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Pressetext:

Vernissage: am Freitag, den 16.Mai, 18 bis 21 Uhr

Wie kann ein Maler erzählen? Wo findet die eigentliche Kommunikation zwischen dem Künstler und seinen Rezipienten statt? Wie ist dieser Prozess zu erforschen?

Die Suche nach adäquaten Antworten ist der Schlüssel zum Werk des jungen in Berlin lebenden Amerikaners Benjamin Rubloff (*1975), der bis 2002 in Wesleyan und Harvard Musik, Pädagogik, amerikanische Literatur und Philosophie studierte.

In »distant prospects«, seiner ersten Berliner Einzelausstellung, präsentiert der Künstler einige neue Bilder, bei denen es unter anderem auch um die Möglichkeiten der malerischen Narration geht. Dabei knüpft er bewusst an die romantische Tradition in der Malerei seiner Heimat an, jener Strömung also, die sich seit jeher akribisch und detailreich um die Darstellung der menschlichen Seelenlandschaften kümmert und von Künstlern wie Thomas Cole und Winslow Homer, aber auch von Edward Hopper tradiert wurde. Zugleich ist es genau die Richtung, bei der es um eine besondere Allianz mit der amerikanischen Literatur und Geistesgeschichte handelt. Helden, Ausreißer, Rebellen sind hier die klassischen Protagonisten.

Auch Benjamin Rubloff greift das Thema auf. Nur dreht er den Spieß um und zeigt statt der coolen Natur- bzw. Landeroberer des wilden Westens die Durchschnittsmenschen unserer modernen globalisierten Welt, die sich für die Flucht in die Wildnis entscheiden. Aber wovor und wohin fliehen sie? Einsam und verloren erscheinen die verschwommenen, gesichtslosen Gestalten in Rubloffs Bildern. Mit ungewöhnlichen Perspektivendarstellungen nimmt der Maler seinen Figuren buchstäblich den Boden unter den Füßen weg. Sie sind von der wilden Natur zwar umgeben, bleiben aber stets Fremdkörper ihr gegenüber, ganz wie ihre verwahrlosten Behausungen. Auch die auf den ersten Blick anmutsvollen wie harmlosen Landschaften sind vernebelt und bisweilen düster. Bedrohung und Warnung sprechen aus deren Inneren heraus, die jedoch weniger der Gewalt der Wildnis, vielmehr der in ihr verborgenen menschlichen Gewalt gelten. Die Bilder bergen in sich zahlreiche Geschichten. Diese erzählt der Maler nicht direkt, sondern weiß sie in den Köpfen und Augen der Betrachter zu suggerieren. Nicht umsonst nimmt er seine Vorlagen aus der aktuellen Medienwelt, die sich häufig vom Unheimlichen und Anrüchigen nährt.

Die geheimnisvolle, kontemplative Ausstrahlung der Bilder reizt unsere Sinne und fesselt sofort unsere Aufmerksamkeit. Bereits im nächsten Moment schlüpfen wir selbst in die fragilen Gestalten hinein, um so durch diese feinen, duftigen Landschaften zu wandern. Und es lohnt sich gewiss, dafür eine Weile auch den eigenen Alltag zu vergessen.

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Benjamin Rubloff
»distant prospects«