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Vom 26. Januar bis zum 21. April 2013 zeigt Situation Kunst (für Max Imdahl) Fotografie-Überarbeitungen von Monika Huber und eine Videoinstallation von Ingeborg Lüscher. Die in der Ausstellung gezeigten Werke beider Künstlerinnen eint der künstlerisch-reflektierende Blick auf jeweils tagesaktuelle Ereignisse, deren öffentliche Wirkung und Wahrnehmung. In ihrer Videoinstallation Die andere Seite (2011) verschafft Ingeborg Lüscher Opfern beider Seiten des Nahostkonflikts eine Art stummes, visuelles Forum. Hubers Fotografie-Überarbeitungen hingegen resultieren aus einer kritischen Auseinandersetzung mit der jüngsten Kriegs- und Krisenberichterstattung in den Fernsehnachrichten. Dabei erfolgt die Frage nach Authentizität und Wahrheitsgehalt der massenmedial vermittelten Bilder selbst aus multi- bzw. intermedialer Perspektive.

So fotografiert Monika Huber (geb. 1959 in Dingolfing) Nachrichtenbilder gewaltsamer Konflikte direkt vom Bildschirm ab. Anschließend wird der Bildausschnitt verändert, der gedruckte Abzug übermalt und erneut fotografiert. Obwohl das abgebildete Geschehen oft nur noch schemenhaft zu erkennen ist, lassen die übermalten und fragmentierten „Screenshots“ die gewaltsamen Ursachen einzelner Gesten, Bewegungen oder Handlungsabläufe erahnen. Die malerische Verfremdung der Aufnahmen aus (u.a.) Libyen, Ägypten und Syrien verstärkt zugleich deren Kontextlosigkeit. Huber, die Malerei bei Günter Frühtrunk an der Münchener Akademie der Bildenden Künste studierte, geht es in ihrer Serie Einsdreißig (2011 – 2012) um Fragen nach der Glaubhaftigkeit und der Aussagekraft von Fernsehbildern. Eine Minute und dreißig Sekunden dauert in der Regel ein Beitrag in Nachrichtensendungen. Die Werkgruppe, die 2011 bereits im Haus der Kunst in München gezeigt wurde, macht deren Ausschnitthaftigkeit und Konstruiertheit durch Verfremdung und Überzeichnung bewusst.

Während Monika Huber aktuelle Krisen und Konflikte und deren anonymisierende mediale Aufbereitung in den Blickpunkt rückt, verleiht Ingeborg Lüscher (geb. 1936 in Freiberg, Sachsen) den unmittelbar davon Betroffenen ein Gesicht. In ihrer Videoarbeit Die andere Seite richtet sie drei immer gleiche Denkaufforderungen an Menschen aus Israel und aus den Palästinensergebieten. Nur am jeweiligen Mienenspiel der in Nahaufnahmen gezeigten Gesichter lässt sich erahnen, wie die Reaktionen eines jeden Gefragten ausfallen. Sprachliche Äußerungen sind in der tonlosen, etwa 30-minütigen Videoinstallation, die zur Zeit auch im Hamburger Bahnhof in Berlin zu sehen ist, nicht zu hören. Beide Künstlerinnen verzichten zudem auf Farbe und beschränken sich auf ein abstrahierendes Schwarz-Weiß, das die hier thematisierten Erfahrungen von Krieg und Gewalt als für die Betrachter bereits medial vermittelte kennzeichnet. Lüscher, deren Werke bereits mehrfach bei der Kasseler documenta und den Biennalen in Venedig vertreten waren, interessieren in dieser Video-Arbeit weniger die historisch-politischen Dimensionen des Nahost-Konflikts. Vielmehr geht es ihr um die Sichtbarmachung elementarer (Kriegs-)Erfahrungen wie Schmerz und Verlust. Dabei werden die von ihr aufgenommenen Gesichter selbst zu Medien, die in der Erinnerung bewahrte und durch die Denkaufforderung heraufbeschworene Empfindungen projizieren.

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Wenn Fernes nahe rückt
Mediale Installationen von Monika Huber und Ingeborg Lüscher
Ort: Situation Kunst (für Max Imdahl)