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Parallel zu der umfassenden Retrospektive von Antonio Saura im Museum Wiesbaden (bis zum 7. April 2013) zeigt die Galerie Boisserée zum vierten Mal eine Einzelausstellung des 1998 verstorbenen Malers, der nach Pablo Picasso und Antoni Tàpies zu den wichtigsten international arrivierten spanischen Künstlern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählt und dessen Arbeiten sich in bedeutenden Sammlungen der ganzen Welt befinden (u.a. Museum of Modern Art, New York; Centre Georges Pompidou, Paris; Stedelijk Museum, Amsterdam, Pinakothek der Moderne, München). Den Schwerpunkt der Ausstellung bilden 46 Arbeiten auf Papier unter anderem aus den Werkgruppen "Damas", "Tête", " Le Chien de Goya", "Port-rait", "Montage", 'Manière", "Autodafé" sowie eine Sammlung übermalter Postkarten aus den 1970er Jahren.

Ausgangspunkt für die künstlerische Umsetzung einer Idee auf Papier bildet Sauras Archiv, eine Sammlung von Tausenden von Abbildungen aus Büchern, Fotos, Postkarten und Repro-duktionen von Gemälden, die Saura mit einer ungeheueren Sammelleidenschaft zusammen-getragen hat. Aus diesen Bildelementen entwickelt Saura eine Vorstellung, die er dann wie-derum auf Papier oder Karton überträgt. Einzelne Motive beschäftigen ihn über Jahre hinweg und auf diese greift er immer wieder zurück. Er selbst nennt diesen Prozess "Wiederherstel-lungen. Rekonstruktionen". Zentrales Motiv dabei ist die menschliche Figur, die durch die Malweise, einem schnellen und expressiven Pinselstrich mit pastosem Farbauftrag, und durch die übertriebenen, karikaturhaften Formen, auf den Betrachter ausdrucksstark und emotions-geladen wirkt.

Zur Ausstellung werden drei neu erschienene Bücher des Künstlers vorgestellt: Das umfang-reiche Buch "Über mich selbst" enthält primär autobiographische Texte des Künstlers. Dort äußert sich der Künstler u.a. in dem Kapitel "Damas" über das erotische Begehren als Trieb-kraft des Malens, aber auch über sein künstlerisches Verhältnis zum nackten Körper und zur Aktmalerei. Die Ausstellung steuert zu diesem Thema nicht nur zwei sehr reizvolle und frühe "Damas" als Papierarbeiten aus den 1960er Jahren (Kat. Nr. 1 und 2) bei. sondern auch eine großformatige Chinatusche von 1976 aus der Werkgruppe der "Sesselfrauen" (Kat. Nr. 3), denen in der Wiesbadener Museumsausstellung ein ganzer Saal gewidmet ist. Das kleinfor-matige Papierarbeit "Portrait imaginaire de Phiilippe II" von 1987 (Kat. Nr. 32). sowie die ein-zige Leinwand aus dem Jahr 1996 ("Retrato 4-96", Kat. Nr. 46) zeigen imaginäre Portraits und sind Beispiele für das reduzierte, ausdruckstarke Spätwerk der Malerei Antonio Sauras.

Die Kölner Ausstellung belegt mit repräsentativen Bildbeispielen die geniale zeichnerische Qualität eines Künstlers, dessen Radikalität jeglichen Begriff des Schönen und Gefälligen sprengt und der Genese von Kreativität nachspürt. Der Schock des Betrachters vor der (ver-meintlichen) Deformation weicht bei intensiver Betrachtung dem Staunen vor der Kunst Anto-nio Sauras. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Vorwort von Alexander Klar (Mu-seum Wiesbaden) mit ca. 60 Seiten und ca. 50 meist farbigen Abbildungen (Euro 10), zusätz-lich liegen die Neuerscheinungen "über mich selbst", "Die Retrospektive", "Die Mauer" und "Pinocchio" in der Galerie aus.

Parallel zeigen wir im Studio der Galerie das vollständige Mappenwerk von Imi Knoebel (geb. 1940 in Dessau) "Rot, Gelb, Weiß, Blau" mit 6 Farbsiebdrucken aus dem Jahre 1995.

07.02.–12.02.13 Die Galerie bleibt über Karneval geschlossen

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Antonio Saura
Arbeiten auf Papier und Leinwand