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WESTEND 05 KNOW YOUR RIGHTS ist ein zehntägiges Festival im ehemaligen Industrie- und Arbeiterviertel Plagwitz.

WESTEND 05 KNOW YOUR RIGHTS behauptet: Demokratie ist durch Kapitalismus gefährdet. Und stellt folgende Fragen: Ist ein auf Partizipation, Gerechtigkeit und Freiheit beruhendes demokratisches Gesellschaftssystem mit einer durch kapitalistische Strukturen geprägten Gesellschaft vereinbar? Wird Demokratie erst durch die uneingeschränkte Freiheit des Marktes erzeugt? Oder stellt sich die Frage anders? Verursacht nicht der Wille zu mehr Demokratie das Ende des Kapitalismus?

In Vorbereitung von WESTEND 05 KNOW YOUR RIGHTS wird die Reihe der Schaubühnen Salons fortgesetzt. In Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk weiterdenken in der Heinrich Böll Stiftung e.V. finden zwei Salons statt, die eine öffentliche Diskussion der im Rahmen des Festivals gestellten Fragen sowie der Möglichkeiten und Grenzen einer kritischen Kunstpraxis befördern.

Kunst und Öffentlichkeit 23. Mai 05, 19:30 Uhr, Schaubühne Lindenfels

Die Politisierung der Kunst ist Thema des Autors, Kurators und Kunstkritikers Marius Babias. Denn seit einigen Jahren ist der zunehmend strategische Gebrauch des Politischen in der Kunst zu beobachten. Anhand ausgewählter Beispiele seiner Arbeit als Kurator im Kokereiverein in Essen und in der Generali Foundation in Wien wird Babias Perspektiven für eine aktuelle kritische Kunstpraxis vorstellen. Dabei nimmt er Bezug zur Öffentlichkeit als zentrale Kategorie der Gesellschaftstheorie seit den 1960er Jahren. Es moderiert René Reinhardt.

Kunstprojekte

ALFEDO JAAR (New York) * 1956 Santiago de Chile. Lebt und arbeitet in New York. Alfredo Jaar kam in den frühen achtziger Jahren von Chile nach New York. Seine Arbeiten – oft raumgreifende Foto-, Text- und Lichtinstallationen – setzen sich vorwiegend mit sozialen, politischen und humanitären Themen auseinander. Häufig stehen globale Macht- und Gewaltverhältnisse im Mittelpunkt, die Beziehung zwischen der so genannten „Ersten“ und „Dritten Welt“, wobei Jaar nach und nach immer stärker Probleme der Wahrnehmung und der Repräsentation in seine Darstellungen einbezogen hat. Neben dokumentarisch angelegten Arbeiten – etwa das langfristig angelegte „Rwanda Project“ (1994–1998), das die dramatischen Ereignisse des Genozids in Ruanda in Bildern, Licht, Kästen, Behältnissen und Texten aufzuarbeiten suchte – lassen sich bei ihm auch metaphorische Ansätze ausmachen, in denen er weniger auf Aufklärung als auf eine physische Raumerfahrung setzt. Für Westend 05 entwickelte Alfredio Jaar die Arbeit Requiem for Leipzig. In der verlassenen Philippuskirche ist diese theatrale Installation eine Klage über den spürbaren Zerfall eines Stadtviertels. Sie stellt bedrückende Fragen nach dem Stand der Wiedervereinigung. Philippuskirche, Aurelienstraße 54, täglich von 22.00 – 00.00 Uhr

MILICA TOMIC, Branimir Stojanovic (Belgrad) Leben und arbeiten in Belgrad Die Konstruktion von Identität und die politische Gewalt, die diese Konstruktion hervorrufen kann, ist das Thema vieler Arbeiten von Milica Tomic. Ihre Arbeiten beziehen sich dabei auf die konkrete Situation inihrem Heimatland Jugoslawien und reflektieren die kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten 10 Jahre. Ihre Performances und Installationen greifen dabei stark in den öffentlichen Raum ein und führen zu einer bewussten Irritation des Publikums. Für das Westend Festival hat Milica Tomic zusammen mit Branimir Stojanovic die Arbeit „Leipzig process“ entwickelt. Leipzig process ist eine Konstruktion einer politischen Gruppe, die während des Zeitraums des Festivals in einem leerstehenden Gebäude in Plagwitz arbeitet. Die Gruppe unternimmt den, nach dem Fall der Mauer scheinbar unmöglich gewordenen Versuch, Politik jenseits von Kapitalismus und Sozialismus zu denken. Während des Festivals wird sie verschiedene Modi entwickeln, ihre Ideen und Statements zu präsentieren und Partizipierende zu finden.

REINIGUNGSGESELLSCHAFT [RG] (Dresden) Die (RG) besteht seit 1996 und wurde von Henrik Mayer (1971) und Martin Keil (1968) gegründet. Beide Künstler leben und arbeiten in Berlin und Dresden. »Die Reinigungsgesellschaft stellt gesellschaftliche Brennpunkte in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Dabei werden Inhalte in Werbestrategien integriert, die sich von traditionellen Produkt- und zielgruppenorientierter Werbung unterscheiden. Die Integration von unterschiedlichen Zielgruppen durch den Diskurs gesellschaftlich relevanter Themen wird hier zu einer interdisziplinären Plattform. Sie operiert in einem offenen, projektbezogenen Zusammenhang und wird als unabhängige Organisationsform betrieben.« Das Projekt der RG sieht eine temporäre Umbenennung von Leipzig/Plagwitzer Straßen für den Zeitraum des Festivals vor. Im Rahmen der Aktivitäten sollen Straßenschilder entstehen, welche die herkömmliche Beschilderung ersetzen. Inhaltlich stellt sich die RG der Fragestellung von Vereinbarkeit von Demokratie und Marktgesetzen. Ausgangspunkt ist der derzeit in Plagwitz exemplarisch stattfindende rasante Prozess der Umorientierung. Geprägt von den Strukturen des niedergegangen Industriezeitalters, formen die entstandenen Freiräume ein sehr widersprüchliches Bild. Dem allgegenwärtigen Leerstand und den ungenutzten Brachen stehen Eigeninitiativen, bürgerschaftliches Engagement und offizielle Stadtentwicklungsmaßnahmen gegenüber. Uns interessiert die Fragestellung, welche Rolle der Standortfaktor Kultur in diesem neu entstehenden Wertsystem spielt. Wie kommt es, dass ein Stadtteil in den Ruf kommt "in" zu sein, und ein Anlauf- und Sammelpunkt für künstlerische, kulturelle und jungunternehmerische Aktivitäten?

ZAHRA MANI/ BARBARA KRAUS/ Mia Zabelka (Wien) Leben und arbeiten in Wien. Versteckte Klänge und Töne sind überall. Tonaufnahmen z.B. aus dem Sozialamt, Rathaus und dem Amtsgericht werden in den öffentlichen Raum übertragen und führen damit zu einer Irritation der gewohnten Umgebung. Johnny, ein junger Mann aus Wien, wird in Plagwitz auf der Suche sein nach dem, was Arbeit, Demokratie und Kapitalismus sind. Am Ende treffen sich die Töne und Johnny am selben Ort und sorgen dafür, dass das vermeintlich Ausgeblendete sichtbar und hörbar wird.

BERTRAM HAUDE (Leipzig) * 1971 in Dresden. Lebt und arbeitet in Leipzig. Bertram Haudes Arbeiten beziehen sich häufig auf konkrete Orte, in die bewusst eingegriffen wird. Durch Verfremdungseffekte, die durch bauliche Veränderungen oder neue Bedeutungszuweisung entstehen, regt er ein Nachdenken über den bestehenden Raum und seine bisherigen Bedeutungen an. Für Westend 05 entwickelte Bertram Haude die Arbeit revolution,-. „Demobedarf zum Spektakelpreis: 2 topaktuelle Spruchbänder zum Preis von einem! Neu eingetroffen: Manifeste - super günstig!„ revolution,- ein Marktstand an dem verschiedene Demonstrationsmaterialien verkauft werden, entlarvt den Warenfetischismus unserer Gesellschaft. Wie viel sind uns demokratische Prinzipien, wie Freiheit, Gerechtigkeit und Mitbestimmung wert? 14.-16.6. Zschochersche Str. 42, 17.6. Marktplatz (Zentrum), jeweils 9.00-18.00 Uhr

Pressetext

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WESTEND 05 know your rights
Festival für Tanz, Performance und Kunst im öffentlichen Raum
Kuratorinnen: Heike Albrecht, Lilian Engelmann
Veranstalter: action:variation (a:v) e.V.
Koproduzent: Schaubühne Lindenfels, Leipzig

Kunstprojekte mit Bertram Haude, Alfredo Jaar, Barbara Kraus, Zahra Mani, Reinigungsgesellschaft, Milica Tomic, Branimir Stojanovic, Mia Zabelka, u.a.

http://www.westend05.de