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Mit der Ausstellung „Werner Pokorny – Skulpturen“ zeigt der Kunstverein Neckar-Odenwald ab dem 25. Juli 2004 die wichtigste Schau seiner diesjährigen Saison. Es kann von einem außerordentlichen Glücksfall gesprochen werden, dass es Werner Zeh, dem Vorsitzenden des Kunstvereins, gelungen ist, den renommierten Künstler, der als einer der bedeutendsten deutschen Plastiker der Gegenwart gilt, für dieses Ausstellungsprojekt zu gewinnen.

Mosbach hat eine ganz besondere Bedeutung für Werner Pokorny, denn hier wurde er 1949 geboren. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Ein Studium der Kunstgeschichte und Kunstwissenschaft schloss sich an. Nach etwas mehr als einem Jahrzehnt Tätigkeit als Kunsterzieher am Gymnasium erhielt Pokorny eine Gastprofessur an der Akademie in Karlsruhe. 1998 wurde er zum Professor für Allgemeine Künstlerische Ausbildung, Schwerpunkt Bildhauerei an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart berufen. In mehr als 80 Einzelausstellungen hat Pokorny sein Werk der Öffentlichkeit vorgestellt, von den unzähligen Ausstellungsbeteiligungen nicht zu sprechen. Pokorny ist durch seine Außenplastiken ohnehin ein Künstler im „öffentlichen“ Raum, denn viele seiner Werke sind Auftragsarbeiten für Gebäude, Plätze und Parks.

Die Materialien des Bildhauers sind ausschließlich Stahl und Holz. Der Werkstoff Metall ist den für den Außenbereich vorgesehenen Arbeiten vorbehalten. Pokorny nutzt hier die besonderen Eigenschaften des modernen Materials, das ihm erlaubt, es jeder gewünschten Form und Größe folgen zu lassen und das den Einflüssen der Witterung trotzt. Beim Umgang mit Holz hält sich Pokorny an die Dimensionen, die ihm die Natur des gewachsenen Werkstoffs vorgibt. Die Größe des Baumstamms legt die maximale Ausdehnung der späteren Arbeit fest. Seit 1987 arbeitet der Künstler bevorzugt mit afrikanischen Hölzern, die sich durch ihre Härte und Farbigkeit auszeichnen, dem Plastiker aber auch mehr Widerstand entgegen setzen als viele der vorher von ihm verwendeten europäischen Holzarten.

Werner Pokorny hat in konsequenter künstlerischer Weiterentwicklung eine charakteristische und unverkennbare Form- und Stilsprache erarbeitet. Die Formen seiner Werke scheinen archaisch auf grundsätzliche Urbilder zurückzuverweisen – etwa: Schale, Stele, Haus. Kunstwissenschaftler sprechen von einem Spannungsfeld zwischen Komplexität und Einfachheit, das sie in seinen Holzskulpturen entdecken. Im Kreisen um die gleichen elementaren Elemente offenbart sich eine intensive Befassung, die alle Ebenen der künstlerischen Auseinandersetzung – Emotion, Geist, Sehen und Schaffen – umfasst.

In Mosbach werden ausschließlich Holzskulpturen Pokornys zu sehen sein – also Arbeiten für den Inneraum, mit der Ausnahme einer Außenplastik aus dem besonders wetterbeständigen Cortenstahl. Die Holzarbeiten werden in faszinierenden Bezug zueinander und zur Architektur des Ausstellungsgebäudes gestellt werden. Hier wird der Betrachter einem wiederkehrenden Metapher begegnen – dem Haus. Auf seine Grundelemente reduziert, erscheint diese Chiffre für das elementare Heimischmachen des Menschen seit 1982. Daraus ergibt sich wie zwangsläufig die Befassung mit der Dualität Innen-Außen. Rippen- und Gitterstrukturen sind weitere Konzentrationspunkte für Pokornys Arbeit, die durchweg Ernsthaftigkeit und Erdung ausstrahlt.

„Kein anderes plastisches Material hat eine vergleichbare Nähe zu Lebensprozessen, die denen des Menschen entsprechen“, schreibt Pokorny über das Holz als Grundlage seiner Arbeiten. Die Mosbacher Ausstellung gibt Gelegenheit, sich mit Pokornys Deutung dieser Tatsache zu befassen. Gleichsam als Kontrapunkt zu den Arbeiten im Alten Schlachthaus ist die Stahlskulptur Haus/Haus von 1997 zu sehen, die während der Ausstellungsdauer im Außenbereich der Alten Mälzerei platziert wird. Sie repräsentiert den anderen Teil seines Werkes, der diesem kühleren, dem Biotischen ferner stehenden, aber formbareren Material gewidmet ist.

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Skulpturen