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Christian Stefaner-Schmid inszeniert in der Innsbrucker Stadtturmgalerie unter dem Titel Zombie Environment #12: Do Trivial Machines Dream Nontrivial Dreams? ein Endzeitszenario.

Hintergrund der Ausstellung ist die langjährige Beschäftigung des Künstlers mit Zombies sowie mit dem konstruktivistischen Konzept der sog. trivialen und non-trivialen Maschinen, das vom österreichischen Physiker Heinz von Foerster (1911 – 2002) in den 1970er Jahren in Anlehnung an den britischen Mathematiker Alan Turing (1912 – 1954), einem der wichtigsten Mitbegründer der modernen Informations- und Computertheorie, eingeführt wurde.

Die Ausgangslage des Ausstellungsszenarios: Die Erde ist vom Menschen befreit. Kein menschliches Leben existiert mehr. Nur Close-Circuit-TV-Kameras zeigen einen maschinensubjektiven Blick auf eine menschenleere Welt. Das einzige noch Lebende sind triviale Maschinen. Sind bzw. können diese als Zombies betrachtet werden? Christian Stefaner-Schmid simuliert auf Basis von bereits gewonnenen Erkenntnissen und im Arbeitsprozess entstandenen sog. „pseudointelligenten" Systemen ein Endzeitszenario, das diese Vermutung auf ihren Wirklichkeitswert hin überprüft.

Der/Die Besucher/in findet sich in einem Videokontrollraum und dem dorthin führenden Korridor wieder, der mit direkt an die Wand gezeichneten Notationen - Diagrammen, Formeln und Statements - markiert ist. Christian Stefaner-Schmid geht es in seiner video-grafischen Inszenierung keineswegs um das Aufzeigen möglicher Konsequenzen einer von Menschen verantworteten Umweltkatastrophe. Im Gegenteil. Die einzige „Katastrophe“ in seinem Szenario könnte bestenfalls im plötzlichen Verschwinden der Menschen selbst ausgemacht werden. Dem Künstler geht es vielmehr um die Frage, ob Menschen in Maschinen weiterleben können bzw. ob sog. triviale Maschinen trotz ihrer Primitivität in ihrer Funktionalität genügen, um als künstliche Menschen betrachtet zu werden.

Welche Merkmale zeichnen triviale und non-trivialen Maschinen überhaupt aus? Triviale Maschinen verändern ihren operationellen Eigenzustand nicht, das bedeutet, sie realisieren immer die gleiche Funktion. Non-triviale Maschinen hingegen verändern ihren operationellen Eigenzustand, das heißt, sie realisieren verschiedene Funktionen in Abhängigkeit ihrer Geschichte. Non-triviale Maschinen sind grundsätzlich aus trivialen Maschinen realisierbar. Diese gewisse Logik einer konstitutiven Abhängigkeit der beiden Systeme voneinander wird allerdings von dem Umstand untergraben, dass sie für einen außen stehenden Beobachter, der die jeweilige innere Funktionsweise der Maschinen nicht kennt, sehr schwer bis überhaupt nicht voneinander zu unterscheiden sind (von Foerster, Wissen und Gewissen, 1997). Diese Tatsache macht sich Stefaner-Schmid in seiner künstlerischen Untersuchung zu nutze, die primär auf der Annahme basiert, dass Intelligenz an sich eine primitive (sprich: ursprüngliche) Valenz besitzt. Diese Primitivität ist aber auch einem Zombie inhärent. Der Zombie ist „von Natur aus“ eine vordefinierte Form der Ambiguität schlechthin, denn er kann nicht von vornherein als triviale oder non-triviale Maschine bezeichnet werden. Als „Zombies" werden zwar meistens zum Leben erweckte Tote bzw. ihrer Seele beraubte, willenlose Wesen bezeichnet, deren Verhaltensweise von einigen wenigen reinen Automatismen bestimmt wird. Allerdings sind sie das Ergebnis einer einmaligen, irreversiblen Wandlung vom Lebenden zum Toten, eine Condition-sine-qua-non, die ihre Existenz überhaupt erst konstituiert … . Stefaner-Schmid verwendet die Frage nach den Zombies als kapitalismus- und konsumkritische Rhetorik. Diese Zombies, die uns an unsere Konsum- und Lebensgewohnheiten ermahnen, sind in der Ausstellung unsichtbar, lediglich als erdachte Objekte des Begehrens erahnbar. Die Sehnsucht nach ihnen manifestiert sich am deutlichsten im dunklen Kontrollraum, in dem lediglich CCTV-Live-Bilder leerer Straßen und Orte zu sehen sind. Mögen sie zurückkommen und sich ihren anderen (non-)trivialen Maschinen anschließen...

Andrei Siclodi

Christian Stefaner-Schmid (*1964, lebt in Innsbruck) beschäftigt sich in seinen akustischen und visuellen Produktionen mit elektronischen, physikalischen sowie mathematischen Grundlagen einer musikalischen Automatisation von Klangmustern. Auf der visuellen Ebene widmet er sich der Auseinandersetzung mit der Darstellung des Zombies als Einzel- bzw. Massenphänomen. Derzeit arbeitet Christian Stefaner-Schmid im Künstlerhaus Büchsenhausen in Innsbruck, wo er bis März 2009 ein Atelier hat.

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Christian Stefaner-Schmid
Zombie Environment #12: Do Trivial Machines Dream Nontrivial Dreams?
eine Ausstellung der Reihe „Künstlerhaus Büchsenhausen proudly presents…"
kuratiert von Andrei Siclodi
Ort: Stadtturmgalerie