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Die Ausstellung Nacktes Erbe: Die Äpfel von Yorgos Sapountzis schließt an seinen vielbeachteten Beitrag zur diesjährigen Ausstellung Made in Germany im Sprengel Museum Hannover an. Für die dortige Installation mit dem Titel Nacktes Erbe: Wir brauchen Euch alle inszenierte er Skulpturen aus der Sammlung des Museums zwischen farbigen Stoffbahnen und Monotypien auf einer Bühne. Für seine zweite Ausstellung in der Barbara Gross Galerie entwickelt Sapountzis die Arbeit weiter und lässt neue Werke daraus entstehen. Er setzt damit die Befragung des Mediums Skulptur und unseres Umgangs mit den Relikten der Vergangenheit fort, die den Ausgangspunkt seines künstlerischen Schaffens bildet.

In seinen Aktionen, Bildern, Filmen und Installationen nähert Sapountzis sich Skulpturen und Denkmälern auf empathische, emotionale Weise und macht sie zu "Protagonisten" seiner Werke. Mit fragilen Strukturen aus Aluminiumstangen, farbigen Stoffen, Gips und Nadeln umgarnt er ihre starren, aus Stein oder Bronze gefertigten Körper und entlockt ihnen so ganz eigene, von ihrem spezifischen historischen Entstehungszusammenhang unabhängige Geschichten.

In München wird die Galerie zum Schauplatz eines sich im Raum entfaltenden Szenarios, dessen Hauptfiguren die Skulpturen aus Hannover sind. Während die Originale selbst nicht ausgestellt sind, finden ihre fragmentierten, fotografischen Abbilder in Form von auf Stoff gedruckten Monotypien Eingang in die Installation. Für diese fotografierte der Künstler die Skulpturen – weibliche und männliche Akte aus Bronze – wie Fotomodelle in einem professionellen Shooting aus verschiedenen Perspektiven und setzte sie in den Drucken neu zusammen. In einer mit Stoffen behängten Schaufensterpuppe finden die kunsthistorisch bedeutsamen Skulpturen ein profanes, zeitgenössisches Gegenüber, mit dem sie im Kontext der Installation in einen Dialog treten.

Die Projektion einer neuen Videoarbeit führt mit Stop-Motion-Aufnahmen eines Apfelschneiders das Thema des Essens ein. Essen, Kauen, Verdauen – für den Künstler hat dieser Prozess mit Form und deren Auflösung zu tun und steht damit in engem Bezug zu seiner eigenen künstlerischen Praxis. Zugleich unterscheidet die Notwendigkeit zu Essen den sterblichen Körper aus Fleisch und Blut von seinem für die Ewigkeit geschaffenem skulpturalen Abbild aus Bronze oder Stein.

Ergänzt wird die Ausstellung durch eine neue bildhafte Arbeit, die mit einer Konstruktion aus Aluminiumstangen, Gurten und im Monotypieverfahren kopierten farbigen Stoffen eine Wand des Berliner Studios des Künstlers nachbildet. Wie in seiner auf der diesjährigen Venedig Biennale gezeigten Installation Sculptures Cannot Eat verschränkt Sapountzis hier durch die Techniken von Kopie und Wiederholung Atelier- und Ausstellungssituation und damit die Orte von Produktion und Rezeption.

Yorgos Sapountzis *1976 in Athen, Griechenland, lebt und arbeitet in Berlin. 2017 nahm er teil an der 57. Venedig Biennale Viva Arte Viva, an Produktion. Made in Germany Drei im Sprengel Museum Hannover und im Rahmen der documenta 14 an der Ausstellung ANTIDORON. Die Sammlung des EMST im Museum Fridericianum in Kassel. Einzelausstellungen (Auswahl): Kunsthaus Glarus, 2013; Kunsthalle Lingen, 2013; Arnolfini Gallery, Bristol, 2013; Overgaden, Kopenhagen, 2012; Westfälischer Kunstverein, Münster, 2012; Ursula Blickle Stiftung, Kraichtal 2012; Museo de Arte Contemporáneo de Castilla y León, Léon, 2010. Gruppenausstellungen (Auswahl): MoBY, Tel Aviv, 2016; Kunsthaus Hamburg, 2015; Kunstverein Arnsberg, 2015; The Kitchen, New York, 2014; Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, 2013; Frankfurter Kunstverein, 2013; 12. Triennale Kleinplastik Fellbach, 2013; Centre Pompidou, Paris, 2013; Kunsthaus Bregenz, 2013; MMCA Macedonian Museum of Contemporary Art, Thessaloniki, 2013; Louisiana Museum, Copenhagen, 2012