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Der in München lebende Künstler Wolfgang Ellenrieder (geb. 1959) studierte von 1981-1988 an der Akademie der Bildenden Künste München Malerei. Zahlreiche Preise und Stipendien, Ausstellungen im In- und Ausland zeichnen seine Arbeit aus.

Gegenwärtig ist eine große Rauminstallation des Künstlers in München („MUSTERBAU Architektur und Malerei“ bis 2. November 2007, Piazza der E.ON Energie AG in München, Briennerstr. 40) zu sehen.

Der Kunstverein Konstanz präsentiert neue, meist großformatige Arbeiten des Künstlers. Eine große installative Malerei ist speziell für die Ausstellung entstanden und nimmt Bezug auf den großen Oberlichtsaal des Kunstvereins. Wolfgang Ellenrieders Werk ist in erster Linie eine erregende Mischung aus Malerei, Fotografie, Video-und Computeranimationen.

Beim Aufbau seiner komplexen Kompositionen verwendet er Abbildungen aus Stock-Art-Archiven, aus dem Internet und aus Printmedien, dazu oftmals eigene Fotografien, die er am PC bearbeitet, ebenso eigene Zeichnungen und Aquarelle, die Ausschnitte unserer Wirklichkeit zeigen.

Gleichwohl wird diese Wirklichkeit in einem Spiel medialer Vernetzung zu etwas gänzlich Neuem verwoben, das durch seine kalkulierte Nähe zu Erlebtem und schon Gesehenem unsere scheinbare Sicherheit bei der Betrachtung von Bildern zu erschüttern vermag. Wer heute mit den Bildern unserer Welt umgeht, geht nicht mehr in erster Linie davon aus, dass sie wahr sind. Der Betrachter unterstellt ihnen von vornherein, nicht mit dem Dargestellten kongruent zu sein. Hieraus ziehen die Bilder des Münchner Künstlers die Konsequenz , dass ihre mögliche Wahrheit ihr vorheriges Gefälschtsein immer schon mit einschließt. Auf seinen großformatigen Arbeiten erscheint daher vieles ungreifbar, virtuell und entzogen.

Mit seinem breiten Arsenal bildhafter Mittel lockt Ellenrieder den arglosen Betrachter unversehens in seine eigenwilligen Parallelwelten. Die sorgfältig geplanten Konstellationen in Farbe fungieren als konzeptuelle Fallen, die den Betrachter zwingen, über wahre und unterstellte Identität, über Original und Kopie nachzudenken: „Wer sich in meiner Welt erst einmal mental gefangen nehmen lässt, wird sich fragen, was zuerst da war, die Wahrheit oder das Entertainment?“ (Wolfgang Ellenrieder). Ellenrieder ist ein geschickter Verführer, der es versteht, den Betrachter mittels einer hochvirtuosen Maltechnik zu bestechen. Erst beim genaueren Betrachten der Gemälde erschließt sich deren Vielschichtigkeit und thematische Fülle.

In den letzten Jahren entstand eine große Werkgruppe mit plastischen Neuschöpfungen von Naturformen in riesigen Formaten - organische und biomorphe Formen bilden verschlungene Gewächse, erinnern an Pilzkulturen und Fruchtkapseln. Dazu gesellen sich rätselhafte Apparaturen, Rohre und Schläuche. Eingebettet sind diese partiell abstrahierten Formen in angedeutete räumliche Strukturen. Mit hauchzarten Kombinationen aus farbigen Pigmenten und Bindemitteln sowie mit expressivem Touch schafft Ellenrieder faszinierende Doppelwelten voller Schein und Sein.

Jüngst gesellen sich zu seinen großformatigen, an der Schnittstelle von künstlicher Natur und naturhafter Kunst liegenden Gemälden neue Kompositionen wie „Club“, „Arrival“ und „Séparée“, die das Licht ebenso wie den Raum thematisieren. Hier lässt Ellenrieder in subtiler Farbigkeit aus Braun-, Blau-, Gelb-, Grün-, Violett- und Rosatönen durch ebendiese Farbe definierte architektonische Welten mit Lichtquellen wie Lampen oder einer Discokugel entstehen.

Die Arbeiten wirken, als hätte der Künstler zunächst logische und rhythmische räumliche Strukturen gestaltet und anschließend lichthaltige, semitransparente Schichten darüber gelegt, welche die Antithese zu der anfänglich klaren Grundstruktur darstellen.

Das Ergebnis ist, dass der Betrachter durch einen Vorhang, einen Schleier, eine Wolke aus feinsten Blasen, Kugeln, Pixeln, Partikeln oder Flecken hindurch das Licht und die dahinterliegenden Räume wahrnimmt. Bisweilen entsteht eine Assoziation zu alten, mit Säure bearbeiteten Fotografien.

Wolfgang Ellenrieder gelingt in seinen malerischen Werken die Verbindung von hoch sinnlicher, lustvoller Malerei und einer klar reflektierten inhaltlichen Auseinandersetzung mit aktuellen Themen der Gegenwart. Er deckt mit seiner äußerst virtuosen Maltechnik Strukturen und Mechanismen unserer medialen Gegenwart auf und hinterfragt die Verwendung des Bildes in unserer Zeit. Der Titel „Glamour“ der Konstanzer Ausstellung bezieht sich zunächst auf die Motive der gezeigten Arbeiten, nimmt aber auch in ironischer Distanz die aktuelle Diskussion über „Glam-art“ als nächsten möglichen Hype der aktuellen Kunstszene auf.

Nicht so sehr Glamour, aber einen guten Klang hat der Name Ellenrieder in der Konstanzer Kunstgeschichte – ist der Künstler gar Nachfahre der badischen Hofmalerin Marie Ellenrieder (1791 –1863), die in Konstanz geboren, gleichfalls an der Kunstakademie zu München ausgebildet wurde und in Konstanz ihr für die Zeit ungewöhnliches Malerinnen-Leben beschloss? Wolfgang Ellenrieder bejaht ohne Zögern: der Ursprung aller Ellenrieders liege in einem kleinen Dorf bei Augsburg: Ellenried.

Biographie

1959 geboren in München

1981 - 1989 Studium an der Akademie der Bildenden Künste München

1989 Lehrauftrag und Leitung der Studienwerkstatt für Lithografie an der

Akademie der Bildenden Künste München

1990 DAAD-Stipendium für Großbritannien

1992 Stipendium Cité Internationale des Arts, Paris

Deutscher Kunstpreis der Volksbanken und Raiffeisenbanken

1996 Bayerischer Staatsförderpreis für Bildende Kunst

1997 Arbeitsstipendium des Kunstfonds e.V., Bonn

Förderkoje Art Cologne, Köln

2000 Gastprofessur an der Universität Paderborn

Lebt und arbeitet in München

Ausstellungen (Auswahl)

1995 "gut gewachsen”, Haus der Kunst, München

1996 "Treibhaus“, Kunstverein Ulm

1998 "Samples", TBA, Chicago "Flavours", Schloß Pillnitz, Dresden "Grün", Kunstverein Leipzig

1999 "Super•Bunt", Kunstverein Freiburg "Heart of Darkness“, Galerie Eugen Lendl, Graz

2000 "surrogate", KunstRaum, Hüll

2001 "Layers", Galerie IN SITU, Aalst, Belgien "Labor", Maximiliansforum, München "Unter Wasser", Museum Bellerive, Zürich "Transgression – ein photographischer Diskurs“, Künstlerhaus Wien

2002 "p_park", Galerie Albrecht, München

2003 "strange fruits", Galerie im Park, Burgdorf "FreshFresh", Galerie INSITU, Aalst "Cold Cut", deWillem3, Vlissingen "Erlebniswelt", Kunstverein Friedberg

2004 "true lies", franz gertsch museum, Burgdorf, Kallmann Museum, Ismaning

2005 "vom bild//zum bild", museum rupertinum salzburg "homezone", Galerie van den Berge, Goes "Eden“, Galerie Hermeyer, München "translocation of virtual reality“, Galerie InSitu, Aalst "camp“, gip contemporary, Zürich

2006 "parallel", Museum van Bommel van Dam, Venlo "windowlicker", Kunstverein Ludwigshafen "Daheim ist auch Zuhause", KunstRaum Hüll "Poröse Idyllen", Galerie Heufelder&Koos, München "Zurück zur Figur“, Hypo Kunsthalle, München und Franz Gertsch Museum, Burgdorf

2007 "Und dann waren wir jeden Tag wo anders", Kunstverein Rosenheim "Spotting the Urban Strategy", Galerie InSitu, Aalst Galerie Filipp Rosbach, Leipzig "Schilders van nu", Kunsthal Rotterdam

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Wolfgang Ellenrieder
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