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LEVY freut sich sehr, unter dem Titel Zeichnungen 1978-2011 die zweite Einzelausstellung von Wulf Kirschner(*1947 in Kiel)in den Hamburger Galerieräumen zu zeigen. Wie der Titel es schon offenlegt, konzentriert sich die Ausstellung auf das zeichnerische Werk des Künstlers.

Kirschner, der an der Hamburger Hochschule für Bildende Kunst Malerei und Grafik studierte und durch einen Schweißkurs zur Bildhauerei kam, wurde bisher vor allem über seine abstrakten und poetischen Stahlskulpturen identifiziert. Doch die Beschränkung auf Kirschners skulpturale Arbeiten wird seinem Œuvre nicht gerecht. Parallel zu seinem bildhauerischen Werk und begleitend zu diesem hat er sich kontinuierlich dem Bereich der grafischen Kunst gewidmet. Stahlskulptur und Arbeiten auf Papier bedingen sich gegenseitig, das eine Medium scheint ohne das andere Medium nicht denkbar.

Seine 1998 entstandenen Frottagen verweisen auf dieses Zusammenspiel, gehen doch in diesen Arbeiten Stahlskulptur und Grafik eine unauflösbare Symbiose ein. Während des Abreibungsvorgangs drücken sich die Schweißnähte in den darüber gelegten Papierbogen und hinterlassen Reliefspuren, die wie verschlüsselte Hieroglyphen wirken.

Die Linie ist das verbindende Element in Kirschners skulpturalen Arbeiten und seinem grafischen Werk. Durch die parallel gesetzten Schweißnähte ensteht auf den Stahlskulpturen eine bewegte, ja farbige wie auch grafische Oberflächenstruktur. Sie entwickeln ein Eigenleben, verlaufen wellenförmig wie eine ferne, unbekannte Schrift, die sich in die Unendlichkeit verliert, weil sie im Auge des Betrachters zu flirren anfängt und der Blick schweifen muss. Der Herzschlag-Rhythmus und das Zittern der Hand beim Schweißen bleiben an den krakeligen Linien ablesbar.

Auch in den Zeichnungen vollzieht sich ein solches Spiel der Linien. Jonas Beyer (Hamburger Kunsthalle)schreibt über Wulf Kirschner: „ Oft reichen nur wenige Striche, mit rascher Geste vom Künstler zu Papier gebracht, um den unbehandelten weißen Partien des Blattes eine Tiefe zu verleihen, in der die Linien ihr freies Spiel entfalten können.“ Dieses anmutige Spiel vollzieht sich im Rahmen selbst gesetzter Grenzen, die von einer übergeordneten geometrischen Form bestimmt werden. Innerhalb dieser läßt er der Motorik seiner zeichnenden Hand gänzlich freien Lauf.

Prozesshaftigkeit und Vergänglichkeit werden bei einer intensiven Beschäftigung mit Kirschners stillen Werk erfahrbar und schärfen die eigene Wahrnehmung.

Die Ausstellung wird von einem Katalog, der im Kerber Verlag publiziert wird, begleitet, der sein umfangreiches zeichnerisches Werk dokumentiert. Texte von Andreas Stolzenburg (Leiter Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle) und Jonas Beyer (Hamburger Kunsthalle) führen sehr gut in Kirschners Arbeiten auf Papier ein.

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Wulf Kirschner
Zeichnungen 1978 - 2011