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Aus der Daros Collection werden rund vierzig Exponate von einem amerikanischen und zwei deutschen Künstlern präsentiert, die sich der Malerei verschrieben haben und ihr Wirkungsvermögen ergründen: Andy Warhol (1928—1987), Sigmar Polke (1941) und Gerhard Richter (1932).

Die Wichtigkeit und die Aktualität der Malerei wurden im und für das 20. Jahrhundert immer wieder in Zweifel gezogen, ohne dass es letztlich aber zu einer Verabschiedung dieser traditionsreichen Gattung gekommen wäre. Im Gegenteil: Anhand einer repräsentativen Aus-wahl von Bildern gelingt es zu zeigen, wie bildnerische Ausdrucksformen reflektiert, neu definiert und auf bis dahin unbekannte Bereiche der Realität hin geöffnet werden.

Vor seinem 1960 umgesetzten Entschluss, Künstler zu werden, hat Andy Warhol als Werbegrafiker gearbeitet. Während sein diesbezüglicher Erfolg auf einem betont intimen, handwerklichen Stil basiert, beruht sein Erfolg als Künstler im Gegensatz dazu auf einem entpersönlichten, eine individuelle Handschrift meidenden Konzept. Eine vergleichbare Widersprüchlichkeit dokumentiert auch seine Motivwahl: Der wichtigste Exponent der Pop Art geht nicht von Dingen, sondern von deren Abbild aus — von Fotografien, Diagrammen und Werbezeichnungen. Diese Vorgehensweise begründet unter anderem auch die enzyklopädische Dimension seiner Themen.

Die Komplexität von Warhols Kunst lebt vom Gefühl der Unsicherheit. Mit der thematischen Vielfalt kontrastiert die formale Gleichförmigkeit, und mit der Wirklichkeit konkurriert ihre bildliche Reproduktion, oder wie Warhol es formulierte: “I don’t know where the artificial stops and the real starts.”

Ebenfalls zu Beginn der sechziger Jahre entdeckt Gerhard Richter die Fotografie, genauer das Amateur- und Zeitungsfoto, welches ihm fortan als Vorlage für seine gegenständlichen Bilder dient. Damit befreit sich der in Dresden ausgebildete und 1961 nach Köln übersiedelte Maler nicht nur von der politisch motivierten Malerei des Ostens, sondern auch von der subjektzentrierten Malerei des Westens. Unter bewusster Vernachlässigung von Komposition, Stil und persönlicher Handschrift malt er Möbelstücke, Sekretärinnen, Stadtansichten, Landschaften, Tiere etc. Diese Konzentration auf die Welt des Faktischen ermöglicht es ihm, die Grenzen und die Möglichkeiten der Malerei künstlerisch auszuloten und zu formulieren. In diesem Zusammenhang spielt für Richter das eigentliche Handwerk, die Arbeit mit Farbe, Pinsel und ähnlichen Gerätschaften, eine zentrale Rolle. Der scheinbare Gegensatz figurativ-abstrakt wird dabei bedeutungslos: Richters Werk changiert mühelos zwischen Abbild der Wirklichkeit und reiner Malerei.

Das Wirtschaftswunder hat sich bereits konsolidiert, als Sigmar Polke Ende der sechziger Jahre die neudeutsche Gemütlichkeit malerisch aufs Korn nimmt: Nierentisch und Palme, Reiherpärchen und Negerplastik. Um die Bedeutungslosigkeit dieser kleinbürgerlichen Sehnsüchte zu entlarven und um auf die Fallen der Konsumkultur aufmerksam zu machen, entwickelt er zwei Methoden der Dekonstruktion: das Rasterbild und die Malerei auf industriell bedruckten Textilien. Sowohl der Stoff als auch dessen Musterung sind ausgesprochen unpersönlich und verschleiern mehr, als dass sie enthüllen. Und auch in den Rasterbildern tritt die Welt als blosses Muster auf, das zerlegt und neu zusammengesetzt werden kann. Polke dekonstruiert, um die Sichtbarkeit der Wirklichkeit und die Realität des Bildes zu ergründen, um “das eine zu sehen als ein Vorbild und das andere als eine eigene Sache”.

Angelpunkte der Ausstellung In the Power of Painting 1 sind Bilder aus der bedeutenden Warhol-Werkgruppe der Daros Collection. Darüber hinaus ist Warhols bildnerischem Schaffen von 1960 bis 1963 ein eigener Raum gewidmet, der die Entwicklung von den hand-gemalten Bildern bis zum Siebdruck nachzeichnet. Einen weiteren Höhepunkt bildet die Gegenüberstellung von Werken der drei Künstler, die sich mit kollektiven und individuellen Katastrophenfällen – Desastern – befassen.

Die Ausstellung wird von einem Katalog und einem Art Education-Projekt, the power of art, begleitet.

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