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Ab dem 10. Juli ist das Museum nach einer kurzen, intensiven Umbauphase wieder komplett für das Publikum geöffnet. Die Wiedereröffnung mit der freigelegten, einzigartigen 60er-Jahre-Architektur des Museums, der Neupräsentation der Sammlung in zwei Teilen sowie mehreren Ausstellungen wird mit einem großen, bunten Museumsfest gefeiert.

- Lehmbruck-Trakt: Wilhelm Lehmbruck und Meisterwerke der figurativen Kunst (Sammlung) - Großer Ausstellungsraum / ehem. Wechselausstellungsraum: Meisterwerke der Abstraktion aus der Sammlung des LehmbruckMuseums (Sammlung des LehmbruckMuseums) - Der Kubismus und sein Umfeld - aus den Sammlungen der Telefónica - Beuys-Raum: Werke von Joseph Beuys (Privatleihgaben und Werke aus der Sammlung des LehmbruckMuseums) - Nordhalle: Kopie und Aneignung (Wechselausstellung mit Leihgaben und Werken der Sammlung) - Straßengalerie: Wilhelm Mundt (eine Ausstellung des Freundeskreis Wilhelm Lehmbruck Museum)

Blick in die Porträtgalerie

Eine besondere Rolle bei der neuen Präsentation spielt die Architektur von Manfred Lehmbruck, denn das Museum wurde von den zahlreichen Einbauten der vergangenen Jahrzehnte befreit. Daher präsentiert sich das Gebäude beinahe wie im Jahr 1964, als die Architektur des Sohnes Lehmbruck für die Werke seines Vaters eröffnet wurde.

"Für mich ist das LehmbruckMuseum einer der schönsten Museumsbauten überhaupt", äußerte sich auch der berühmte Fotograf Wolfgang Tillmans, der am Pfingstmontag Lady Gaga vor Ort portraitiert hatte. Prägend für den architektonischen Entwurf Manfred Lehmbrucks ist die Durchdringung von Kunst und Natur, der fließende Übergang von innen nach außen. Durch die Freilegung der ursprünglichen Materialen, insbesondere der Wände aus braunen Ziegeln, weißen Kieseln und grauem Sichtbeton, wird die ungewöhnliche ästhetische Qualität des Entwurfs wieder ungestört erlebbar.

Mit dem Museumsfest am 10. Juli wird aber nicht nur die Wiederherstellung der Architektur gefeiert, sondern zugleich stellt Raimund Stecker, seit Februar 2010 Direktor des LehmbruckMuseums, seine erste Sicht auf die international hoch beachtete Sammlung vor: "Die einzigartige Architektur des Hauses bietet einen idealen Rahmen für die reiche Sammlung des Museums - macht aber auch Hunger darauf, die Lücken zu schließen, die sich in diesem idealen Rahmen dem Kenner zeigen."

Folgende Themen und Bereiche werden zu sehen sein:

- Lehmbruck-Trakt: Wilhelm Lehmbruck und Meisterwerke der figurativen Kunst (Sammlung)

Der Lehmbruck-Trakt ist nun, nach Entfernung sämtlicher nicht zur ursprünglichen Architektur gehörenden Einbauten, der Ort für die Highlights der figurativen Skulpturen und Gemälde aus der Sammlung des LehmbruckMuseums. Die Werke Lehmbrucks treten in diskreter und überraschender Weise miteinander und mit den Werken geistesverwandter Künstler in Beziehung. Dem aufmerksamen Betrachter eröffnen sich so untereinander vernetzte, sowohl zeitlose wie zu neu zu entdeckende Themenbereiche: "Der Torso", "Das Porträt", "Die Darstellung des Leidens", "Das Knien", "Die Präsenz oder Bedeutung des Rückens als Ansichtsseite", "Das Erhabene"...

Im Lehmbruck-Trakt sind nun deutlich mehr Werke als in den Jahren zuvor zu sehen, z. B. Werke von Medardo Rosso und Alberto Giacometti, Käthe Kollwitz und Raymond Duchamp-Villon, Duane Hanson und Oskar Kokoschka, Oskar Schlemmer und Max Ernst. Neu hinzugekommen ist der Ankauf "Woman in lace"/"Frau im Spitzenhemd" von George Segal und die Dauerleihgabe "Roter Beton" von Olaf Metzel.

Ziel der Neupräsentation des Lehmbruck-Trakts ist es, eine Atmosphäre in diesem Teil des LehmbruckMuseums zu schaffen, die das Erhabene der Kunst in Einklang bringt mit einem von der Architektur hervorgerufenen selbstbewussten Verhalten der Besucher.

- Großer Ausstellungsraum / ehem. Wechselausstellungsraum: Meisterwerke der Abstraktion aus der Sammlung des LehmbruckMuseums (Sammlung des LehmbruckMuseums)

Figuration und Abstraktion - diesem "historisch-avantgarden Gegensatzpaar" ist die Trennung zwischen der figurativen Kunst im Lehmbruck-Trakt und der abstrakt-informellen Kunst im neu gestalteten Ausstellungssaal gewidmet. Hier soll durch das gleichberechtigte Nebeneinander von amerikanischer und europäischer Kunst die Diskussion über die qualitative Dominanz der Kunstzentren - Europa-Amerika - die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg an Beispielen der Sammlung des LehmbruckMuseums erneut beleuchtet werden. So sind dort bedeutende Arbeiten von Frank Stella, David Smith, Norbert Kricke, Anthony Caro, Naum Gabo und Barbara Hepworth neben Werken von Ernst Wilhelm Nay, Hans Arp, Tim Scott, Hans Uhlmann und Alexander Calder genauso hierarchielos nebeneinander zu sehen wie Werke von Ulrich Rückriem und Richard Artschwager.

Neu in der Präsentation ist unter anderem ein neunteiliges Relief von Karl Otto Götz, das dem Museum neben anderen Werken des nunmehr 96-jährigen Altmeisters des Deutschen Informel von privaten Sammlern geschenkt wurde. Hinzu kommen Dauerleihgaben aus der Sammlung DKM.

- Der Kubismus und sein Umfeld - aus den Sammlungen der Telefónica

Im vierten Bauabschnitt des LehmbruckMuseums wurde durch geringfügige architektonische Veränderungen eine klassische "Galerie" für Malerei eingerichtet. Zur ersten Ausstellung in dieser Galerie begrüßt das LehmbruckMuseum die Sammlung der Telefónica O2 Germany als Gast. Sie steht unter dem Titel "Der Kubismus und sein Umfeld - aus den Sammlungen der Telefónica" und wird erweitert mit Meisterwerken aus dem Besitz des LehmbruckMuseums, die sich einer kubistischen Denkungsart verdanken.

Wie der Kubismus zwischen 1908 und 1912 von Pablo Picasso und George Braque entwickelt wurde, ist bereits häufig dargestellt worden. Wie aber aus dieser "Erfindung" eine Sprache oder Denkweise wurde, das zeigen die Werke aus den Sammlungen der Telefonica augenfällig - rein abstrakte Flächenkompositionen sind durch minimale Zeichen für Gegenstände umzudeuten in Porträts oder Stillleben.

Zu sehen sind Werke von Juan Gris, Natalia Gontscharowa, Louis Marcoussis, Albert Gleizes, Jean Metzinger und Joaquín Torres García u.a. im Dialog mit skulpturalen Werken aus der Sammlung des LehmbruckMuseums von Pablo Picasso, Jacques Lipchitz, Henri Laurens, Ossip Zadkine, Pablo Gargallo u.a.

Diese Ausstellung wird unterstützt durch Telefónica O2 Germany.

- Beuys-Raum: Werke von Joseph Beuys (Privatleihgaben und Werke aus der Sammlung des LehmbruckMuseums)

1986, kurz vor seinem Tod, erhielt Joseph Beuys den Lehmbruck-Preis. Beuys´ Rede, in der er seine starke Beziehung zu Lehmbruck offenbarte, ist mittlerweile in zahlreiche Sprachen übersetzt und weltweit bekannt. Nach der Verleihung des Lehmbruck-Preises erwarb das Museum die Installation "Raum 90.000 DM" (1981). Seit rund 10 Jahren verfügt es auch über das "Mammut" (1960) als Dauerleihgabe aus Privatbesitz.

Der "Raum 90.000 DM" hat innerhalb des Museums einen neuen, auf Dauer vorgesehenen Platz im Glaskubus erhalten. Zur Neuinstallation haben Sammler der Region dem Museum ihre Editionssammlungen mit Werken von Joseph Beuys zur Verfügung gestellt.

Mit der Präsentation von Werken aus diesen Sammlungen möchte das LehmbruckMuseum auch dokumentieren, dass es Privatsammlern mit oft nur beschränkten finanziellen Mitteln möglich ist, konsistente Sammlungen aufzubauen.

- Nordhalle: Kopie und Aneignung (Wechselausstellung mit Leihgaben und Werken der Sammlung)

Wilhelm Lehmbruck kopierte Gabriel Grupellos Reiterstandbild des Jan Wellem - für den jungen Lehmbruck ging es bei dieser studentischen Arbeit um die "Aneignung" gesicherter skulpturaler Werte. Hans-Peter Feldmann kolorierte den "David" von Michelangelo, um ihn noch zeitgemäßer und schöner erscheinen zu lassen. Yves Klein vereinnahmte die "Nike von Samothrake" durch sein YKB (Yves Klein-Blau), so wie René Magritte sich die Totenmaske Napoleons ("Die Zukunft der Denkmäler", 1932) durch sein Wolkendekor aneignete. Pia Stadtbäumer transformierte Fragonards "Mädchen auf der Schaukel" ins Dreidimensionale und die Appropriation-Künstlerin Elaine Sturtevant eignet sich seit Jahrzehnten Werke der Kunstgeschichte an, die eigentlich nicht zu verbessern sind.

Mit dieser kleinen Ausstellung trägt das LehmbruckMuseum - anlässlich des Erwerbs des "David" von Hans-Peter Feldmann - zu diesem interessanten und immer wieder kontrovers diskutierten Thema um "Kopie und Aneignung" bei.

- Straßengalerie: Wilhelm Mundt (eine Ausstellung des Freundeskreis Wilhelm Lehmbruck Museum)

Zukünftig werden Ausstellungen zur Gegenwart bevorzugt in Nordhalle, Glaskubus und Straßengalerie stattfinden. Den Auftakt macht Wilhelm Mundt mit einer Präsentation aus seiner Werkgruppe "Trashstones" in der Straßengalerie - amorphe Skulpturen, die gleichsam als verschlossene Behältnisse Atelier- und sonstigem anorganischen Müll bergen, funktionieren das Museum gleichsam zu einem Endlager um.

Die Ausstellung von Wilhelm Mundt wird finanziert vom Freundeskreis des Wilhelm Lehmbruck Museums, der durch einen Ankauf von sieben "Trashstones" auch auf Dauer die Präsenz von Werken Wilhelm Mundts sichert.

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