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Ein Jahr nach dem Tod von Wolfgang Mattheuer, neben Bernhard Heisig und Werner Tübke eine der drei Symbolfiguren der so genannten "Leipziger Schule", zeigt das Suermondt-Ludwig-Museum Aachen in einer Kabinettausstellung 35 seiner Zeichnungen aus linksrheinischem Privatbesitz. Für Wolfgang Mattheuer, der darauf bestand Bildermacher und nicht Künstler zu sein, war Kunst keine modisch-flache Konfektionsware, sondern etwas Ernstes, das der Wahrheitsfindung diente. Der streitbare Moralist rang mit den schmerzhaften Widersprüchen dieser Welt zwischen erträumter und erlebter Wirklichkeit und wurde dadurch zu einem der geistigen Wegbereiter der Wende in der DDR. Sein Credo lautete: "Der Bildermacher kann sich nicht heraushalten aus dem Streit seiner Zeit. Er muss den Mut haben, sich einzumischen, auch wenn er dabei Narben und Wunden davonträgt."

Das Suermondt-Ludwig-Museum gibt mit dieser Ausstellung, die nur einen kleinen Ausschnitt des mehr als 5.000 Zeichnungen umfassenden Oeuvres darstellt, einen Einblick in das weit verzweigte Lebenswerk und veranschaulicht Mattheuers zeichnerische Äußerungen im Spannungsfeld zwischen Unmittelbarkeit und Reflexion, Information und Reduktion sowie Spontaneität und Kalkül. Die Bildwelt Wolfgang Mattheuers blieb zu allen Zeiten der Figuration verbunden und bediente sich Motiven der realen Umwelt. Deren Verfremdung jedoch, die durch surreale Verknüpfungen und Abstrahierung von Einzelelementen erzielt wurde, sowie die nicht selten erfolgte Verknüpfung mit Aspekten aus der antiken Mythologie und Szenen aus dem Alten Testament führte zu einer Symbolhaftigkeit seiner Bilder, die sich nicht in monokausalem Erklärungsansatz erschließt. Die Auswahl beginnt beim durch den Algerien-Krieg motivierten Skizzenblatt Stürzender aus dem Jahr 1958, schließt mythologische und biblische Darstellungen mit unfroher Farbigkeit wie Kain und Abel (1965) ein, zeigt so genannte Problembilder wie Panik oder Ausbruch (1988) und reicht bis zu Landschaftspsychogrammen und Aktdarstellungen. In der Bilderfindung des Jahrhundertschritts, die in zwei Zeichnungen präsentiert wird, kulminiert Mattheuers Bilderschaffen, das die Widersprüchlichkeit menschlichen Lebens voraussetzt und diese in seine, dem Realismus verpflichtete Formensprache umsetzt.

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Wolfgang Mattheuer: Ikarus, der Unerkannte und der Jahrhundertschritt - Zeichnungen aus Privatbesitz