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Ausgangspunkt für Florian Slotawas Schaffen ist kontextuell wie auch materiell immer das Vorhandene, das Offensichtliche. Wie der Künstler aber mit der vorgefundenen Situation oder dem Material umgeht, unterläuft die Konventionen und ist gänzlich unorthodox. So spurtet er für seine Videoarbeit Museums-Sprints durch altehrwürdige Museen und versucht in möglichst kurzer Zeit den Ausstellungsrundgang abzulaufen, oder er nimmt Kunstwerke aus einer Museumssammlung mit zu sich nach Hause und hängt sie in seine Berliner Privatwohnung. Produktausgleich wiederum ist eine Serie von elf Skulpturen, die aus Artikeln der Haushaltabteilung eines Kaufhauses aufgetürmt wurden, wobei alle die exakt gleiche Höhe haben. Florian Slotawa nutzt Räume oder Gegenstände in einer nicht vorgesehenen Art, schafft sich Freiräume, dort wo keine solchen eingeplant sind, und es gelingt ihm, sich auch anonymisierte Situationen anzueignen. Hotelzimmer baut er über Nacht total um, nistet sich im wörtlichen Sinne ein, um dann im Morgengrauen alles wieder rückgängig zu machen. Was bleibt ist ein Foto.

Immer wieder hat der Künstler in den vergangenen Jahren für die Besitzarbeiten sein persönliches Hab und Gut als künstlerisches Material benutzt, als Werkstoff mit dem er ein Relief seiner Heimatlandschaft, ein Jüngstes Gericht, oder eine Verkündigung* darstellt. Die Grenze zwischen Privatperson und Künstler wird aufgehoben, wenn Slotawa seinen kompletten Hausrat einem Kunstsammler verkauft, nachdem er alles in ein fein säuberliches Inventar aufgenommen hat. Fragen nach der Grenze der Kunst, nach dem Werkbegriff und dem Selbstverständnis des Künstlers werden gestellt.

Nach Einzelausstellungen im Museum Abteiberg Mönchengladbach (2001) und der Kunsthalle Mannheim (2002) ist dies die dritte grössere Museumsausstellung des Künstlers. Die Ausstellung im Kunstmuseum Thun gibt einen umfassenden Einblick in Florian Slotawas Schaffen der letzten Jahre. Zudem zeigt der Künstler neue installative Arbeiten, die den Ort überraschend verändern. Nicht einmal den Museumseingang wird man wieder erkennen.

Florian Slotawa ist 1972 in Rosenheim bei München geboren und hat an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert. Heute lebt und arbeitet er in Berlin.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Pressetext

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Florian Slotawa
zeigt überraschende räumliche Veränderungen des Ausstellungsortes sowie fotografische Arbeiten