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Winfred Gaul ist nicht Maler geworden, um sich zu langweilen, wie er bekennt, und so wurde sein Künstlerleben ein unaufhörliches Suchen nach neuen Möglichkeiten auf dem großen Feld der Malerei, ein ständiges Experimentieren und Ausprobieren neuer Materialien und Techniken. Gerade von den spezifischen Eigenschaften unterschiedlicher Materialien ging offensichtlich für ihn eine große Faszination aus, und sie gaben die Gründe für ständig neue Arbeitsprozesse. Ein Blick in die Schubladen in seinem Atelier in Düsseldorf-Kaiserswerth bietet viel Überraschendes, Unbekanntes, das ans Licht zu holen sich lohnt, ist es doch ein Blick in die Werkstatt eines Künstlers, der zeitlebens über das Malen selbst reflektiert hat. In zahlreichen Artikeln, Statements, Aufsätzen ist dies geschehen, wie sein Buch Picasso und die Beatles, 1987 erschienen, beweist. Und mehr noch – und das ist bei einem Künstler nur zu verständlich – geschah dies in stillen Stunden in seinem Atelier. Alles konnte ihn anregen: Weggelegte Schnipsel bemalten Papieres, Verworfenes und Unfertiges wurden durch experimentelles Tun erneut hinterfragt, ob nicht doch etwas Brauchbares in ihnen stecken könnte. Winfred Gaul war als Künstler immer auf der Suche, und es besteht kein Zweifel: Er fand auch stets etwas Brauchbares, überraschend Neues, auch wenn es zunächst zur Seite gelegt wurde. Winfred Gaul befand sich in einem ständigen Diskurs über Malerei, theoretisch und mehr noch praktisch, und dies seit seinen künstlerischen Anfängen in den fünfziger Jahren, als er nach erfolgreichem Studium bei Willi Baumeister in Stuttgart zur ersten künstlerischen Avantgarde in Deutschland gehörte. Er hat das so genannte Informel, das das entscheidend Neue in der Kunst in Deutschland nach 1945 war, mitgeprägt. Er hat diesen Stil für sich als beendet erklärt, als dieser sich geradezu inflationär ausgebreitet hatte, um sich wieder etwas Anderem zuzuwenden. Stets ging es ihm darum, nicht bei dem Erreichten stehenzubleiben, sondern für sich und die Malerei Neuland zu erobern. Von diesen Bemühungen zeugen die Fragmente, Skizzen, Experimente, von denen eine Auswahl hier zum ersten Mal ans Licht gebracht wird. Und im Besonderen zeigen diese kleinen „Arbeiten“, dass Aussagen über die künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten in dem Medium der Kunst selbst besonders sinnvoll ist.

Siegfried Gnichwitz, Oktober 2003

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Winfred Gaul