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Horst Münch Unser Krieg - Das nervöse Lachen

Horst Münch ist 1951 in Nürnberg geboren, hat von 1975-80 bei Alfonso Hüppi an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf studiert und lebt seit 1982 in Köln. 1983 wurde er mit dem Jürgen-Ponto-Preis für Zeichnung und 2003 mit dem Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste in Berlin ausgezeichnet. Er wird von den Galerien Hans Strelow, Düsseldorf, Schmidt Maczollek, Köln, und Philippe Casini, Paris, vertreten. Seine zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen seit 1977 wurden von diversen Publikationen begleitet.

Anlässlich der Ausstellung Unser Krieg - Das nervöse Lachen im Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis, Bregenz wird im Herbst 2007 im Snoeck Verlag, Köln, ein von Lena Mozer gestaltetes, 80 Seiten starkes gleichnamiges Buch von Horst Münch publiziert, mit zahlreichen Farb- und S/W-Reproduktionen und einem Textbeitrag des Künstlers.

In der Ausstellung in Bregenz zeigt Münch mehrere Kartenbilder aus der Reihe „Der schiefe Blick“, auf denen die Silhouetten von Landkarten verfremdet und abstrahiert in Erscheinung treten, mal in malerischer Unschärfe, mal graphisch verhärtet. Die zum Teil groß-formatigen Acrylgemälde aus den vergangenen Jahren, die Münch nach dem 11. September 2001 begonnen hat, wiederholen unseren Blick auf die Krisenherde und Problempunkte der Welt. Sie sind geprägt von konventionellen visuellen Erfahrungen beim Lesen von Karten und Globen, aber auch von Satellitenbildern aus Programmen wie Google Earth, verzerrt durch den niemals objektiven, letztendlich immer kolonialisierenden Betrachterstandpunkt des Subjekts. Die Untertitel (unter anderem: Orient Rot; Orient Blau; Afrikanisch-chinesische Handelsbeziehungen; Nordpolprojektion Asien) wie auch die Titel der Skulpturen (Triangulum Terrae Trigonalis oder Terra Neutra Trigonalis; Paul Magritte, Bagdad; Irrtum) grenzen eine allzu freie Interpretation des Sujets ein.

Die Skulpturen sind aus einfachen Materialien wie Holzlatten und -kisten, Gips, Draht, Styropor, Glas gebaut oder in Wachs gegossen, sie stehen mehrteilig als Blöcke gruppiert (T.T.T. oder T.N.T. I + III, Paul Magritte, Bagdad) oder einzeln (Irrtum). Rätselhafte Szenarien entstehen, Tatorte, die zwischen pseudodidaktischen Arrangements, archäologischen Grabungsstätten, laborartigen Versuchsanordnungen und theatralischen Inszenierungen changieren.

Zu den 19 Bildern und 4 teils mehrteiligen Skulpturen werden 50 kleinformatige Pseudosolarisationen, fotografische Umsetzungen von Zeichnungen, gezeigt. Darunter befindet sich auch die 27-teilige Serie „Die alte Apo“, ein Remix von Max Beckmanns Lithografiezyklus zur Apokalypse von 1941.

In seinen Werken verweist Horst Münch auf den tagtäglichen Wahnsinn, dem man sich trotz geografischer Distanz psychisch und mental nicht entziehen kann, wie auch auf gesellschaftliche und biografische Traumata. In der Sublimierung dieser Themen bleibt das Werk offen, stimuliert Assoziationen und Gefühle, regt, nicht zuletzt durch die illustrativen Titel, zum Nachdenken an. Immer wieder stößt der Betrachter auf Zitate und Verweise – bezogen auf Politik, Geistesgeschichte, Kunstgeschichte, Wissenschaft, Musik – auf sämtliche Systeme. Auch wenn all dies in den Gemälden und Skulpturen mitschwingt, sind diese doch auf der Grenze zur Abstraktion immanent funktionierende Kompositionen, zeigen malerische und skulpturale Lösungen.

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Gerhard Dirmoser & Horst Münch