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Der Portikus präsentiert eine Ausstellung mit Arbeiten von Amelie von Wulffen: Gezeigt werden neue Bilder, eine Diashow ihres jüngsten Comics und eine Werkgruppe bemalter Stühle. Eine solche Vielfalt an unterschiedlichen Medien, die für von Wulffens künstlerische Praxis charakteristisch ist, war bislang nur selten zu sehen. Insofern kann diese Ausstellung durchaus als Modell für die unterschiedlichen medialen Verfahren betrachtet werden, die zum Repertoire der Künstlerin zählen.

Im Hauptraum wird eine Gruppe neuer Bilder vorgestellt. Die überwiegend großformatigen Leinwände sind in kühlen Blautönen gehalten und zeigen wippende Segelboote, traditionelle Interieurs, Stillleben mit Früchten, Tierkadavern, Blumen sowie Porträts bedeutender europäischer Maler des 19. und 20. Jahrhunderts, die für die Frühzeit der Moderne stehen: Gustave Caillebotte, Max Beckmann, Goya, van Gogh. Amelie von Wulffen hat sich in den letzten Jahren insbesondere auf Bücher und Abbildungen französischer, niederländischer und deutscher Gemälde aus diesem Zeitraum konzentriert. Von den Herstellungstechniken einmal abgesehen, die wie Batik, Seidenmalerei, Tauchlack, Applikationen (etwa mit Sand oder Muscheln) oder die schnell ausgeführte Spachteltechnik dem Bereich der Hobbykünstler zuzuschreiben sind und sich insofern auf die Gegenwart beziehen lassen, findet sich in den ausgestellten Bildern nichts, was mit einer Darstellung der zeitgenössischen Welt zu tun hätte. Dennoch bezieht sich von Wulffen hier nicht einfach auf bestimmte historische Werke oder intendiert gar eine Persiflage auf die Geschichte der Malerei. Vielmehr wird diese Geschichte zu einem vielschichtigen Fragment ihrer eigenen künstlerischen Arbeit.

Der neueste Comic der Künstlerin, der im oberen Ausstellungsraum als Diashow präsentiert wird, schildert scheinbar wahre Erfahrungen aus Amelie von Wulffens eigenen Leben und fungiert als Parodie auf ihre Existenz als zeitgenössische, weibliche, etablierte Künstlerin der mittleren Generation. Die verschiedenen Kapitel des Comics gewähren ebenso humorvolle wie auch beunruhigende Einblicke in Gefühlswelten wie Frustration, Angst, Unsicherheit und Eifersucht und bilden damit eine psychologische Tour de Force durch das Dasein des zeitgenössischen Künstlers. Scheinbar banale Ängste – wie die Vorstellung, niemand käme zur Ausstellungseröffnung, die junge Generation könne mit den Arbeiten nichts mehr anfangen, die Präsenz im Internet wäre nicht ausreichend, oder man werde beim Abendessen an den falschen Tisch gesetzt – sind existenzielle Fragen, die in der Kunstwelt eine gewichtigere Rolle einnehmen als in anderen Bereichen. Indem sie diese Ängste thematisiert, legt Amelie von Wulffen die Neurosen einer ganzen Branche schonungslos offen.

Bei dem Comic Strip handelt es sich um eine neue Arbeit, die Amelie von Wulffen für eine Ausstellung im Kunstverein München im Januar 2014 gezeichnet hat. Anlässlich der beiden Ausstellungen produzieren der Portikus und der Kunstverein München gemeinsam eine gedruckte Fassung des Comics, die als zweisprachige Ausgabe (deutsch/englisch) im Verlag der Buchhandlung Walther König erhältlich sein wird. Die Publikation wird unterstützt von Giò Marconi, Milan und Galerie Meyer Kainer, Wien.

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Amelie von Wulffen
Am kühlen Tisch