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10.02.2023 – 16.04.2023
Eröffnung: Donnerstag, 09.02.2023, 19 Uhr

Concrete Experience

Concrete Experience präsentiert Künstlerinnen und Poetinnen der 1960er und 70er Jahre, die auf die sympoietische Beziehung zwischen dem konkreten Gedicht und der Erfahrung des wahrnehmenden Körpers aufmerksam machen.

Die ausgewählten Arbeiten, die mit Lily Greenhams Musikstück Experience eröffnen, laden uns zu einem intermedialen Lesen der Entstehungsgeschichte von Gedichten ein. Sie lassen die Grenzen zwischen Verbalem und Nonverbalem verschwimmen und können als Partituren für eine gelebte Poesie gelesen werden: Betty Danons Partitura Asemantica und Liliane Lijns Neurographs entwickeln autonome Sprachen, indem sie Codes aus dem Bereich der Musik, der Technik und der Wissenschaft entlehnen. Power Game ist ein Kartenset und eine Casino-Performance, in der Lijn das Publikum einlädt, sich während des Spiels mit Begriffen wie Identität, Sprache und Macht kritisch auseinanderzusetzen.

Durch ihre Erfahrung mit einer Form des Schreibens, die nicht darstellen, sondern einfach nur sein möchte, bietet Irma Blank eine lebendige Poesie der Präsenz. Wanda Gołkowskas Arbeiten sind von Selbstreflexivität geprägt und untersuchen die Überproduktion und Überfrachtung mit Informationen. In Mirella Bentivoglios De H a E wird in einer Bauwerkstatt der Buchstabe H zum Buchstaben E und transformiert sich nicht nur materiell, sondern auch vom Buchstaben zur Sprache – der Gestaltungsprozess wird zum Gedicht.

Ana Hatherlys Alfabeto estrutural besteht aus einer Reihe von neun Formveränderungen mit abstrakten Motiven, die als fortlaufendes Gedicht und eigenes Sprachsystem kontinuierlich erweitert werden können. Durch die Praxis der japanischen Kalligrafie rekonstruiert Chima Sunada Ideogramme, die mehrdeutige Modifikationen von Bedeutung durch den Akt des Schreibens verkörpern. Annalisa Alloattis Cecità ermöglicht eine meditative Reflexion über die Poesie und Materialität des Braille-Schreibsystems als eine verbindende Energie aller Sinne und des Dazwischen: der Bedeutung, des Visuellen und des Haptischen.

Die Ausstellung ist der erste Teil einer Reihe von Projekten mit Künstlerinnen der Konkreten Poesie.

Kuratiert von Alex Balgiu und Anja Casser, initiiert mit Andrew Hunt.