DG Kunstraum, München

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17. November bis 14. Dezember 2023
Eröffnung und DG Kunstpreis-Verleihung Do, 16.11.2023

Anna Heringer
‚One Planet, One Family‘

Im Rahmen der Ausstellung ‚One Planet, One Family‘ wird Anna Heringer mit dem DG Kunstpreis 2023 ausgezeichnet. Die Ausstellung stellt die Bandbreite ihrer unterschiedlichen Architekturprojekte vor, die in den letzten Jahren in Asien und Afrika, aber auch im deutschsprachigen Raum konzipiert und realisiert wurden.

„Das Zulassen der Vergänglichkeit […] ist Kern von Nachhaltigkeit. Wenn wir im Einklang mit der Natur bauen wollen, müssen wir auch die Vergänglichkeit zulassen. Wenn wir partizipativ bauen wollen, müssen wir Imperfektion zulassen.“ (Anna Heringer)

Architektur ist für Anna Heringer ein Werkzeug, um das Leben zu verbessern; ihr Ziel ist es, inklusive, nachhaltige Strukturen überall auf der Welt zu erstellen. Nachhaltiges Handeln ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und ist aus der Architektur und der Entwicklung neuer Bauaufgaben nicht wegzudenken, vor allem da 40% aller CO₂-Emissionen auf das Konto des Bausektors gehen. Die Anforderungen an nachhaltiges Bauen umfassen Energieeffizienz und Klimaneutralität, Erhalt der Biodiversität, Ressourcenschonung und Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen sowie die Reduzierung des Flächenverbrauchs.

„Wir befinden uns mitten im Anthropozän, in dem Geologen die Menschheit zu einer geologischen Kraft erklärt haben, die mit Vulkanen, Meteoriteneinschlägen und tektonischen Verschiebungen auf einer Stufe steht. Wir haben nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Pflicht, Maßnahmen zu ergreifen und diesen Trend umzukehren. Die Architekturbüros, die unsere physische Umgebung gestalten, spielen dabei eine entscheidende Rolle.“ (Josephine Michau, Kuratorin des dänischen Pavillons, Biennale Venedig 2023)

Neue Baustoffe erfreuen sich zunehmendem Interesse, ob nun Pilzmyzelien (Architekturkollektiv Bento, Biennale Beitrag 2023) oder Stampflehm, wie in den Bauten von Anna Heringer. Von klimaneutraler Produktion bis hin zum sozialen Bauprozess hat Lehm das Potenzial wichtige Beiträge zur Lösung unserer dringlichsten Probleme zu liefern: dem Klimawandel und der sozialen Ungerechtigkeit. Weltweit wurden in vielen Kulturen seit Jahrhunderten Lehmbauten errichtet, und die Kenntnis und Fähigkeiten im Umgang mit diesem Material werden oft von Generation zu Generation weitergegeben. Durch den Einsatz von Lehm in modernen Bauprojekten können traditionelles Wissen und handwerkliche Fähigkeiten bewahrt und weiterentwickelt werden.

„Lehm ist das sozialste Material überhaupt, […] Lehm ist ein gesundes Material, ich kann ihn so häufig recyceln, wie ich will. […] Und ich kann noch einen Garten oben drauf pflanzen. Und ich kann mit seiner Verarbeitung Arbeitsplätze schaffen, indem ich Menschen vor Ort einbinde, vom Stampfen der Wände bis zur Gestaltung von Lehmreliefs.“ (Anna Heringer)

Nachhaltigkeit ist für die Architektin ein Synonym für Schönheit: Jedes der von Anna Heringer konzipierten Gebäude geht auf den Ort und den soziokulturellen Kontext ein. Vorhandene Materialien werden genutzt und in jeweilige Ökosystem eingefügt. Die Gebäude sind einfach, sinnvoll und schön durch die Kraft und die Authentizität natürlicher Materialien.

„Wie die Empathie in der Medizin ist die Schönheit beim Bauen ein formaler Ausdruck von Liebe: Wenn ich etwas mit Liebe mache, mit Achtung der Natur und Umwelt gegenüber, ist es auch nachhaltig.“ (Anna Heringer)

Hier geht es zum vollständigen Interview von Peter Wagner mit Anna Heringer

Zur Person
Anna Heringer (* 1977 in Rosenheim) studierte Architektur an der Kunstuniversität in Linz. Ein Jahr nach ihrem Abschluss gründet sie 2005 ihr eigenes Architekturbüro, das auf nachhaltiges Bauen mit Lehm und Bambus spezialisiert ist. Ihre Diplomarbeit, die METI School wurde 2005 gebaut und 2007 mit dem Aga Khan Award ausgezeichnet. 2011 erhielt sie den Global Award für Sustainable Architecture. Gastprofessuren an der ETH Zürich, UP Madrid und TU München sowie Harvard Graduate School of Desgin. Die UNESCO verlieh ihr einen Ehrenprofessorinnentitel und sie hat 2022 das Bundesverdienstkreuz erhalten. www​.anna​-heringer​.com

Dipdii Textiles
Dipdii ist eine partizipative, nachhaltige auf lokalen Textiltraditionen basierende Textilwerkstatt, die in dem Anna Heringer konzipierte Gebäude ‚Anandaloy‘ ihren Sitz hat. Die Kooperative wurde initiiert von Anna Heringer, der NGO Dipshikha, Elke Burmeister und Veronika Lang. Sie beschäftigt Schneiderinnen aus den Dörfern Rudrapur und Birgonj in Banglaesch. Der Erlös der Kissen und Oberteile verbessert unmittelbar die Lebensqualität der Schneiderinnen, da die Frauen auf dem Land nur sehr schwer Arbeit finden. www​.dipdiitextiles​.org

Re
Mit der Ausstellung ‚One Planet, One Family‘ starten wir eine neue Veranstaltungsreihe rund um das drängende Thema Nachhaltigkeit im Bausektor. Unter dem Titel ‚Re
‘ lädt die DG in 2024 in Kooperation mit der Kunstpastoral der Erzdiözese München und Freising sowie dem Kunstreferat der Evangelischen Landeskirche in Bayern zu unterschiedlichen Veranstaltungen wie Vorträgen und Gesprächen ein, rund um die Begriffe Reduktion, Wiederverwendung, Recycling, Reparatur, Transformation und Neudenken.

„Form follows availability – die Gestaltung folgt der Verfügbarkeit. Diese Vorgehensweise reduziert den Verbrauch von Ressourcen konsequent und ermöglicht eine wirkliche CO2-Senke. Die sichtbar andere Ästhetik, die unsere Sinneseindrücke anregt, kann eine Quelle für Erkenntnisse sein.“
(Prof. Amandus Samsøe Sattler, ensømble studio architektur)

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Programm

Eröffnung
Donnerstag, 16. November 2023, 18 bis 21 Uhr
19 Uhr DG Kunstpreis-Verleihung, Dr. Ulrich Schäfert, Geschäftsführender Vorstand
19.15 Uhr Impulsvortrag, Anna Heringer

Re*use
Bücherflohmarkt
Donnerstag, 23. November 2023, 18 bis 20 Uhr

Sonderöffnung aufgrund von hoher Nachfrage
Samstag, 9. Dezember 2023, 11 bis 14 Uhr

Führung und Adventskaffee
Dienstag, 5. Dezember 2023, 14 bis 16 Uhr
Dienstag, 12. Dezember 2023, 14 bis 16 Uhr

Finissage mit Musik
Donnerstag, 14. Dezember 2023, 19 Uhr

Dank
Wir bedanken uns beim Verein Ausstellungshaus für christliche Kunst e.V. für die Förderung und unserem Leihgeber Stiftung Studienseminar St. Michael, Campus St. Michael