short biography

Postmoderne/Postmodernism entwickelte sich aus einer grundlegenden Kritik an der Moderne heraus und versucht Geschichte, Tradition und Institutionen durch Pluralität auszulöschen.

Pluralität, Simultanität, Negation von Geschichte und Inszenierung von Trivialität, dies sind die prägnantesten Eckpfeiler der postmodernen Geistesströmung, die sich Ende der 70er Jahren entwickelte. Die Postmoderne zählt wohl zu den umstrittensten Epochen überhaupt. Jean-Francois-Lyotard, einer der Begründer dieser Periode, bevorzugte allerdings den Begriff "Geisteshaltung" da sich die Postmoderne nicht durch eine zeitliche Spanne definieren lässt. Der Begriff "Postmoderne" im Sinne des heutigen Verständnisses taucht erstmals 1959 bei Irving Howe und Harry Levin auf. Damit ist die heutige Bedeutung dieses Ausdruckes in den nordamerikanischen Literaturdiskurs einzuordnen. Howe und Levin haben der Moderne einer radikalen Kritik unterworfen, indem Sie ihr Erschlaffung und Ziellosigkeit vorwarfen.

Damit ist bereits eine Position genannt, von der die Postmoderne sich sowohl distanziert als auch Bezug nimmt - die Moderne. Adaptiert werden beispielsweise das Prinzip der Pluralität und das Bewusst werden über das Ende der Geschichte und somit auch die Auflösung des Subjekts Mensch, der seine bisherige Identität über die Geschichte bildete. Die Postmoderne beginnt dort, wo die Trauer über den Verlust der Geschichte als identitäts- und wirklichkeitsstiftende Instanz aufhört und die Trauer in eine Bejahung dieses Zustandes verwandelt wird. Jean -Francois-Lyotards "Das postmoderne Wissen-Ein Bericht" und sein Spätwerk "Beantwortung der Frage: Was ist postmodern?" gehören zu den Meilensteinen im postmodernen Diskurs. Insbesondere das Hauptwerk "Das postmoderne Wissen - ein Bericht" gilt als eine Negation moderner Geisteshaltung zugunsten einer neuen postmodernen Wirklichkeit. In dieser postmodernen Wirklichkeit lösen sich die großen Metaerzählungen (die Geschichte), die Leitideen unserer Zeit wie zum Beispiel die Aufklärung und Idealismus auf. Anstelle dessen treten differente Lebensformen, beispielsweise die Simultanität von Bürgerlichkeit sowie plurale Lebenspraxen. Die Einheit wird in einer radikalen Form von Pluralität und Simultanität gesucht. Neben Lyotard gehört der französische Philosoph und Soziologe Jean Baudrillard zu den Hauptvertretern aber auch Kritikern der Postmoderne. Baudrillard entwickelte das Verständnis von Gesellschaft und Wirklichkeit in der Postmoderne radikal weiter, indem er die Gesellschaft im postmodernen Zeitalter als Simulation ihrer selbst betrachtete. Der letzte Pulsschlag der Geschichte war seiner Meinung durch den Zeitgeist der 68er zu hören gewesen, seither wird die Geschichte und die Wirklichkeit in einer Endlos-Schleife im TV wiedergegeben.

Der postmoderne Diskurs, der sich von der Literatur bis über die Philosophie hinaus fortsetzte, findet seinen absoluten Ausdruck in der bildenden Kunst und der Architektur. Die Pop-Art die sich in den fünfziger Jahren entwickelte, kann als Vorläufer der Postmoderne betrachtet werden. Hinweise dafür sind der plakative Stil und die Collagen-Technik. Die Postmoderne Entwicklung in der bildenden Kunst wird Anfang der achtziger Jahre, beinah zeitgleich mit der philosophischen Entwicklung, eröffnet. Jean-Francois Lyotard hat in dem Aufsatz "Die Malerei als Libido-Dispositiv" hingegen seine Vorstellung von einer neuen, postmodernen Form der bildenden Kunst als libidinös besetzte Energie ausgearbeitet. Durch das libidinöse Begehren bzw. die Energie, soll Lyotard zu folge, die bildende Kunst als Institution und ihre vermeintliche Autonomie zerstört werden. Wie in Literatur und Philosophie soll dabei die Einheit durch Pluralität, konkret, durch Polymorphe ersetzt werden. Anstelle dessen wird das Prinzip der Beliebigkeit eingesetzt um die bildende Malerei als Ort von Einheit und Diktat zu zersprengen. Auf der Darstellungsebene präsentieren sich die Beliebigkeit und die Pluralität durch eine wahllose Verwendung von Materialien, Werkstoffe, Industriefarbe und Schrott. Somit wird aus der Leinwand ein vielschichtiger Ort des Ausdrucks, an dem Kanon und Ideal der Institution Kunst verschwinden. Illusion und Sinnlichkeit treten anstelle der Tiefgründigkeit der Kunst. Mit einer ironisierten Verspieltheit werden Stile der Kunst parodiert und neu angeordnet. Die Künstlergruppe "Junge Wilde" erreichte dies mit "Expressivität" und "Emotionalität", dargestellt durch grelle Farben, neue Figuren mit chiffreartigen Gestalten und spontanen malerischen Geste. Mit trivialer Motivwahl sollte den traditionsbehafteten Motiven und der Ikonografie mit Ironie und Provokation entgegengetreten werden. Eine Neuanordnung von Stilen wird ebenfalls von den Künstlern der Appropriation Art verfolgt. Appropiation Art zu deutsch Aneignungskunst kopiert und löst Kunstwerke aus ihrem Kontext heraus und führt sie in ein neues Konzept über. Kunstwerke nehmen somit die Funktion von Zitationen an. Das Ready Made bei Marcel Duchamp kann hierbei als Vorläufer bezeichnet werden.

In der Architektur wurde die Postmoderne ebenfalls transformiert, die Dreidimensionalität der Architektur ermöglichte hierbei eine ganz neue Form der Darstellung. Impuls für eine postmoderne Bewegung in der Architektur war Charles Jencks Buch "The Language of postmodern Architecture" (1977) gewesen. Ausschlaggebend für Jencks Ausarbeitung einer postmodernen Architekturtheorie war die Kritik an der klassischen Moderne und ihrer Symbolsprache, sowie ihrem funktionalen Anspruch. Diese Kritik wird in der Architektur durch die Verwendung verschiedener historischer Stilelemente in einem architektonischen Ausdrucksträger veräußert. Favorisiert wird dabei die Verwendung antiker und klassizistischer Stilmittel, insbesondere der Säulen. Die Vernichtung der Symbolträchtigkeit klassischen Architektur ist die Vorraussetzung für einer gesteigerten Interaktion und Identifikation des Betrachters. Bewohner finden sich schließlich in einer urbanen Lebensform wieder. (meta lütjens, kunstaspekte 2012)

Künstler
Georg Baselitz, Rainer Fetting, Keith Haring, Karl Horst Hödicke, Jörg Immendorff, Alain Kirili, Markus Lüpertz, A. R. Penck, Robert Rauschenberg, Salomé , Transavantgardia (Sandro Chia, Francesco Clemente, Enzo Cucchi, Mimmo Paladino, Nicola de Maria), Appropriation Art (Mike Bidlo, Jeff Koons, Elaine Sturtevant), Neue Wilde (Hans Peter Adamski, Martin Kippenberger, Rainer Fetting, Luciano Castelli, Gunter Damisch, Bernd Zimmer) ...

Architekten
Charles Willard Moore (Piazza d´Italia, New Orleans), Hans Hollein (Museum Abteiberg, Mönchengladbach), Aldo Rossi (Bonnefantenmuseum, Maastricht), Ricardo Bofill, Michael Graves, Philip Johnson, James Frazer Stirling ...

Philosophen
Jean Baudrillard, Jacques Derrida, Jürgen Habermas, Jean-Francois Lyotard, Wolfgang Welsch …

Theoretiker
Terry Eagleton, Leslie Fiedler, Irving Howe, Harry Levin ...

Schriftsteller
Thomas Bernhard, Umberto Eco, Haruki Murakami, Christoph Ransmayr, W.G. Sebald ...

Vorläufer
Abert Camus, Friedrich Nietzsche …

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