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Vernissage Donnerstag, 3. November 2011, 19.00 Uhr

Einführung Prof. Dr. Christoph Zuschlag Universität Koblenz-Landau

Geboren 1925 in Köln als Sohn eines Druckereibesitzers entscheidet sich Erwin Bechtold nach einer Ausbildung zum Drucker und Setzer und dem Besuch der Kölner Werkschulen gegen die Nachfolge im elterlichen Betrieb. Stattdessen führt ihn sein Weg 1950 nach Paris, wo er zuerst im Atelier Fernand Légers studiert und schließlich nach Barcelona reist. Dort kann sich Bechtold nicht nur der Malerei widmen, sondern knüpft auch zahlreiche Kontakte zu spanischen Verlagen, mit denen er als Graphiker bis in die 1980er Jahre verbunden bleibt. Gleichzeitig arbeitet er auch als Innenarchitekt und gestaltet nicht nur Privatwohnungen, sondern auch zahlreiche Geschäfte in Barcelona. Im Jahr 1954 entdeckt er auf einer Reise die Insel Ibiza, auf der er inmitten einer idealen Arbeitsatmosphäre bis zum heutigen Tag mit seiner Frau Christina lebt. Bevor er sich dort jedoch 1958 dauerhaft niederlässt, folgen noch ein zeitweiliger Aufenthalt in Berlin 1956 und die Teilnahme an der Mannheimer Ausstellung "Eine neue Richtung in der Malerei". Auf Ibiza wird er zu einem der Mitbegründer der Grupo Ibiza 59 und erhält 1966 eine Gastdozentur an der Akademie Farnham and Guildford in England. Im selben Jahr schließt Bechtold sich der Gruppe Syn in Deutschland an und eröffnet ihr die Möglichkeit zu Ausstellungen in Spanien. Auch wenn er seit nahezu 60 Jahren in Spanien lebt, hat Bechtold den Kontakt zu Deutschland nie verloren und kann als ein Pendler zwischen den beiden Kulturen betrachtet werden, was sich besonders in seinem Werk wiederspiegelt.

Zu Beginn auf der Suche nach einer eigenen Formsprache, beeinflusst durch die Künstler Paul Klee und Willi Baumeister entwickelt Bechtold im Umfeld der katalanischen Avantgarde um die Gruppe Dau al Set seine eigene stilistische Position innerhalb des Informel. Schon in dieser Frühphase zeigt sich das, was in späteren Jahren immer deutlicher in Bechtolds Werk hervortritt: das Spiel mit den beiden Polen Rational und Irrational, Konstruktion und spontaner Gestus. Mit der Abkehr vom Informel zu Beginn der 1960er Jahre wird Bechtolds Malerei flächiger und es entstehen Bilder mit organischen Formen, bevor ab 1966 die geometrischen Elemente Einzug erhalten. Jedoch findet man nie eindeutig geometrische oder eindeutig organische Bilder - stets konfrontiert Bechtold die Gegensätze miteinander. Und im Spiel zwischen diesen beiden Polen entwickelt sich sein Werk weiter, wobei die Farbigkeit zunehmend zurücktritt. In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre entsteht die Serie der Schwarz-Weiß-Bilder, aus denen heraus Bechtold Variationen um das Thema Mitte entwickelt, bis schließlich Mitte der 1980er Jahren der Winkel als die bestimmende geometrische Form auftaucht, die Bechtold immer wieder in Bezug setzt zu Fläche und Raum. In den letzten fünf Jahren manifestiert sich dann der Eindruck von Erwin Bechtold als dem Maler der Stille - er arbeitet weiterhin mit spannungsgeladenen Kontrasten, ohne jedoch nach dem Einklang der Gegensätze zu streben. Vielmehr wandelt er die Störung zum gestaltgebenden Prinzip seiner Kunst, da sich nach Bechtolds Verständnis erst aus der Störung der Harmonie Neues entwickeln könne.

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Erwin Bechtold
Ventana
Kuratoren: Gisela Clement, Michael Schneider