press release only in german

Eröffnung Freitag, 1. April 2011, 20 Uhr Ausstellung, 2. April – 29. April, Di – Fr 11 – 18 Uhr

Der Titel „Zeig deinen Koffer her und bück dich im Haus von Charles Fourier, meine Liebe“ der Ausstellung des Künstlers Jürgen Wolf fordert zur Interaktion auf und ist durchaus im wörtlichen Sinne zu verstehen.

In seiner Malerei, die stets zu irritieren sucht, spielt die Kommunikation zwischen Werk und Betrachter eine entscheidende Rolle. Wolfs Bilder entführen uns in eine absurde Welt zwischen Traum und Realität, deren Faszination man sich nur schwer entziehen kann.

Die extreme Nahsicht und der fragmentarische Charakter seiner Sujets lässt wenig Raum zwischen Bild und Betrachter, verhindert jegliche Distanz und generiert ein Gefühl von Skepsis und Neugierde zugleich. In die Rolle des Voyeurs gedrängt, ist der Betrachter aufgefordert das Szenario, über die Bildgrenzen hinaus, gedanklich zu ergänzen und wird so nahezu unbewusst Teil des Bildentstehungsprozesses.

Existenzielle Themen, wie Einsamkeit und Sexualität, durchziehen Wolfs Werk, das an erotische Tagträume erinnert, wie er selber anmerkt. Im Geist der Kunst der Romantik entwickelt Wolf eine Bildsprache, in der verschiedene Raum- und Zeitebenen aufeinander treffen: So öffnet beispielsweise die Wohnzimmertapete den Blick in die Antike und das Bild neben dem Bücherregal zeigt eine obszöne Szene unserer Gegenwart, die so gar nicht in das biedere Mobiliar des heimischen Wohnraums zu passen scheint. Sein Werk ist durchzogen von Momenten der Überraschung. Provokant, jedoch immer mit einem Augenzwinkern, generiert der Künstler assoziative Räume, die zwischen dem Erhabenen und dem Lächerlichen oszillieren.

Eine weitere Wahrnehmungsebene in dem Oeuvre des Künstlers und Theologen Jürgen Wolf eröffnet der Text. Genreübergreifend präsentiert Wolf seine grotesken Kurzgeschichten wie Hotel Olympic und Logbuch Hotel Olympic, zusammen mit seinen Bildern in Lesungen und auf Buchmessen, wie gerade in Leipzig. Der Text nimmt stets einen wichtigen Stellenwert in seiner Arbeit ein: Manchmal ganz offensichtlich wenn er in einem narrativen Kontext neben dem Bild erscheint, manchmal weniger dominant als Wort im Bild und manchmal ganz subtil in Form eines Bild – oder Ausstellungstitels.

Beide Medien stehen sich jedoch in dem Sinne immer als gleichwertige Komponenten gegenüber, als dass sie nie beschreibend eingesetzt werden sondern immer assoziativ: Die Bimedialität von Text und Bild führt zu einer Aussage, die weder nur durch den Text noch allein durch das Bild zum Ausdruck gebracht wird, sondern in der Leerstelle zwischen beiden Medien schwingt.

In diesem Sinne wird die Ausstellung „Zeig deinen Koffer her und bück dich im Haus von Charles Fourier, meine Liebe“ von den Gedanken des französischen Gesellschaftskritikers Charles Fourier begleitet, der im 19. Jahrhundert unter anderem den Begriff der „Freien Liebe“ prägte. Zu seinen Hauptideen zählte das Modell der gesellschaftlichen Harmonie, die nach Fourier nur dann gegeben ist, wenn jedes Individuum die Möglichkeit hat, seine Fantasien und Triebe frei auszuleben. Ein freidenkerischer Gedanke, der in den skurrilen Bildwelten Jürgen Wolfs immer mitschwingt.

only in german

Jürgen Wolf
Zeig deinen Koffer her und bück dich im Haus von Charles Fourier, meine Liebe