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Eröffnung: Freitag, 26. April, 2013, 16–21 Uhr Frankfurt am Main

Bei einem Ausstellungsaufbau lernte ich junge, ausgesprochen charmante Kollegen kennen. In der Unterhaltung über Interessen, Vorlieben, die Suche und Leidenschaft in der Kunst, spezifisch der Malerei, wurde mir eines deutlicher als zuvor – dass sich diese Künstler völlig anders, abenteuerlustiger, skrupelloser auf die Kunstgeschichte bezogen. Das hat sicher etwas mit dem Generationsunterschied zu tun. Sie bedienen sich an Bildern, Gesten, Strategien und Diskursen, etwa aus der klassischen Moderne, dem abstrakten Expressionismus, Minimal und Concept - Art. Sie tun dies lustvoll und experimentierfreudig, ohne Pathos und allzu große Rücksicht auf einen weihevollen Kanon. Um aus diesem Fundus zeitgemäße und relevante Bilder zu schöpfen, greifen sie zu allen nur möglichen Mitteln. Berlin - Galeriebesuch nach eine r Eröffnung in Mitte/Kreuzberg. Zwei junge, talentierte Künstler verführen mich mit Ihrem Auftritt, ihrer Präsentation, in der Beschäftigung mit Malerei. Paul Simon Krüger und Sarra Turan , die beide bei Walter Dahn in Braunschweig studiert haben, lösen in mi r das Gefühl purer Leichtigkeit aus, durch ihre verknappte Setzung, die Konzentration auf das scheinbar Formale, das tatsächlich aber absolut spannungsgeladen ist. Wenig später entdecke ich Arbeiten von beiden im Bonner Kunstverein. Paul Simon Krüger, der im Gegensatz zu mir wirklich mal Sprüher gewesen ist, lässt mit lässig gefundenen Stoffen, Images, Bedeutungsträgern den Wind gen Malerei wehen. Sarra Turans Bilder empfinde ich im Kontext von minimaler Malerei immer auch als Objekte. Doch auch wenn dieses Objekthafte bei ihr angedeutet wird, durch die schnelle Zeichnung auf dem Vorgefundenen und die Überarbeitung hin zum Bildraum, wird es immer zu Malerei. Friederike Feldmann lernte ich bei einer gemeinsamen Einladung zu einer Ausstellung zum Thema Wandarbeit für eine Unternehmung kennen. Seit dem verfolge ich gespannt ihre Arbeit. Von allen teilnehmenden Künstlern gelang ihr damals die geistreichste ortreflektierende Lösung in Form einer wundervollen abstrakten Wandarbeit. Inzwischen beschäftigt sie sich vor allem mit Typografie, Typografisches zur Zeichnung in Form von Gemälden treiben uns beide um. Antje Majewski ist mir das erste Mal in der Ausstellung im Frankfurter Kunstverein deutschemalereizweitausenddrei begegnet. Im Rahmen der damaligen Präsentat ion haben es aus meiner Sicht nur wenige Positionen geschafft, das Medium Malerei zu hinterfragen und eine Entwicklung zuzulassen, ohne einem bestimmten Stil oder einer bestimmten Vorliebe zu dienen, sondern dem Medium verpflichtend, infragestellend und Risiko eingehend. Antje Majewski ist darin für mich eine deutliche Ausnahme. Sie ist ganz dem Medium der Malerei verpflichtet, während sie es konsequent in Frage stellt und Risiken eingeht. Als ich unlängst in einer Museumsausstellung Gemälde von ihr bewunde rn durfte, verblüfften mich die Frische, die formalen Brechungen und ihre inhaltlichen Auseinandersetzungen mit Malerei, die bei ihr zum Prozess gehören. Henry Kleine entwickelt in seiner gestisch wirkenden Malerei mehr als nur eine der Kunstgeschichte z ugewandte Malerei. Politisches, Formales implodieren zu Formationen von Pinselhieben und Setzungen. Seine Bilder erscheinen auf eine fast romantische Weise aufgeladen und vermitteln zugleich in der Fokussierung auf Material und Malgrund lakonische Trockenheit. Eine spannende Gratwanderung – durch den subjektiven Strich, durch das Empfinden in der Andeutung, ein Mehr im Bildlichen zu finden. Ulrich Wulff – ein Allrounder, dessen Malerei mir ein erstes Mal bei gemeinsamen Freunden auffiel, zeigt hier nun in der Ausstellung in der Galerie September abstrakte Malereien, die sich im Entziehen des Subjektiven ganz der Malerei widmen. Kein Pardon. Einfach Malerei und eben nicht einfach. Im Gegensatz zu den derzeitigen sehr reduzierten Gemälden, werden in der Ausst ellung 2008 entstandene Malereien zu sehen sein - Farbe pastos versus Prä - Gestalt.

Ich freue mich über die Einladung von Oliver Koerner von Gustorf zu dieser Ausstellung und danke den teilnehmenden Künstlerinnen, Künstlern für ihre eigenwillige Arbeit im Medium der Malerei, die auch mein eigenes Tun inspiriert.

Carsten Fock

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WAS ICH GUT FINDE
Malerei im Heute

künstler:
Paul Simon Krüger, Sarra Turan, Antje Majewski, Friederike Feldmann, Ulrich Wulff

kurator:
Carsten Fock