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Eröffnung: Freitag, 27. März 2009, 19 Uhr

Willi Siber ist Maler und Bildhauer. Tafelbild, Objekt und Skulptur stehen in seinem Werk gleichberechtigt nebeneinander, beeinflussen sich gegenseitig und finden zu einer eigenwilligen Synthese mit großer Variationskraft. Sie resultiert aus der Erörterung fundamentaler bildnerischer Themen: Immer sucht Willi Siber nach neuen Möglichkeiten, die Grundlagen sinnlicher Wahrnehmung, das Wechselspiel von Zwei- und Dreidimensionalität, Licht und Schatten, Masse und Entkörperlichung auszuloten und weiterzuentwickeln.

Seit dem Beginn seiner künstlerischen Arbeit mit Holz hat er unterschiedliche Werkgruppen geschaffen, die sich alle mit der Ordnung von Körper und Fläche im Raum, mit der Offenheit und Transparenz von Kontur und Oberfläche befassen. Willi Siber nutzt Durchbrüche, Schichtungen, Hohlräume und Vergitterungen. Seine reduzierten Formkörper setzt er stets in einen spannungsreichen Dialog mit feingliedrigen Besatzstücken, die durch ihre pelzigen, zerklüfteten und skelettierten Strukturen die Artefakte mit einer verletzlich biomorphen Haut überziehen.

Willi Sibers Kunst entfaltet sich in Gegensätzen. Der Eindruck von Schwere und Leichtigkeit, Dichte und Auflösung prägt auch die hochglanzversiegelten Bildobjekte der jüngsten Zeit, die durch den Einsatz von industriellen Harzen die spröde Stofflichkeit des Naturmaterials Holz konterkarieren und mit Verführungskraft unsere Seherfahrung irritieren.

In der Ravensburger Ausstellung präsentiert Willi Siber Räume, die zu »augen weiden« werden: in denen sich die Exponate zu einem installativen Gesamterlebnis versammeln. Sie stehen in einer eigentümlichen Kommunikation sowohl untereinander als auch mit dem Betrachter, der durch die Wahrnehmung von Material, Form, Volumen, Licht und Farbe in eine verblüffend neue Weltwirklichkeit entführt wird.

Seine künstlerische Ausbildung an der Akademie Stuttgart beendet Willi Siber in der Fachklasse Bildhauerei als Meisterschüler von Prof. Herbert Baumann. Damals entstehen Skulpturen aus Stein, gleichzeitig Malerei: Kräftige Farben und expressive Pinselstriche kennzeichnen die großformatigen Gemälde jener Zeit. Aber schon wenig später, Mitte der 1980er Jahre, entdeckt Willi Siber den Werkstoff Holz, der ihm künftig ein breites Experimentierfeld anbietet.

Willi Sibers Affinität zum Holz konzentriert sich auf die materialimmanenten Ausdrucksmöglichkeiten. Darüber hinaus reizt es ihn, das Material zu verfremden: in neuem Kontext, in der Kombination mit unerwartet anderen Werkstoffen, durch Kalken, Lasieren, Spachteln und Fassen. Dem Ausgangsmaterial wird nur ein stilles Mitspracherecht gewährt.

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Willi Siber
augen weide

Kurator: Anke Sprenger