile
gabelweise zu Bildern geschichtet
angehäuftes Pflanzen- und Tierfleisch
singt und duftet auf
Musikalische Hochzeit abfallender Stoffe
Rauschender Brauttanz sogenannter Toter
Schwarzes unterirdisches Mahl
Mutterkuchen für den Auferstehungswillen
unter dem Grasmantel der Aufspaltung ”

Die thematische, formale und technische Vielfalt des umfassenden Werks von Arnold Reinisch, geboren 1962 in Graz, wurde bei Ausstellungen und Beteiligungen in Österreich, Deutschland, Frankreich, Indien, Kroatien, Litauen, Niederlande, Norwegen, Schweiz, Singapur, Slowenien, Spanien, Ungarn, UK und USA präsentiert. Thematisch verknüpfte Werkgruppen überschneiden Genres der Fotografie, Grafik, Installation, Malerei, Mixed Media, Objekt, Plastik und Video. Diesmal zeigt er im kunstGarten Gartenskulpturen aus den Trommeln von ausrangierten Haushaltsgeräten und Installationsrohren, die formal an Pflanzen erinnern. Die Diskrepanz zwischen Form und Material, das weder Sauerstoff für Lungenatmende erzeugt noch über seine Verrottung Nährstoff für weiteres Wachstum erzeugen kann, hat in aller künstlerischen Verspieltheit Signalwirkung: Vordergründiges sollte durch Nachhaltiges ersetzt werden!

Jani W. Schwob BACK TO EARTH. Die Eingrabung eines hohlen Lehmwürfels. Konzept : Die Rückkehr einer KUNSTFORM zurück zur Erde. Der Kubus wird durch Witterungseinflüsse wieder zu Erde und dient gleichzeitig als zukünftiger Pflanzen- und Tierweltraum. Er besteht nur aus natürlichen Bestandteilen, das heißt der Zerfall ist ökologisch OK und durch- aus erwünscht. Das Objekt wird zum Zweck der Integrierung in das Erdreich zu einem Drittel der Seitenkante (Länge 80 cm) eingegraben und fixiert. Zur Stabilisierung wird der Kubus auf die Spitze gestellt und eingeschottert. Der KUBUS bleibt fotografisch „Unter Beobachtung“. Jani W. Schwob geboren 1961 in Leoben, lebt und arbeitet in den Bereichen Grafik, Malerei und Objektkunst in Graz. Seit den 90er Jahren ist er in Ausstellungen im In- und Ausland vertreten. Zusammen mir Karin Sajer und Maria Mercedes Ortiz initierte er das sozialkreative Projekt {vamos!gemma} in Nicaragua/Leon. Er ist Gründungsmitglied der Kunsthalle Graz.

Eröffnung durch GR Karl-Heinz Herper und Kunsthistorikerin Iris Kasper: 6. Mai 15:30