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Im März 1996 eröffnete das Kunstmuseum Bonn eine Ausstellungsreihe mit dem Titel "Zeichnung heute", die auf eine äußerst positive Resonanz stieß. Sie wird nun mit der Präsentation der Arbeiten von Katharina Hinsberg, Beate Terfloth und An-drea Zaumseil fortgesetzt. Die Auseinandersetzung mit den Arbeiten dieser drei Künstlerinnen offenbart abermals die Lebendigkeit und Experimentierfreude, welche diese Gattung momentan auszeichnet: der Begriff des Wortes "Zeichnung" ist frag-würdig geworden. In der zeitgenössischen Zeichnung vermischen sich dabei Eigen-arten anderer künstlerischer Gattungen, wie die der Malerei, der Skulptur oder auch der Installation, also der raumbezogenen Form. In der Konzentration auf drei junge Zeichnerinnen (oder Zeichner) orientiert sich die Ausstellung an dem für das Kunstmuseum Bonn geradezu charakteristischen Prinzip der "Künstler-Räume", so daß jede Künstlerin jeweils einen eigenen Raum gestalten kann. Abermals zeigt die Ausstellung eine Auswahl aus dem aktuellen Kunstgesche-hen, bei der individuelle Akzente gesetzt werden, ohne nach einer übergreifenden Idee zu schielen. Das entscheidende Kriterium der Auswahl dieser Künstlerinnen ei-ner jüngeren Generation war vielmehr die Qualität des zeichnerischen Ansatzes.

Katharina Hinsberg (geb. 1967 in Karlsruhe) lebt nach einem Studienaufenthalt in Bordeaux und mehreren Stipendien in Wien. Ihr Werk liegt in den sogenannten "Découpagen" begründet. Mit dem Begriff bezeichnet Hinsberg fragile Zeichen aus einer ebenso behutsam wie flüchtigen Bleistiftlinie, die aus dem Papier ausgeschnit-ten wird. Die nur wenige Zentimeter großen Découpagen hängen auf langen Nägeln vor der Wand und überziehen in serieller Ordnung die ganze Wandfläche. Das scheinbar unendliche System der Zeichen verwandelt den Raum in ein poetisches Spiel aus Licht und Schatten, aus Sichtbarem und dessen Projektion.

Beate Terfloth (geb. 1958 in Hongkong), nach einem langen Aufenthalt in Pakistan ins Rheinland zurückgekehrt, ist bereits durch mehrere Ausstellungen bekannt ge-worden. Ihre gestalterisch reduzierten Arbeiten erinnern nicht selten an Naturphä-nomene, Landschaftliches oder Kinderzeichnungen, bilden diese aber keineswegs ab und können gleichfalls als völlig ungegenständliche Linienverläufe gelesen werden. Vielfach sind es sogar die großen Leerflächen, die auf den jeweils ganz unterschied-lichen Bildträgern (Papier, Holz oder Wände) eine unbestimmbare Räumlichkeit ent-stehen lassen. In ihren jüngsten, hier erstmals gezeigten Arbeiten wird dies durch ei-nen einfarbigen, in sich aber malerisch erscheinenden Bildgrund unterstrichen.

Andrea Zaumseil (geb. 1957 in Überlingen) lebt in Berlin und ist zunächst durch ih-re Skulpturen in Erscheinung getreten. Ihr davon unabhängiges, eigenständiges zeichnerisches Werk verbindet den körperlichen Eindruck von Objekten, unbekann-ten Architekturen und anderen "namenlosen Gegenständen" mit einer äußerst sugge-stiven Tiefe der dunklen Kohlezeichnung. Die großformatigen, direkt an die Wand gehefteten Blätter und auch in den in kleinen Themen-Heften gesammelten Zeich-nungen ziehen den Betrachter dabei unweigerlich in eine assoziationsreiche Gedan-kenwelt.

Zur Ausstellung erscheint ein dreiteiliger Katalog mit zahlreichen Abbildungen.