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WEHRHAHNLINIE DÜSSELDORF
20.02.2016

U-Bahnstationen:
KIRCHPLATZ
GRAF-ADOLF-PLATZ
BENRATHER STRASSE
HEINRICH-HEINE-ALLEE
SCHADOWSTRASSE
PEMPELFORTER STRASSE

Künstler:
Ralf Brög
Ursula Damm
Manuel Franke Enne Haehnle Heike Klussmann netzwerkarchitekten Thomas Stricker

Düsseldorf, 21.02.2016

Viele Tausend Besucher haben am heutigen Samstag gemeinsam mit den beteiligten Ingenieuren, Architekten, Künstlern sowie Vertretern der Landeshauptstadt Düsseldorf und des Bundes die Eröffnung der Wehrhahn-Linie gefeiert. Damit findet eines der größten und anspruchsvollsten innerstädtischen Bauvorhaben der jüngsten Zeit nach über 15 Jahren Plan- und Bauzeit seinen erfolgreichen Abschluss.

Ein Glanzlicht ist die Gestaltung des neuen U-Bahntunnels und der sechs U-Bahnhöfe auf dieser Strecke. Architektur und Kunst verbinden sich eindrucksvoll und prägen gemeinschaftlich den Raumeindruck. Dazu beigetragen haben auch die bemerkenswerten Entscheidungen, die Künstler als gleichberechtigte Partner vom Beginn der Planungen an zu beteiligen und in den neuen U-Bahnhöfen keine Werbeflächen zuzulassen. Die Süddeutsche Zeitung urteilt heute: "Grandioser Kunst- und Architekturraum". Die New York Times schreibt: "Art and magic in a German Metro".

Umgesetzt haben diese Aufgabe das Büro netzwerkarchitekten aus Darmstadt zusammen mit der Künstlerin Heike Klussmann, die gemeinsam im Jahre 2001 gegen große internationale Konkurrenz den zweistufigen, EU-weit ausgeschriebenen Architektenwettbewerb für alle sechs U-Bahnhöfe gewonnen haben.

Gemeinsam entwickelten sie das Gesamtkonzept eines U-Bahntunnels als „unterirdisches Kontinuum“, der sich ähnlich einer riesigen Schlange durch das Erdreich windet und sich an den jeweiligen Stationen weitet, um dann seinen unterirdischen Weg fortzusetzen. Es weist im Gegensatz zu den Farbräumen der Zugangsräume eine helle reliefartige Netzstruktur auf. Die kleinste grafische Einheit dieser Darstellung ist eine Raute. Sie wird durch die Bauteilfuge erzeugt und ständig variiert, sodass sich eine räumliche Zeichnung ergibt. Die Struktur des Kontinuums zieht sich zusammen oder weitet sich systematisch. So entsteht eine dynamische Raumwirkung. Als Klammer und Verbindung nach oben werden die Stationen über Einschnitte mit dem Stadtraum verbunden und erhalten jeweils eine eigene Identität.

Zentrale Leitlinien der Gestaltung der Bahnhöfe waren Weiträumigkeit, großzügige Sichtbeziehungen zwischen den Bahnsteig- und Verteilerebenen, Übersichtlichkeit, einfache Orientierung und so viel Tageslicht wie möglich bis tief in die Bahnhöfe hinein.

Über einen zweiten Wettbewerb im Jahr 2002 wurden die Künstlerinnen und Künstler Ralf Brög, Ursula Damm, Manuel Franke, Enne Haehnle und Thomas Stricker ausgewählt, die zusammen mit den Architekten stationsweise eine jeweils spezifische Gestaltung der Zugangsräume entwickelt haben. Dazu übernahm Heike Klussmann die Station Pempelforter Straße.

Ralf Brög hat an der Station Heinrich-Heine-Allee drei Aufführungsorte für wechselnde Klang und Soundbeiträge gestaltet - als Theater, als Labor und als Auditorium. Ursula Damm entwickelte für die Station Schadowstraße eine mehrteilige interaktive Installation. Manuel Franke hat an der Station Graf-Adolf-Platz durch Hunderte von leuchtend grünen Glastafeln einen begehbaren Farbraum geschaffen, der aufgebrochen wird durch einen mitreißenden Linienstrom. Enne Haehnle schrieb für ihre Station Kirchplatz poetische Texte, die sie skulptural umgesetzt hat. Heike Klussmann lässt ausgehend von den Zugängen weiße Bänder über die Wände, die Decken und den Boden der Station laufen und an der Geometrie der Architektur brechen und abwickeln. Thomas Stricker holt an der Station Benrather Straße durch die konzeptionelle Umkehrung des die Architektur umgebenden Raumes das Universum mit seinen Planeten und Sternen, seiner Ruhe und Schwerelosigkeit in die Unterwelt des U-Bahnhofs. Alle Stationen eint das Bewusstsein vom bewegten Menschen und seinen alltäglichen Prozessen.

Schon vor Fertigstellung gab es wichtige Auszeichnungen für die Düsseldorfer Wehrhahn-Linie: Im Mai 2015 wurde der U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee der Wehrhahn-Linie vom Architekten- und Ingenieurverein Düsseldorf (AIV) zum Bauwerk des Jahres 2014 gewählt. Als Begründung wurde die „herausragende Ingenieurleistung“ bei der Unterquerung des Kaufhofs an der Kö genannt. Der AIV und die Bauherrin verwiesen in diesem Zusammenhang auf die ingenieurtechnische Gesamtleistung und die gute Zusammenarbeit aller Disziplinen. Weitere Anerkennung wurde der Wehrhahn-Linie mit dem STUVA-Preis 2015 zuteil. Die Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen zeichnete das innerstädtische Verkehrsgroßprojekt unter anderem für die zukunftsweisende Nutzung von unterirdischem Raum, zahlreiche technische Neuerungen und das beispielhafte Zusammenwirken aller Projektbeteiligten aus.

Verschiebungen in der auf acht Jahre angelegten Bauzeit gab es lediglich durch die Sicherung archäologischer und kulturell bedeutender Funde im Zuge der Spezialtiefbau- und Aushubarbeiten. Die Baukosten betrugen 843,6 Mio. Euro, getragen von der Landeshauptstadt Düsseldorf, dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Bund. Das Projekt Wehrhahn-Linie steht in seiner Dimension und Komplexität beispielhaft für moderne Stadtwicklung und Verkehrsplanung. Eine zukunftweisende Verkehrsinfrastruktur sorgt für bessere, schnellere und gleichberechtigte Mobilität aller Verkehrsteilnehmer. Das Paradigma „autogerechte Stadt“ aus der Zeit des Wiederaufbaus wird heute, einhergehend mit dem Strukturwandel der Städte, zugunsten der Sichtweise „Raum für alle“ zunehmend verworfen.

Mit der Inbetriebnahme der Wehrhahn-Linie entstehen neue, schnellere und barrierefreie Verbindungen quer unter der Innenstadt, die Entwicklungsgebiete im Osten und Süden der Stadt sind so besser an das Zentrum angebunden und die unter- wie oberirdischen Verkehrsströme werden gebündelt und optimiert. Durch die Verlegung der Stadtbahn unter die Erde entstehen zudem neue Räume und Gestaltungsmöglichkeiten an der Oberfläche, die das Stadtbild Düsseldorfs nicht nur am prominenten Kö-Bogen nachhaltig prägen und verschönern werden.