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Zur Ausstellungseröffnung laden wir Sie herzlich am Freitag, den 18. November 2016, zu Gin Tonic, großzügig gesponsert von Edelbrand Stauffenberg Dry Gin, ein. 

Freitag, 18.11.2016, 19 – 22 Uhr / Friday, 18.11.2016, 7 – 10 pm

Die Galerie Reinhard Hauff freut sich mit give it away now, die dritte Einzelausstellung des in Berlin lebenden Künstlers Wolfgang Flad ankündigen zu dürfen. Die dynamischen, meist auf dem Kontrast von geometrisch-exakten und organisch-naturhaften Formen aufgebauten Skulpturen des 1974 in Reutlingen geborenen Künstlers sind in zahlreichen Sammlungen wie etwa der des Kunstmuseum Stuttgart, des Kunsthaus Zürich und des Tampa Museum of Art vertreten. Flad installiert in den Galerieräumen seine raumgreifenden und zum Teil schwebenden Objekte, die aus der Beschäftigung mit naturwissenschaftlichen Modellen sowie seiner Faszination für utopische Visionen des Science Fiction resultieren. Ferner bereichert er seine fragil vernetzten Skulpturen mit dem organischen Formenvokabular seiner Holz- und Aluminiumreliefs, die einen Kontrast zu den schwebenden Reliefarbeiten im Raum darstellen. Denn die bemalten aus Holz und Pappmaché gefertigten Arbeiten, deren anfängliches starres Holzgerüst von ihm zu einer dynamisch wirkenden, skelettartigen Skulptur herausgearbeitet wird, bilden einen formalen wie materiellen Gegensatz zu den statisch an der Wand hängenden Reliefs. In seinen Holz- und Aluminiumreliefs zeigt sich sein präzises künstlerisches Können, indem er diese geschickt mit der Fräse oder mit Säure bearbeitet, um sie anschließend mit irisierenden Farbverläufen – sogenannten „fades“ – zu versehen. Die durch die Fräse entstandenen Strukturen legen die Schichtung des Holzes frei, die wiederum Assoziationen zu Wachstumsringen eines Baumes wecken. Ferner wirken sie wie ein dynamischer Pinselduktus, den der Künstler selbst „broom“ nennt. Flad überführt die formalen Gegensätze wie hell/dunkel, leicht/schwer oder fragil/stabil seiner Skulpturen zu einer spannungsreichen Installation.

Die im Raum verwachsenden und wuchernden Skulpturen erweisen sich als Leitmotiv im Œuvre von Wolfgang Flad. Sie vermitteln aufgrund ihrer Allansichtigkeit dem Betrachter beim Erkunden ihrer Ausmaße eine enorme Fragilität, die durch die leichte und schwerelos anmutende Installation noch intensiviert wird. Seine in den Raum mäandrierenden Gebilde aus Holz und Pappmaché legen Assoziationen zu Organischem, Naturhaftem und Anthropomorphem nahe, da sie wie knochenartige Glieder wirken, die den Anschein erwecken, als könnten sie aus einem naturhistorischen Museum stammen. Gleichzeitig muten sie wie festgefrorene Pinselschwünge eines Malers an, der diese mit leichter Hand freihändig in den Raum gesetzt hat.

Andererseits könnte im Bezug auf den Diskurs der Bionik, der Nutzbarmachung von möglichen Naturphänomenen in der Technik, die bereits als neuartige Trägerkonstruktionen in der Architektur und auch im Design ihren Niederschlag gefunden hat, die komplexen Skulpturen Wolfgang Flads sowohl als Umsetzung (bio)chemischer Modelle oder auch als Neuinterpretation verschiedener Formexperimente der 50er Jahre verstehen. Der Aspekt des Recycelns, der sich in der Verwendung des Konstruktionsholzes für das Gerüst seiner Skulpturen oder der Verwertung von alten Skizzen, Aufzeichnungen und zerkleinerten kunsttheoretischen Texten als Ausgangsmaterial für sein Pappmaché, mit dem er seine Gerüstkonstruktionen ummantelt, ausdrückt, steht für ihn dabei zeichenhaft für einen immerwährenden natürlichen Kreislauf. Referenzen zur Kunstgeschichte, etwa zu Brâncuşis endloser Säule, Giuseppe Penones Beschäftigung mit Holz oder John McCrackens minimalistischer Reduktion farbiger makellos glänzender Körper werden von Flad bewusst in seinen Werken herbeigeführt und mit Einflüssen aus dem Bereich des Designs, der Architektur und der Bionik verschmolzen.