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Contemporary Fine Arts freut sich, die Gruppenausstellung „Whole Lotta Love. You're just too good to be true“ anzukündigen, die vom 21. Juni bis 16. August 2008 stattfinden wird.

Es werden Arbeiten von Georg Baselitz, Monica Bonvicini, Jake und Dinos Chapman, Angus Fairhurst, David Lieske, Sarah Lucas, Albert Oehlen, Jonathan Meese, Daniel Richter, Katja Strunz und Andreas Slominski gezeigt.

Fungiert der Ausstellungstitel „Whole Lotta Love“, welcher den Led Zeppelin-Hit von 1969 zitiert, einerseits als Respekts- oder Liebesbekundung an die teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen, so diente er zugleich auch als einzige „kuratorische“ Vorgabe.

Ein Muss war die Arbeit „Led Zeppelin is for Poofs III“ von Sarah Lucas (2002), einem über dem Boden schwebenden phallisch anmutenden Beton-Zeppelin, in welchem die Künstlerin ihrer Hassliebe zu der britischen Rockband frönt und den Machismo der Texte von Robert Plant und Jimmy Page konterkariert.

Way, way down inside, I'm gonna give you my love, Wanna whole lotta love?

Jake und Dinos Chapman verfremden viktorianische Portraits. Jene dienten im 19. Jahrhundert dazu, Reichtum und Ehrenhaftigkeit der britischen Oberschicht darzustellen. “One day you´ll no longer be loved“ lautet der resignierte Titel des Bildes in der Ausstellung. Denn das Alter macht vor Reichtum und Stand eben keinen Halt.

Auch der Konzeptkünstler David Lieske, der ebenfalls die Ausstellungsplakate und Einladungskarte konzipierte, beschäftigt sich in seiner vielteiligen Arbeit „Erotic Art (the individual problem)“ mit der erotischen Seite der Liebe. Ein von ihm beauftragter Zeichner pornografischer Comics fertigte Abbilder von Lieskes Installationsansichten an und kombinierte sie mit nackten Männerfiguren. Das Ergebnis fotografiert Lieske wiederum ab, arrangiert die Aufnahmen neu und schließt somit den künstlerischen Reproduktionskreislauf.

Albert Oehlens Dame auf dem Werk Song X wirkt zunächst wie die Gitarristin vom Flamencokurs der Volkshochschule. Hinter ihrem unschuldigen Lächeln blinzelt jedoch das wilde Wissen um das unvergleichliche, legendäre Riff aus Whole Lotta Love durch. Robert Plant: „Egal wo es herkommt, es hing alles an diesem Riff“. Jimmy Page: „Das absteigende Riff habe ich mit einer slide aus Metall und Rückwärtsecho gemacht. Ich glaube, damit war ich der Erste.[...]“. Zeppelinähnliche, unheimliche Flugobjekte tauchen ebenso in Song X auf.

Georg Baselitz kopiert in den drei Portraits seiner Frau Elke den visuellen Effekt von Fotonegativen, welche in Zeiten der Digitalisierung als längst überholtes Medium gelten. So schwingt die der Liebe eingeschriebene Trauer um Vergänglichkeit in diesen Bildern vielschichtig mit. Die Portraits von Elke sind, neben malerischen Problemlösungen, fortwährende Liebeserklärungen an seine Frau, die ihm seit nunmehr 50 Jahren als Modell dient.

You’e been learnin, baby, I been learnin, All the good times, baby, baby, I’ve been yearnin, ….. I’m gonna give you my love

Der Künstler Andreas Slominski konterkariert in seinen Arbeiten aus Styropor die an eine Ästhetik der 1950er Jahren angelehnte bildliche Darstellung von Sehnsucht und Fernweh. Indem er in seinen großformatigen Collagen eine grelle Farbigkeit und naive Formgebung mit dem künstlichen Material des Styropors verbindet, treibt er die allgemein bekannten klischeehaften Darstellungen auf die Spitze. Das Whole lotta wird hier repräsentiert durch ein - für den sogenannten guten Geschmack - verstörendes „Zuviel“ an Farbe und Material.

Monica Bonvicini zitiert auf ihren großformatigen Papierarbeiten - auf dem Hintergrund von vom Wirbelsturm Katrina zerstörter Häuser in New Orleans - Gedichtfragmente von Dorothy Parker

...and if I love you Wednesday so what is that to do… …I don´t love you Thursday so much is true…

In der für seine frühen Werke charakteristischen Art und Weise bemalt und verfremdet Jonathan Meese Vorlagen, die er aus unterschiedlichen Publikationen extrahiert. Indem er diese Vorlagen durch Texte und Bilder aus seiner eigenen Vorstellungswelt ergänzt, bricht er ihren ursprünglichen Sinngehalt. Meeses Werk ist eine Assemblage tradierter historischer, religiöser und mythischer Zeichen und Bilder. In der großen, begehbaren Installation dieser Ausstellung kombiniert Meese Collagen aus früheren Arbeiten und verbindet hier Liebe und Gewalt zu einem morbiden Ganzen, dessen Zentrum ein neues, seiner Mutter gewidmetes Triptychon mit dem Titel „MUTTCHEN DON MEESELS PISSGELBE PENNSTÄTTE PENNTS WEG. (A.d. Large)“ bildet.

Die ausgestellten Arbeiten verbindet vor allem die Skepsis gegenüber kanonischen Idealvorstellungen von Liebe und phallischer Selbstüberschätzung, die seit Jahrzehnten Songs wie die von Frankie Valli und Led Zeppelin in die Charts katapultiert haben.

Contemporary Fine Arts widmet die Ausstellung dem im Frühjahr diesen Jahres freiwillig aus dem Leben geschiedenen Künstler Angus Fairhurst. Er war - um das von ihm sogeliebte Lied von Franki Valli zu zitieren - „just too good to be true“.

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"Whole Lotta Love. You' re just too good to be true"

Künstler: Georg Baselitz, Monica Bonvicini, Jake & Dinos Chapman, Angus Fairhurst, David Lieske, Sarah Lucas, Albert Oehlen, Jonathan Meese, Daniel Richter, Katja Strunz, Andreas Slominski