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Farblos, geruchlos, ohne Eigengeschmack, immer flüchtig – und doch ist Wasser der Ursprung allen Lebens, Metapher für das nicht Fassbare, für Gefühle und Sehnsüchte, und somit Motiv in der Kunst. Wasser ist aber auch eines der zentralen Themen des 21. Jahrhunderts: Naturgewalt, Ware vielmehr als Mythos, Waffe eher denn Menschenrecht – ein Grund für das Institut für Auslandsbeziehungen, zu der Ausstellung "Wasserlust und Wassers Not" in der ifa-Galerie Stuttgart sieben Künstler einzuladen, die sich mit Wasser als Natur- und Rohstoff, als Lebenselixir, aber auch brisantes Politikum vor allem in Afrika und im Nahen Osten auseinandersetzen.

In ihren Fotografien, Video-Arbeiten und Installationen thematisieren und visualisieren Taysir Batniji, Erdal Buldun, Bright Ugochukwu Eke, Lutz & Guggisberg, Mohamed Romène, Sérgio Santimano und Benjamin Wild ganz verschiedene Aspekte des Verhältnisses zwischen Mensch und Wasser. Sie formulieren Kritik am rücksichtslosen Umgang des Menschen mit dem kost-baren Nass – und springen doch mit aller Lust ins kalte Wasser; sie geben Denkanstöße, vor allem ermöglichen sie aber sinnliche, zuweilen auch sinnbildliche Erfahrungen rund um das uns zwischen den Fingern zerfließende Element.

Globale Zusammenhänge stellt Benjamin Wild (1981, Köln) zur Diskussion: In seiner Buch- und Computerinstallation stellt er Wasser und Land auf den Kopf und die Besucher vor die Frage "Was wäre wenn..." Meere zu Kontinenten und Landmassen zu Wasser würden? Lutz & Guggisberg (1968 und 1966, Zürich) verbinden auf spielerische, wundersame und höchst subversive Weise Natur und Kultur: In ihrer Videoinstallation "Einmal, da hörte ich ihn, da wusch er die Welt" werden die Untiefen im Verhältnis zwischen Mensch, Technik und Natur ausgelotet und gründlich unterspült.

Nicht nur mit globalen Fragen, sondern auch mit lokalen oder regionalen "Wasser-Problemen" setzen Künstler sich angesichts des "Wassers und der Menschen Not" auseinander: So fokussiert Bright Ugochukwu Eke (1976, Nsukka) in seiner Installation "Shields" (Schilde, Schirme) das Phänomen des sauren Regens in Nigeria. Taysir Batniji (1966, Palästina und Paris) hinge-gen entwickelt für die Ausstellung eine Arbeit, die auf leise, sehr poetische Art und Weise von Wasser nicht nur als Material und Bedeutungsträger handelt, sondern auch den politischen Aspekt von Wasser als Ware und Waffe anklingen lässt: Der Künstler schreibt die 109 arabischen Bezeichnungen für Wasser mit Wasser, das verdunstet, eintrocknet, sich verflüchtigt – und in zu vielen Regionen gerade im Nahen Osten zur Mangelware und zum Ausgangspunkt für Kriege wird.

Und doch, bei aller Not: Es ist auch eine Lust mit dem Wasser! Sérgio Santimano (1956, Uppsala und Maputo) gibt uns in seinen Fotografien einen Einblick in das Leben in Moçambique mit viel, manchmal zu viel, zuweilen aber auch mit viel zu wenig Wasser. Mohamed Romène (1967, Hammamet) zeichnet in seiner Fotoserie das Porträt eines Hamams in Tune-sien sowie seiner Besucher; das öffentliche Bad, Raum und Ritual, ist in der arabischen Welt ebenso wie in Europa vom Aussterben bedroht. Erdal Buldun (*1964, München) setzt seine aus seiner Kindheit in Izmir an der türkischen Mittelmeerküste herrührende, vielen Menschen eigene Sehnsucht nach einem Leben am Meer ins Bild: Wasser als Quelle des Glücks. Die drei Fotografen zeigen in ihren Fotoserien das köstliche Nass, das wir trinken, mit dem wir uns waschen, in das wir eintauchen, in dem wir fischen, an dem wir träumen.

Natur und Umwelt ist Schwerpunkt der Ausstellungsreihe "Schauplatz Natur" im Programm der ifa-Galerien 2008/2009; im November 2008 folgt die Ausstellung "Tanz auf dem Vulkan"