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Marc Jordi Jordi & Keller Architekten

Die Mutter der Künste
Bauplastik und Kunsthandwerk in der Architektur

Stumm ist die Architektur von Heute Die Architektur könnte der Kunst, aber vor allem dem Kunsthandwerk die Möglichkeit bieten, das Bauwerk erzählerisch zu bereichern. Doch das Handwerk wird durch die detaillose Architektur der heute meist als Einzelautoren arbeitenden Architekten zum Handlanger einer auf Präzision getrimmten Architektur degradiert. Es wird eher dem Maschinen- Und Fortschrittskult der Frühen Moderne gefolgt, als dass zeitgenössische Architektur die Vielfalt der Entwicklungen menschlichen Seins und Wirkens verkörpert. Seitens der Gesellschaft erzeugt das zwar zunehmend Gegenbedürfnisse, doch bislang werden traditionelle Fertigungen, wie das Kunsthandwerk mit seinen „manuellen Unwägbarkeiten“, noch in die Verkaufsstände der Weihnachtsmärkte oder in das Luxussegment verbannt. Ähnlich dem Kunsthandwerk ist auch der Umgang mit Historischer Architektur: gelten bauliche Rekonstruktionen zurecht als Hüter oder sogar Retter des alten Kunsthandwerks, scheinen dazu kompensatorisch bauliche Ergänzungen besonders abstrakt ausfallen zu müssen. Damit werden die Rekonstruktionen dem Museum der Geschichte zugeordnet und das Kunsthandwerk hat keine Chance, sich in den Reigen der aktuellen baulichen Kulturarbeit einzubinden. Bekanntlich kann aber Tradition nur am Leben erhalten werden, wenn sie sich unablässig erneuert. Ist der Faden, wie es zur Zeit in der Architektur der Fall ist, gar gerissen, wird es bei Einzelaktionen, den sogenannten „Traditionsinseln“ bleiben.

Frankfurt versucht es erneut Im Rahmen des Wiederaufbauprojekts Dom-Römer in Frankfurt werden Bauplastik und Kunsthandwerk wieder Bestandteil von Architektur. die hier aktuelle Auseinandersetzung mit Geschichte, Ort und authentischen Relikten in Form von Bauteilen, welche in die Neubausubstanz integriert werden, wirft viele fragen auf: kann verlorene Geschichte wiedergewonnen werden? sind die Spolien nicht Feigenblätter zur Legitimierung eines historisch fragwürdigen Bauvorhabens oder bereichern und schaffen sie geschichtliche tiefe? wie kann sich dieses wiederpraktizierte baukünstlerische wissen auch auf andere Neubauprojekte auswirken?

Die Exponate Die Ausstellung soll Einblicke in die Planungen der beiden Neubauprojekte am Dom-Römer markt 40 und markt 8, sowie in weitere Projekte und Plastiken von Marc Jodie im Umgang mit historischen Fragmenten geben, welche als gedankliche Wegbereiter dienten. weiter werden werke von Kunsthandwerkern zu sehen sein, die für eine Fortführung der Bautradition stehen. Ebenso soll das werk des kürzlich verstorbenen bekannten Architekturkritikers der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Dieter Bartetzko und sein Engagement für die Altstadt Frankfurts gewürdigt werden. seine hinterlassenen baulichen Fragmente der zerstörten Altstadt Frankfurts, welche als Spolien in die dem Römer zugewandte Giebelseite von Haus Markt 40 wiedereingebaut werden, mögen an stelle von ihm zu uns sprechen.

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