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Der Triumph der Linie - Graphik und Zeichnungen von Henri Matisse in Köln

Nach acht Jahren zeigt die Kölner Galerie Boisserée im Juni 2009 zum zweiten Mal graphische Arbeiten von Henri Matisse (1869 - 1954), der neben Picasso zu den bedeutendsten Künstlern der Moderne zählt. Sein brillantes, schwarz-weißes, graphisches Œuvre dürfte vie-len Besuchern weitaus weniger bekannt sein als seine farbige Malerei. Die Verkaufsausstellung mit einer ausgesuchten Sammlung von fast 60 Lithographien, Radierungen und einigen Arbeiten auf Papier dürfte mit über 60 Exponaten im internationalen Kunsthandel derzeit ein-malig sein.

"Was mich am meisten interessiert, ist weder das Stillleben noch die Landschaft – es ist die Figur." Porträts und Akte von weiblichen Figuren sind folglich das Hauptthema des graphi-schen Œuvres von Matisse. Bei der Wahl der graphischen Techniken beschränkt er sich ausschließlich auf Radierung, Lithographie und Aquatinta. Im Gegensatz zu seinem maleri-schen Werk ist das wichtigste gestalterische Mittel nicht die Farbe, sondern die Linie, die, laut Matisse, die direkte Umsetzung seiner Empfindung und ihr reinster Ausdruck ist.

In den 20er Jahren entstand eine Reihe mit Odalisken-Darstellungen. Beeinflusst durch Rei-sen nach Marokko, durch die "Haremsdamen" von Ingrès und Delacroix und Aktdarstellun-gen von Gustave Courbet sind bei diesen Arbeiten seine Modelle mit orientalisch anmuten-den Kleidungsstücken und Accessoires ausgestattet (z.B. "Nu sur chaise de repos sur fond moucharabieh" von 1922). Ende der 20er Jahre entstehen Lithographien, die die Modelle mit Möbelstücken wie Sessel ("Intérieur, la lecture" 1925), Spiegel ("Danseuse reflétée dans la glace" 1927) oder Utensilien wie Wasserkannen zeigen ("Torse à l'aiguière", 1927). Nur zwei Jahre später entstehen eine Reihe weiblicher Aktdarstellungen, die auf die Umriss-linien der Körper der dargestellten Frauen reduziert sind. Die Ausstellung beinhaltet zehn dieser gesuchten und nur selten anzutreffenden (Auflagen zwischen 4 und 25 Exemplaren), kleinformatigen und zeitlos wirkenden Radierungen, wie z.B. das Blatt "Nu allongé, les jam-bes repliées, avec un collier" von 1929. Stilistisch verwandt, wenn auch in der Abstraktion noch reduzierter, sind die in den 1940er Jahren lithographierten Frauenportraits von Matisse, wie z.B. die seiner Tochter "Marguerite" aus dem Jahre 1945. Von den ausdruckstarken und von Sammlern geschätzten breitrandigen Portrait-Aquatinten aus dem graphischen Spätwerk des Künstlers bietet Boisserée vier Beispiele in der Ausstellung an, darunter das Blatt "Nadia, visage de trois-quarts" (1948) und "Jeune étudiant de profil" (1952).

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit 96 Seiten, 59 farbig abgebildeten Exponaten und acht Archivfotos des Künstlers (u.a. von Brassaï), der gegen eine Schutzgebühr (Euro 15) im Inland per Post zugesandt wird. Er kann auch ab Ausstellungsbeginn unter www.boisseree.com angesehen werden. Die Eröffnung findet am Mittwoch, den 17. Juni um 18.00 Uhr statt, es spricht Dr. Uwe Westfehling, Leiter der graphischen Sammlung des Wall-raf-Richartz-Museum - Fondation Corboud.

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Henri Matisse - Arbeiten aus dem graphischen Œuvre und Zeichnungen