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Eröffnung am Mittwoch, den 12.01.2011 um 18 Uhr in Anwesenheit des Künstlers. Es spricht: Dr. Tayfun Belgin, Direktor Osthaus Museum Hagen

Unschärfe in gegenständlich-figurativen Gemälden als Stilprinzip in der Gegenwartskunst ist Merkmal einiger nach 1960 geborener Künstler. Zu diesem Thema zeigt die Hamburger Kunsthalle vom 11. Februar - 22. Mai 2011 eine Ausstellung mit Arbeiten von 20 Künstlern (darunter Franziskus Wendels), deren künstlerisches Schaffen ca. 20 Gemälden und einem Film von Gerhard Richter gegenüberstellt wird.

Unschärfe gegenständlicher Thematik führt nicht nur zum Verschleiern und Weichzeichnen, sondern evoziert zudem Geheimnisvolles. Die Arbeiten des Malers Franziskus Wendels sind hierfür bestes Beispiel. Das Gegenständliche des Bildes wird nur angedeutet, vieles der dargestellten Thematik aber bleibt offen. Dieses treibt der Künstler bis zu einer bewussten Unkenntlichmachung voran, um seine Bildaussage zwischen Klarheit und Eindeutigkeit des gegenständlichen Inhaltes bis hin zur vollkommenen Auflösung in der Abstraktion anzusiedeln. Seit jeher setzt sich Wendels mit dem Thema Licht im urbanen Umfeld auseinander. Zwangsläufig werden die Nacht und der dunkle Raum, in denen das Licht erst Gegenständliches erfahrbar macht, zum zentralen Thema seiner Malerei. Monochrome Farbpigmentfelder, die den Bildern auch bei strengem Bau spannende Unschärfe und Vagheit verleihen, bringen immer wieder künstliches Licht in Erscheinung. Die Arbeiten in der aktuellen Ausstellung beschreiben sowohl den Außenraum, die nächtliche Landschaft oder Stadtlandschaft, als auch den Innenraum, zum Teil mit Blick nach draußen. Besonders in der Arbeit "All we know 4" (Katalog Seite 12) erscheint das Leuchten der Großstadt und die Reflektion auf einzelnen Gegenständen im Raum in einem seltsamen Zusammenklang. Die Kombination von Unschärfe und nächtlicher Lichtsituation kommt der Erinnerung an einen flüchtigen Moment nahe, gleich einem Bruchteil einer Geschichte, deren weiterer Verlauf offen bleibt. Es bleibt dem Betrachter überlassen, die Geschichte zu deuten, welche das Bild und dessen Titel ihm vorgibt. Die Titel vieler Leinwände wie zum Beispiel "Blind date" oder "Ciao Bella" eignen sich, die Phantasie des Betrachters zu beflügeln, ohne eine konkrete Vorgabe zu leisten.

Die Ausstellung umfasst kleine und großformatige Leinwände von Franziskus Wendels, die alle in den letzten Jahren entstanden sind. Die Souveränität der abstrahierenden Reduktion zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung. Aus dem Rahmen fällt eine Leinwand, in der der Künstler mit unterschiedlich warmen Lichtwerten spielt (Katalog Seite 59): sie zeigt ein Haus in einer kaltweißen, nächtlichen Schneelandschaft, zu der die einzige im Haus vorhandene warmtonige Lichtquelle einen markanten Kontrapunkt setzt. Zwei neue Arbeiten aus der Werkgruppe "Rendezvous" überraschen in ihrer Farbigkeit. Der Betrachter begegnet beleuchteten, hallenartigen Innenräumen und wird durch den Titel mit der Emotionalität des Augenblickes konfrontiert, die ein großer anonymer Raum auf den Eintretenden ausüben kann, der kurz vor einer Verabredung steht, deren Ausgang offen ist.

Zur Ausstellung erscheint ein neuer Katalog mit 94 Seiten, 54 meist farbigen Abbildungen und einem Text von Tayfun Belgin, Direktor am Osthaus Museums Hagen, zu Euro 15. Er vermittelt einen repräsentativen Überblick über das derzeitige künstlerische Schaffen von Franziskus Wendels und enthält neben einer kurzen Biographie eine Übersicht über wichtige Einzelausstellungen oder Ausstellungsbeteiligungen des Künstlers.

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Franziskus Wendels
"Raumdeutung" - Neue Arbeiten auf Leinwand