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ERÖFFNUNG Freitag, 01. April 2016, 19 Uhr
ORT: Wollenweberstr. 14/15, 31134 Hildesheim
ÖFFNUNGSZEITEN: Mi. 18-20h, Sa. 14-18h, So. 14-18h

Längst hat die Kunst das Museum verlassen und erobert neben Verkaufsräumen von Galerien oder Kunstmessen auch das Internet und mit ihm einen alltäglichen Raum des Konsums. Viele zeitgenössische Künstler_innen bedienen sich für ihre Werke sowohl der Werbe- und Warenästhetik als auch gängiger Marketingstrategien. Sie produzieren eigene Lifestyle-Produkte und Waren, die sie zum Verkauf anbieten und verhandeln dabei den Status des Kunstwerks neu. Innovative Produkte, Mode, Kunst und Entertainment vermischen sich und werden mit trendbewussten Inszenierungsstrategien in Onlineshops und in Ausstellungen in Form von Concept Stores präsentiert.

Sowohl die Mechanismen und Ambivalenzen der Konsumkultur als auch die Auseinandersetzung mit der machtvollen Suggestivkraft der Warenästhetik fließen in die Konzeption und Erscheinung zeitgenössischer Werke ein. So entwickeln Künstler_innen Kunstwerke, die von vornherein als konsumierbare Produkte gedacht werden, anstatt sie zunächst als genuin ideelle Werke zu präsentieren.

Die Trennlinie zwischen trivialer Ware und käuflichem Kunstwerk verschwimmt zunehmend. Dies wirft Fragen auf: Erleben wir dabei eine neue Art der künstlerischen Konsum- und Gesellschaftskritik? Werden gar die kapitalistische Verwertung der Kunst und die kommerzielle Seite des Kunstsystems an den Pranger gestellt? Oder handelt es sich eher um eine humorvoll-ironische Analyse der Funktionsweise von Konsumprodukten? Wie lassen sich die Wechselwirkungen von zeitgenössischer Kunst und Konsum deuten? Wird der Kunstwerk-Status lediglich behauptet und als schlagkräftiges Verkaufsargument benutzt? Müssen Kunstwerke eine kritische Distanz zu Entertainment und Warenform halten?

Auf den ersten Blick scheint es, als hätten Kunst und Kommerz nichts miteinander zu tun. Der Kunstwissenschaftler Wolfgang Ullrich sieht in den Eigenschaften von Kunstobjekt und Ware jedoch keine Gegensätze. Denn sowohl Kunst als auch Konsumgüter bedienen sich einer spezifischen Ästhetik und bestimmter Inszenierungsstrategien, die eine suggestive Wirkung hervorbringen. Insofern scheinen Konsumprodukte mehr als nur materielle Befriedigung zu sein. Als Teil eines Lebensstils und Zeitgeistes weisen sie über sich hinaus und vermitteln Menschen, die sich mit ihnen umgeben, das Gefühl, die eigene Individualität auszudrücken. Auch Kunst, die zu einem käuflichen Lifestyle-Produkt wird, besitzt diese identitätsstiftende Wirkung.

Diese Überlegungen stehen im Zentrum der als Produktpräsentation inszenierten Ausstellung FINAL GOODS. Sie zeigt künstlerische Projekte, die die Trennung zwischen Produkt und Kunstwerk befragen, reflektiert Aspekte der Konsumkultur und beschäftigt sich mit der Strategie des „Brandings“ sowie der Kommerzialisierung der Kunst. .

Konzept: Kathrin Meyer

Kuratiert von Nora Brünger und Sonja Wunderlich in Zusammenarbeit mit Lisa Paland, Nada Schroer und Francisco Vogel.

Förderer
Die Ausstellung wird gefördert durch das Land Niedersachsen. Das Vermittlungsprogramm des Kunstvereins Hildesheim wird gefördert durch das Land Niedersachsen und die VGH-Stiftung.
Die Ausstellung ist Teil des Jubiläumsprogramms Hildesheim 2015.