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Wir freuen uns, die erste Einzelausstellung von Gavin Tremlett (*1977) in der Wohnmaschine zu praesentieren. Die aktuelle Werkserie des britischen Malers besteht aus einer Reihe verstoerender Portraitdarstellungen. Mit einer Manier, die an die italienische Malerei des spaeten 16. Jahrhunderts erinnert und in seinen Verzerrungen an die Tradition Francis Bacons anknuepft, visualisiert Tremlett eine Koerperlichkeit, die sowohl stark sexuell aufgeladen ist als auch eine Tendenz zum Unheimlichen besitzt.

Tremletts Interesse gilt vorrangig dem malerischen Prozess, den er anhand des menschlichen Körpers studiert. Seine Ganzkoerperportraits und Studien adoleszenter Maenner- und Frauenkoerper präsentieren sich vor einem undefinierbaren Hintergrund. Koerperhaltung und Posen seiner Protagonisten sind grotesk ueberzeichnet und die jungen Gesichter wirken deplaziert und verloren. Trotz der manierierten Nacktheit sind die Figuren jedoch weniger Ausdruck eines subtilen Erotizismus sondern verstroemen vielmehr eine Athmosphaere intimer Verstoerung.

Stilistisch orientiert sich Tremlett an historischen Vorbildern wie z.B. Caravaggio, an fotografischen Pornodarstellungen verschiedener Jahrhunderte und an zeitgenoessischen Hochglanzmagazinen, die der Ausstellungstitel THE HOBBY ironisch sarkastisch kommentiert. Basierend auf den Techniken der Hell-Dunkel-Malerei Caravaggios und den Effekten des Chiaroscuro treten Tremletts gemalte Koerper plastisch hervor. Sie scheinen dabei aus sich selbst heraus zu leuchten und konfrontieren damit den Betrachter unmittelbar mit ihrer Praesenz. Mit der bewusst provokanten Inszenierung seiner Figuren befindet sich Tremletts Malerei zwischen Vulgaritaet und einer Sehnsucht nach Figuration.

Tremletts Serie der Portraitkoepfe - fiktive Gesichter, die er mit unzaehligen Lasuren bearbeitet und Schicht für Schicht deformiert - sind pointierte Anti-Thesen zu Schoenheitskonventionen und gaengigen Idealgesichtern und verstehen sich als bewusst gesetzte, aesthetische Regression.

Geradezu kontraer zu der Akribie mit der Tremlett an der Verstofflichung seiner Bildgegenstaende arbeitet, beinhaltet die Gestaltung des Bildhintergrundes das Moment der Aufloesung. Dort wo die Koerper durchscheinend und immateriell werden, verwandeln sie sich in Flaechen abstrakter Malerei. An der Schnittstelle von inszeniertem Koerper und Blick stellt sich dem Betrachter die Oberflaeche des Koepers und die Flaechigkeit der Malerei als Projektionsflaeche entgegen.

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