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Welche Auffassung von Landschaft entspricht unserer Zeit? In einer Gesellschaft, die von der Ästhetik der Oberfläche durchwaltet wird, so die Ansicht namhafter Kritiker, sind Dinge so, wie sie erscheinen. David Willen ist der Donau von der Quelle bis zur Mündung gefolgt und zeigt in seinen Fotografien, dass die „schöne, blaue Donau“ durchaus schön, aber auch braun sein kann. Mit seinem sachlichen Blick hält Willen den Effekt des Schönen frei von romantischer Sehnsucht. Sein intensives, langsames Sehen – eine Aufnahme für jedes Motiv genügt ihm – bringt stimmungsvolle Bilder hervor, in denen Willen das rein Faktische in Poesie aufgehen lässt.

Auf seiner Reise entlang der Donau fuhr der Künstler oft mehrere hundert Kilometer und verbrachte lange Wartezeiten, bis er eine für ihn ideale Konstellation der Bildelemente antraf und alle Rahmenbedingungen stimmten. Mit seinem frontalen und statischen Standpunkt hält der Künstler die Donau zunächst in zentral perspektivischen Bildausschnitten fest. Die zunehmende Weite des Flusses lässt die peripheren Zonen zurücktreten und führt schliesslich zur Aufhebung des Tiefenraums. Die Zielgerichtetheit des Flusses geht in ein nahezu gegenstandsloses, flächiges Geschehen auf, das sich nicht länger verorten lässt.

Der erhöhte Aufnahmestandpunkt und die bildmittig angesetzte Horizontlinie suggerieren zusammen mit der Zentrierung des Objektes eine direkte, neutrale Sicht auf das Dargestellte. Konsequent überträgt Willen die strenge Sachlichkeit der dokumentarischen Fotografie auf die Landschaftsfotografie und beweist nicht zuletzt im Umgang mit dem natürlichen Licht, dass er sich von der romantischen Naturauffassung distanziert. Willen meidet extreme Lichtstimmungen wie zum Beispiel den idyllischen Sonnenuntergang und nutzt, falls notwendig, die Möglichkeiten der elektronischen Bildbearbeitung, um die farbigen Komponenten bildwirksam zu reduzieren. Willens Einzelbilder addieren sich in der strikten Auswahl der Motive und Befolgung gewisser konzeptueller Parameter zu einer in sich abgeschlossenen Serie. Die Reihung der Donau-Bilder dokumentiert seine Reise freilich ohne den Anspruch, eine fotografische Typologie im Sinne von Bernd und Hilla Becher zu bilden.

Mit seiner künstlerischen Arbeit bespielt David Willen unterschiedliche Foren: In seinen grossformatigen Fotoserien „Donau“ (2002-2003; 28 Fotografien) und „Fluchten“ (ab 1999; bis heute 72 Fotografien) befasst er sich mit dem räumlichen Gesamteindruck. Aufnahmen, die sich in einer engeren Fokussierung auf einzelnen Gegenstände oder Personen konzentrieren, veröffentlicht Willen seit 1999 als fotografische Essays in führenden Kultmagazinen (u.a. Wallpaper und Qvest). In Anschluss an seine Einzelausstellung in der Galerie Bob Gysin zeigt der Künstler eine repräsentative Auswahl seiner Donau- und Fluchten-Bilder in Ulm und Ludwigsburg.

Ruth Littman Pressetext

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David Willen - Donau