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Die Galerie Kai Dikhas zeigt vom 24. Juni bis 19. August 2011 die Ausstellung Hexenjagd der britischen Künstlerin und Travellerin Delaine Le Bas. Die Eröffnung findet am Donnerstag, den 23. Juni 2011, von 18 bis 21 Uhr, im neuen Aufbau Haus am Moritzplatz in Berlin-Kreuzberg statt.

„My work is at the point where Outsider, Folk and Contemporary Art meet, combining a visionary, conceptual and craft approach.“ Delaine Le Bas

Hexen gehören heute in die Welt der Märchen, doch wurden sie im Mittelalter gejagt und als Sündenböcke für missliche Ereignisse zur Rechenschaft gezogen. Aber nicht nur der böse Zauber haftet dieser mystischen Frauenfigur an, als weiße Hexe hat sie durchaus positive, heilende Eigenschaften – von Erotik bis hin zu Esoterik. In der exotischen Gestalt der Hexe konzentriert sich oft jedoch eher die Angst vor, selten die Faszination für Fremdes, Ungewohntes und Unerklärliches. Die Ausgrenzung, Ablehnung und Verfolgung durch eine Mehrheit ist der übliche Umgang mit unangepassten Menschen. Aber gehören all diese Projektionen und Stereotypen wirklich der Vergangenheit an?

Die Installation Hexenjagd von Delaine Le Bas ist ein wilder Ritt durch sämtliche Klischées und Stile, deren Konglomerat verschiedenster unverbundener Elemente sich ins Albtraumhafte verkehren. In einer Art Zelt liegen Teppiche aus, bunte Bänder durchziehen den Raum, einzelne Puppen stehen oder liegen und sind wie zu einem Altar arrangiert. Farbenfroh bestickte Bilder hängen herab, Graffitis, Comicszenen und Abbildungen von Micky und Mini Maus sind zu sehen. Ein postmodernes, eklektizistisches Universum, das mit einer Fülle von Details und Stimmen den Betrachter einnimmt. Delaine Le Bas spielt mit Erwartungen – man hat den Eindruck eines bunten, ja fröhlichen Treibens und doch wird es von Unheimlichem unterwandert. Symbole der Kindheit, der Unschuld, entpuppen sich als Schreckensbilder, Assoziationen mit der überkommenen Vorstellung des „Home, Sweet Home“ werden hergestellt, um gebrochen und aufgelöst zu werden.

In dieser multimedialen Installation wird eine Analogie zwischen der Jahrhunderte währenden Verfolgung von so genannten Hexen und dem Volk der Roma deutlich. Ihre Gemeinsamkeit besteht in der hysterischen und hasserfüllten Reaktion auf Personen, die durch Projektion oder aber aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit stigmatisiert und verfolgt wurden oder immer noch werden. Delaine Le Bas spricht mit Blick auf unsere Gesellschaft von einer „Politik der Angst“, deren Spielball und Opfer sowohl Mitglieder der Minderheit, als auch die vermeintlichen Hexen werden und wurden. Diese Angst empfindet die Künstlerin selbst, auch in Momenten des Glücks. Über starke Reize und ungewohnte Objektkonstellationen setzt sich Delaine Le Bas mit ihrer Identität auseinander, verweist darin aber zugleich auf die Frage von Identität allgemein und auf die Zufälligkeit einer solchen Zuschreibung. Insofern versteht sie ihre Arbeit als Offenlegung und Warnung.

Delaine Le Bas, geboren 1965 in Worthing, West Sussex, studierte von 1981 bis 1986 am West Sussex College of Art & Design und von 1986 bis 1988 an der St Martins School of Art in London. Stickerei, Malerei, Zeichnung, Skulptur, gefundene Objekte und Video sind die Elemente, die sie in Ihren begehbaren Installationen kombiniert. Ihre Werke wurden weltweit in Galerien und Kulturinstitutionen gezeigt, unter anderem bei Campbell Works, London, im Musee International Des Arts Modestes, Sete, in der D’vir Gallery, Tel Aviv, Trafo Galerie, Budapest, Galerie Giti Nourbakhsch, Berlin, und Tag Gallery, Nashville. Zudem war sie 2007 im ersten Roma-Pavillon auf der Biennale in Venedig vertreten. Delaine Le Bas lebt und arbeitet in Worthing.

Kai Dikhas bedeutet auf Romanes „Ort des Sehens“. Jenseits aller exotisch-romantischen Klischees und Stereotypen erhalten hier ab Frühjahr 2011 Roma-Künstler einen professionellen Ort zur Präsentation ihrer Kunst. Dieser neu in Berlin gegründete künstlerische Freiraum ist die erste permanente Galerie, die sich der oft unbekannten Kunst der Sinti und Roma in ständig wechselnden Ausstellungen widmet und sie in all ihren Facetten auslotet. Mit den Werken der international renommierten Malerin Lita Cabellut eröffnet die Galerie Kai Dikhas ihr Ausstellungs-programm in Berlin.

Die Galerie Kai Dikhas greift auf ein weites Netzwerk europäischer Roma-Intellektueller und Künstler zurück, die neue Entwicklungen künstlerischer und politischer Natur vermitteln und auch kritisch begleiten. So schärft dieser lebendige Ort das Bewusstsein für die vielfältigen Beiträge, die die Sinti und Roma für die europäische Kulturgeschichte über die Jahrhunderte geleistet haben und stellt sie als Akteure und wichtige Impulsgeber unserer Gegenwart vor. Erweitert und ergänzt wird das Konzept durch das Berliner Independent Label Asphalt Tango Records, das sich erfolgreich auf die Veröffentlichung von Roma-Musik spezialisiert.

Künstlerischer Leiter der Galerie Kai Dikhas ist Moritz Pankok, das Management übernimmt die Kunsthistorikerin Anna Ewa Dyrko.

Sommerfest im Aufbau Haus. Wir feiern den Einzug. Endlich ist es so weit – wir geben vom 16. bis 19. Juni unseren Einstand am Moritzplatz mit Veranstaltungen, Überraschungen und Führungen durch das Aufbau Haus. Es gibt zu essen und zu trinken, Musik, Literatur, Theater, Fotografie und vieles mehr. Feiern Sie mit!

DELAINE LE BAS . HEXENJAGD

Datum 24. Juni bis 19. August 2011 Eröffnung Donnerstag, den 23. Juni 2011 . 18 bis 21 Uhr

Öffnungszeiten Dienstag bis Samstag . 11 bis 18 Uhr Ort Galerie Kai Dikhas Aufbau Haus am Moritzplatz Prinzenstraße 85D . 10969 Berlin-Kreuzberg U8, M29: Moritzplatz

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