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Scharen von Frauen bevölkern um 1900 die psychiatrischen Anstalten. Und doch sind Frauen in der Sammlung Prinzhorn nur zu zwanzig Prozent vertreten. Was bedeutet das? Das bisher umfangreichste Forschungs- und Ausstellungsprojekt der Sammlung Prinzhorn fragt erstmals nach den künstlerischen Interventionen von Anstaltspatientinnen und stellt unter dem Titel "irre ist weiblich" rund 200 Zeichnungen, Malereien, Stickerein und schriftliche Zeugnisse von über 50 Frauen vor.

Männliche Insassen scheinen mehr Raum in ihren Wahnvorstellungen und für ihre Bilder zu brauchen. Sie arbeiten an fliegenden Archen und Weltherrschaftsplänen. Was aber gestalten die internierten Frauen? Prinzhorn fand die "Urform" der Gestaltung im eruptiven Produktionsprozess und den metaphysisch gerichteten Wahnberichten seiner zehn Meister. Dagegen beurteilte er die weiblichen Werke als spielerisch, gegenständlich oder dekorativ. Wir zeigen diese Werke als einen bewegenden Fundus künstlerischer Gestaltungen und biografischer Erzählungen, den internierte Frauen zwischen 1870 und 1920 mit Phantasie, Witz und Energie gegen die Anstaltsrealität schufen.

Die Ausstellung wird begleitet von einem Kurzfilm - ein Projekt von Patientinnen und Kunsttherapeutinnen der Heidelberger Psychiatrischen Klinik - und einer Aufführung zum Werk der preisgekrönten amerikanischen Lyrikerin Anne Sexton (1928-1974): "Sad Hotel" (7./8. Mai, 20.00 Uhr). Zur Eröffnung sprechen Irmtraut Gürkan, Kaufm. Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg, und Dörthe Domzig, Frauenbeauftragte der Stadt Heidelberg; Lia Frey-Rabine singt den "Liebestod" aus Wagners "Tristan und Isolde". Pressetext

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irre ist weiblich
Künstlerische Interventionen von Frauen in Psychiatrie um 1900