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Ausstellungseröffnung: Freitag, 5. Dezember 2008, 19.00 Uhr

Der Bildhauer Karl Hartung (1908-1967) war ein begnadeter Zeichner. Er gehört, neben Hans Uhlmann und Bernhard Heiliger, zu den wichtigsten Künstlern der deutschen Nachkriegszeit. Als langjähriger Dozent der Hochschule der bildenden Künste in Berlin prägte er etliche Bildhauer und Objektkünstler.

Nach seiner künstlerischen Ausbildung in Hamburg waren vor allem seine Paris-Aufenthalte 1929 und in den 30er und 40er Jahren entscheidend für seine Entwicklung. Sein plastisches Werk hatte sich dabei von fließenden Körperformen über anthropomorphe Abstraktionen zu kantigen Strukturen entwickelt. Waren zunächst Richard Haizmann und der frühe Henry Moore seine Vorbilder, so entwickelte er bereits in den 30er und 40er Jahren unter dem Eindruck der Pariser Kunstszene um Laurens, Brancusi und Picasso erste Überlegungen zu eigenen Abstraktionen. Während der NSZeit an der Umsetzung seiner plastischen Visionen gehindert, wurde die Zeichnung zu einem Ausweichmedium. Die Ausstellung zeigt ca. 70 Zeichnungen aus allen Schaffensperioden Karl Hartungs und verfolgt die parallele Entwicklung von zwei- und dreidimensionalem Werk mit der Präsentation von ca. 25 Plastiken.

Fast michelangeleske Körperdarstellungen vom Ende der 20er Jahre gehen am Anfang der 30er Jahre in arkadische Szenen mit formreduzierten Figuren über. Unter den Repressionen des Nationalsozialismus entstehen zunächst unauffällige Arbeiten, ehe Hartung in den 40er Jahren mit zunächst abstrakten Kompositionen und später surrealen Szenen seine Kriegseindrücke zeichnerisch verarbeitet. Nach 1945 knüpft er erst an seine Auseinandersetzung mit Henry Moore an. Seine Arbeiten zeigen schwere Körper in fließenden Formen, die sich Anfang der 50er Jahre in kräftigen Schraffuren auflösen. In der weiteren Entwicklung entstehen daraus ungegenständliche Formen, die immer stärker als Objektstrukturen auf das Blatt gebracht werden. Begleitet wird diese zeichnerische Phase von starkfarbigen, abstrakten Impressionen, ehe Hartung gegen Ende der 50er Jahre wieder monochrom arbeitet. Seine „informellen Strukturen“ finden ihre Entsprechung in kantig-schrundigen Plastiken der frühen 60er Jahre.

Zeit seines Lebens sollte die Zeichnung das plastische Werk Hartungs begleiten. Selten sind es Vorarbeiten für Skulpturen, viel mehr bilden die Arbeiten auf Papier einen eigenständigen Werkkomplex, der mit zum Teil großformatigen und farbigen Blättern das dreidimensionale OEuvre souverän begleitet. Durch seine frühe Beschäftigung mit der Abstraktion gelang Hartung nach den Restriktionen der NS-Zeit schnell der Anschluss an die internationale Kunstszene, wobei ihn seine Eigenständigkeit interessante künstlerische Lösungen finden ließ. Mit dieser Ausstellung zum 100. Geburtstag des Künstlers ist ein vielschichtiges und furioses zeichnerisches Werk zu entdecken.

Biografie

1908 in Hamburg geboren, zunächst Ausbildung als Steinmetz, später Kunststudium in Hamburg, 1929 Aufenthalt in Paris, Auseinandersetzung mit Werken von Auguste Rodin und Aristide Maillol. 1932 kurzer Florenz-Aufenthalt, anschließend Rückkehr nach Hamburg. 1936 Übersiedlung nach Berlin, in der Hoffnung, in der dortigen Anonymität der Großstadt unbeobachteter arbeiten zu können. In den 1930er/1940er Jahren weitere Aufenthalte in Paris, Bekanntschaft u.a. mit Werken Pablo Picassos. 1946 künstlerischer Durchbruch mit einer Einzelausstellung in der Berliner Galerie Rosen. Seit 1951 Professor an der Berliner Hochschule der Künste, 1955 Vorsitzender des Deutschen Künstlerbundes, Beteiligungen an der documenta I, II und III und der Biennale in Venedig 1956 sowie weitere Beteiligungen an internationalen Ausstellungen, Museumsankäufe u.a. in Berlin, Hamburg, Essen, Nürnberg und Mannheim, öffentlich aufgestellte Werke u.a. in Köln, Düsseldorf, Frankfurt und Berlin. Gestorben 1967 in Berlin.

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Zeichnungen - Karl Hartung zum 100. Geburtstag