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Ein Mann hält zwei große, weiße Propellerflügel in den Händen und steht auf der Kruppe eines schneebedeckten Bergs, bereit zum Abflug. Der gleiche Mensch hat ein skurriles Dreiradgefährt gebaut und versucht damit, in die Lüfte zu steigen. Janne Lehtinen setzt sich selbst in Szene und behandelt in seinen Fotografien auf höchst amüsante Weise den immerwährenden Traum des Menschen, fliegen zu können. Finnische Fotografie ist das Thema der Ausstellung „Zwischen Traum und Wirklichkeit“, die in der städtischen Galerie „sohle 1“ am Sonntag, dem 27. November in Bergkamen eröffnet wird.

Zu den interessantesten Fotografen der jüngeren Generation in Finnland gehören neben Janne Lehtinen auch Aino Kannisto, Ville Lenkkeri und Henrik Duncker. Alle vier Fotografen dokumentieren Menschen und ihre Umwelt zwischen Realität und Fiktion. Aino Kannisto lässt den Betrachter glauben, es handele sich oberflächlich um ganz reale Alltagsszenen. Auf den zweiten Blick wird jedoch klar, dass etwas Hintergründiges, Unwägbares, Gefährliches oder Abgründiges bevorsteht. Mit dem Bild „Frau unter Laken“, auf dem eine Frau mit geschlossenen Augen auf einer Holzunterlage mit einem weißen Laken bedeckt ist, kommt vielleicht sogar der Tod ins Spiel. Man denkt an die Sauna, in der in Finnland früher Tote gewaschen und aufgebahrt wurden oder an eine Geburt, denn in der Sauna wurden auch die Kinder geboren. Vielleicht ist die Frau nicht tot, sondern ruht sich nach einer Geburt aus. Die Fotografien von Aino Kannisto sind immer vieldeutig und lassen das Ende offen.

Ein zentrales Thema von Henrik Duncker ist das Projekt „If Nokia Were a Place“, das in der südfinnischen Stadt Nokia, wo der gleichnamige Weltkonzern seine Ursprünge hat, aufgenommen wurde. Nur wenige wissen, dass es diese Stadt wirklich gibt, in der heute nur noch Autoreifen und Gummistiefel hergestellt werden. Nokia selbst wirbt damit „vielleicht die berühmteste finnische Stadt in der Welt zu sein“. Henrik Duncker spürt mit viel Feinsinn typisch finnische Spezialitäten auf, wie die „Leningrad Cowboys“, eine berühmte finnische Rockband oder beobachtet Stadtbewohner in ihrem sozialen Umfeld, wie sie Tango tanzen, Rallyes fahren, Golf spielen u.a.

Ville Lenkkeri kam über den Film zur Fotografie. Das macht sich in seinen Aufnahmen bemerkbar. Immer wieder führt er mit seinem raffinierten Spiel zwischen Realität und Fiktion die Wahrnehmung des Betrachters aufs Glatteis. Das Foto „The Greek Temple“ scheint antike Ruinen in Herbststimmung zu zeigen. Bei genauer Betrachtung merkt man jedoch, dass die Maße nicht ganz stimmen. Wie sollten sie auch: die Aufnahme entstand in „Miniatur Europa“ in Brüssel. Eine Simulation ist eben immer nur eine rekonstruierte Realität. Und ein Foto ist nicht die Wirklichkeit.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

Pressetext

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Zwischen Traum und Wirklichkeit
Finnische Fotografie

mit Janne Lehtinen, Ville Lenkkeri, Aino Kannisto, Henrik Duncker