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DAG 

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Im Anschluss an die Ausstellung "Doll-bigger-to-smaller", stellt sich DAG ebenfalls mit Malerei vor. Während sich Tatjana Doll mit ihrer Serie russischer Puppen den Klischees des Volkstümlichen und seiner industriellen Verkitschung widmete, reflektiert die Ausstellung "Dust" ein weiteres wichtiges Moment des Ortes: den Modernismus.

In seiner Ausstellung bei FLEISCH stellt der Künstler DAG erstmals in Berlin einen Werkkomplex vor, der ihn seit anderthalb Jahren beschäftigt und sich formal durch Konzentration auf grundlegende Elemente der Zeichnung, sowie der Darstellung überhaupt: Punkt und Strich, auszeichnet.

Ausgehend von der Serie "New Balance", sowie der gleichnamigen Ausstellung in der Galerie Fiebach und Minninger (Köln, 2002), steht im Mittelpunkt der Ausstellung "Dust" ein Dyptichon (o.T., 2003, 1,50m x 4m). Bei "New Balance" generierten Tausende von Striche auf monochrom grundierten Leinwänden ein breites Assoziationsfeld und schickten den Betrachter auf Entdeckungsreise.

Die verteilten Strichcluster ließen an Sternenhimmel, Blütenschwärme, Topographien oder Mikrobenkulturen denken. Wichtiger als die immer einer gewissen Willkür geschuldeten Lust, in der Abstraktion noch nach figürlicher Repräsentation Ausschau zu halten, war hier das Verhältnis von Verdichtung und Auflösung, die Binnenstruktur von unmittelbaren Nachbarschaften im Bildraum bestimmendes Thema.

Bei "Dust" nun wird dieser Ansatz fortgeseeetzt und radikalisiert. Das zentrale Bild zeigt ein riesiges Feld, das sich aus Myriaden kleiner Punkte zusammensetzt. Auch hier ist das fertige Bild in erster Linie abstrakt: von schwarzen Feldern dominiert, die sich je nach Verdichtungsgrad in verschieden intensive Grautöne auflösen, hier und dort aufreißen und den weißen Grund der Leinwand freigeben.

Als Referenzpunkt für dieses abstrakte Panorama steht die Fotografie, oder genauer ihre physikalische Grundlage: Licht und lichtempfindliches Material, sei es als Negativmaterial oder Papier. In der hier präsentierten Malerei allerdings mit der wichtigen Differenz, dass es hier nicht um die Simulation einer Stufe des photochemischen Prozesses geht, sondern um die dem photografischen Blick verwandten Kälte des analytischen Blicks. Und sowenig sich ausmachen läßt, ob wir es hier mit einem Positiv oder Negativ zu tun haben, ebensowenig läßt sich entscheiden, ob es sich um Mikro- oder Makrostrukturen handelt.

Die Präsentation des Bildes wird von einer Wandarbeit begleitet, die sich über die drei Räume des Ausstellungsraumes erstreckt. Handelsübliche Markierungspunkte (file under: Bürobedarf) aus Papier in verschiedenen Größen sind über 50qm Wand verteilt und setzten in struktureller Analogie das Bildmotiv auf den Wänden fort. In einer an Strategien der Popart angelehnten Geste wird das abstrakte Bild selbst als Ikon aufgefaßt und erfährt eine explosionsartige Potenzierung in den Raum.

Das elementare Drama moderner Malerei wird noch einmal aufgenommen und durchgespielt: Die reduktionistische Zurschaustellung von Oberflächen und die dialektische Volte gegen die narrative Enge und Armut abstrakter Malerei und Kunst überhaupt. Eine Lösung oder Antwort wird allerdings nicht im Bild selbst, sondern im komplementären Kommentar der Wandarbeit gesucht.

Mit ähnlichen Markierungsgesten wie die Leinwand belegt, wird hier die Grenze des Flachen und sein Jenseits - seine Auffaltung in den Raum - beschrieben.

Asim Chughtai

Pressetext

only in german

DAG  "Dust"