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Yann Tomas Arbeit ist im Kern der Wirtschaftssystemik angesiedelt. Sie bildet Wirtschaftsstrukturen ab und macht sie greifbar, indem sie sich deren Prinzipien, Gesetzmässigkeiten und Symbole zu eigen macht. Spätestens seit Beuys wissen wir, dass Kunst selbst nicht nur ein Teil von Kapitalgeschäften und Politik ist, sondern dass Wirtschaftswerte und Kapital in Kunst transformiert werden können. Yann Toma stieß Anfang der Neunziger Jahre auf Ouest-Lumière, ein stillgelegtes Elektrizitätswerk in Puteaux, das er kurze Zeit später durch den Kauf von Namen und Marke übernahm und fortan zum Zentrum seiner Arbeit machte. Als offizieller Rechtsnachfolger benutzt er die Logos, Dokumente und sonstigen überlassenen Gegenstände von Ouest-Lumière um den Konzern umzuwandeln: Statt 'elektrischer' Energie wird nun 'künstlerische' Energie“ hergestellt. Post-Bankrott zeigt eine Auswahl an Produkten und Dienstleistungen dieses reanimierten Unternehmens. Die Flux Radiants, eine Art Antwort auf Man Ray, sind vom Künstler fotografierte, mysteriös leuchtende Formen, die unsichtbare Kräfte von statischer Elektrizität an mit Bedeutungsinhalten aufgeladenen Orten zeigen. Die Crimes Sur Commande fordern das Vorstellungsvermögen der Auftraggeber/Käufer : Dieser ist aufgefordert, ein Szenario für seinen eigenen Tod zu entwerfen, der vom Künstler inszeniert und dokumentiert wird. Eine Umkehrung des üblichen künstlerischen Produktionsprozesses, der den Künstler als Betreiber einer realen Bürokratie auftreten lässt. Ouest-Lumières neueste Projekte sind die Post-Bankrott-Bilder. Yann Toma wiederholt den Prozess der Reanimierung indem er die Logos und das symbolische Kapital der vor kurzem bankrott gegangenen Banken übernimmt, ihnen eine neue Aufgaben zuweist und sie so in sein globales Unternehmen integriert. Um ein besseres Verständnis des Netzwerks von Ouest-Lumière zu geben, zeigt die Galerie eine eindrucksvolle Installation mit einem wandgemalten Funktionsschema, erstellt aus Elementen der weltweiten Werbekampagne für Ouest-Lumière in Indien, die eine poetische Sprache der industriellen Infrastruktur bezeichnet. Die Durchdringung von Fiktion und Wirklichkeit, Bürokratie und Kunst, bildet die Firmenidee von Ouest-Lumière und somit den Kern von Yann Tomas Arbeiten. Ouest-Lumière, als Unternehmen mit realer Geschichte, die sich an zahlreichen Objekten festmachen und ablesen lässt, produziert durch Tomas Bearbeitung seine eigene Fiktion und führt so im Kern auf das zurück, was ein Unternehmen grundsätzlich ausmachen sollte: Kreativität.

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Yann Toma
Post-Bankrott