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Auch in seiner neuesten Arbeit sleeping wird für Christian Helwing die vorhandene Architektur des Ausstellungsraums zum Ausgangspunkt seiner plastischen, speziell für das Pilot – Projekt in Düsseldorf entwickelten, Intervention. Thematisiert werden in seinem Arbeitsansatz die Schnittstellen von Kunst und Architektur wozu er in sleeping präzise ausgeführte „Schnitte“ am architektonischen Inventar des ehemaligen industriellen Zweckbaus vorgenommen hat.

Christian Helwing versteht es hierbei gleichermaßen, die modernen Manifestationen industrieller Bauweisen und ihre modulare Regelmäßigkeit zu hinterfragen und in sich zurückgeworfene Räume von komplexer Innenwirkung zu installieren. So betritt ein Besucher den Ausstellungsraum des Pilot – Projekt unsicheren Schrittes, wechselt von einer schwarz in eine weiß gestrichene Betonfußbodenfläche während die Reihen der Neonleuchten von ihm so umgehängt wurden, dass sie in Diagonalen den Ausstellungsraum durchschneiden. Die Glasscheiben der langen Fensterreihe verwandeln, durch eine schwarze Bemalung auf der Außenseite, die ganze Szenerie in eine spiegelnde Projektion ihrer selbst.

Vergleicht man sleeping mit den ebenso raumgreifenden Arbeiten des letzten Jahres, EAT. im Kunstverein Ruhr in Essen und die noch bis Ende März 2011 im Treppenhaus des Kunstvereins Hannover zu sehende Installation A Crystal Lives On, so ergibt sich ein gemeinsamer Nenner hinsichtlich der durch die Arbeiten ermöglichten Wahrnehmungsformen, in denen der Betrachter zur Hauptperson innerhalb der Kunst wird. Jeweils wird dieser nicht nur körperlich in die Arbeiten involviert und zu einer kritischen Revision der eigenen Verhaltensweisen veranlasst, vielmehr geht hiermit eine gedankliche Auseinandersetzung mit den diese Erfahrung ermöglichenden Formen, Ideen, Theorien und Utopien der architektonischen Moderne und Postmoderne einher. Formen intuitiver und reflektiver Erkenntnis stehen sich hierbei nicht hierarchisch gegenüber sondern verschränken sich miteinander.

Stellte EAT. in Essen den Versuch einer Verschränkung des städtischen Raumes mit dem Ausstellungsraum des Kunstvereins Ruhr dar, so gelingt es sleeping in ihrer artifiziellen Isoliertheit das „Außen“ auszublenden, sich aus der Umgebung der postindustriellen Hinterhöfe und jetzt als Parkflächen für diverse Einkaufsmärkte genutzten Flächen herauszuschneiden. Gerade in diesem Versuch scheinen Kunst und Architektur an Bedeutung zu gewinnen.