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"An Berlin wäre die Popkunst glatt vorbeigegangen, hätte nicht ein Maler namens Wolfgang Rohloff kurz nach Mitte der sechziger Jahre damit begonnen, Trivialgegenstände im Großformat ins Bild zu setzen“, schreibt Lucie Schauer 1980 anlässlich einer Einzelausstellung des Künstlers im Neuen Berliner Kunstverein. Dass Rohloff damals einer der wichtigsten Vertreter der Pop­Art in der deutschen Kunstszene war, zeigt die Ausstellung mit seinen ironischen und kritischen Materialmontagen. Hautfarbene Steppdecken, Kunstfell oder Deko-Klebefolie, die in Westdeutschland als Dezifix bekannt ist – aus Warenhausstoffen entstehen Wolfgang Rohloffs frühe Textilbilder und Materialmontagen. Inspiriert von Künstlern wie Robert Rauschenberg und Richard Hamilton entwickelt der Berliner Künstler neue Gestaltungsmittel und verlässt den traditionellen Bildrahmen. So ersetzt er die Leinwand durch Cord, Latex oder Brokat. Seine Bildträger schneidet er aus Materialien wie Pappe aus, die er anschließend mit Dekostoffen überzieht und montiert. Das Ergebnis sind Arbeiten wie übergroße Stillleben, in denen der Künstler auf einer Obstschale aus Marmorfolie, eine Birne aus Schlangenhautimitat und Weintrauben aus gesteppten Decken gruppiert. Stillleben, Porträts oder Hotellandschaften verleiht Rohloff meisterhafte Trompe-lóeil-Effekte. Gemalt, gesprüht, geschnitten und gedruckt spürt Rohloff detailreich und gewitzt jener Waren- und Konsumwelt nach, die sich in textilen Mustern und tradierten Themen oder klischeehaften Bildern manifestiert. Von Anfang ist Wolfgang Rohloff ein Einzelkämpfer, der sich weder von Trends noch kunstbetrieblichen Moden einfangen lässt. Die Suche nach innovativen Gestaltungsmitteln, um abgegriffene Themen neu erlebbar zu machen ist bis heute eine ständige Herausforderung für den Künstler. In der von der Kuratorin Dr. Birgit Möckel konzipierten Werkschau „MATERIAL TRIVIAL – Bilder und Bildobjekte von 1967 bis heute“ wird ein überraschendes Oeuvre mit prägnanten Schlüsselwerken seiner verschiedenen Schaffensperioden vorgestellt. Das Spektrum seiner Ausdrucksmittel und Techniken deutlich: von der abstrakten Malerei auf Leinwand über Materialcollagen bis hin zu den raumgreifenden Bildobjekten, den „Shaped Canvases“ (geformte Leinwände) bis hin zu heutigen Linienfeldbildern (Decollage).

Wolfgang Rohloff, geboren 1939 in Burg bei Magdeburg, studierte an der Berliner Hochschule für Bildende Künste. 1965 schloss er als Meisterschüler Fred Thielers ab und gründete die Selbsthilfe-„Galerie Potsdamer Berlin“. 1968 entstehen seine erste Objekt- und Materialbilder und 1972 nahm er an der 7. Biennale in Paris teil. Es folgten Einzelausstellungen wie 1974 im Badischen Kunstverein Karlsruhe, 1980 im Neuen Berliner Kunstverein Berlin, 1982 im Berliner Künstlerhaus Bethanien und 1986 im Stettener Schloss Lörrach. Wolfgang Rohloff lebt und arbeitet in Berlin. Seine Arbeiten sind in Privatsammlungen ebenso vertreten wie in der Sammlung Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst. Fotografie und Architektur, dem Zentrum Internationaler Skulptur Duisburg und in der Berliner Sammlung Stiftung Stadtmuseum.

Zur Ausstellung von Wolfgang Rohloff erscheint ein Katalog.

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Wolfgang Rohloff: Material Trivial, Bilder und Bildobjekt von 1967 bis heute

Künstler:
Wolfgang Rohloff

Kuratoren:
Birgit Möckel