just onother trip

02.02.06 / 20.00 Uhr Eröffnung Hoku legt musik auf, vom deutschen Krautrock a lá GuruGuru über Residents, Kraftwerk und David Bowie bis hin zu Fehlfarben werden 1970er bis 1990er jahre musikalisch beleuchtet. ca. 20.30 die performance >held_der_arbeit_116bpm_fassung_weinerei

ausgehend vom joseph beuyschen "erweiterten kunstbegriff" und der "sozialen plastik" stellt karsten neumann seine arbeiten in die tradition des schmanismus , der alchemie, und er individuation um c.g. jungschen sinne.

nach jahren vornehmlicher beschäftigung mit konzeptueller malerei entwickelte sich das projekt bethang, an dem karsten neumann heute hauptsächlich arbeitet. bethang beinhaltet in der hauptsache zwei ebenen: eine kommunalpolitische und eine globale.

auf kommunalpolitischer ebene ist bethang die fusionierung der städte nürnberg, fürth und erlangen zur neuen "kunststadt" bethang.

der name bethang setzt sich aus einzelnen buchstaben der beteiligten städte zusammen. die namensgebung verdeutlicht auch schon das prinzip bethangs: bestimmte alte teile (beispielhaft hier die buchstaben) fallen weg und durch die verschmelzung des verbleibenden restes entsteht etwas völlig neues. bethang hätte ganz praktische dinge zur folge, der ÖPNV wäre besser koordiniert, die einzelnen kulturplätze wären besser vernetzt, die städte würden sich eher als miteinander erleben, denn in konkurrenz zu gehen. da aber keine der städte in eine jeweils andere eingemeindet wird, würde eine völlig neue kultur entstehen, da sich die städte auf völlig andere art und weise zusammenfinden müssen, als dem sonst in unserer gesellschaft häufig üblichen prinzip sich dem stärkeren, grösseren zu unterwerfen. deshalb steht bethang auch für einen alternativen kulturbegriff.

auf globaler ebene setzt bethang dem begriff der globalisierung des kapitals die globalisierung der kultur entgegen.

anstatt angst vor dem anderen, dem fremden zu haben, wird dieses beobachtet und als vorbild genommen. es geht bei bethang nicht darum das fremde zu integrieren, sondern achtsam voneinander zu lernen und so eine völlig neue gesellschaft zu entwickeln, die sich dadurch definiert, dass sie einem permanten wandel unterworfen ist. es geht nicht um multikulti oder gar leitkultur. bethang kreieter eine polykultur, denn kultur ist etwas lebendiges, etwas, dass sich ständig im wandel befindet, nicht nur für den gast, sondern auch für den gastgeber. so ist das motto von bethang, nicht nur von den zugereisten menschen zu erwarten, dass sie sich integrieren, denn dahinter steckt oft die erwartung des reinen assimilierens, sondern jeder gastgeber muss auch bereit sein von seinen gästen lernen. so werden in der ausstellung ¿just onother trip?- Souvenirs, Videos und andere Gegenstände aus Bethang u.a. kunstgegenstände gezeigt, die aus u.a. abfall hergestellt wurden, es werden fundstücke gezeigt, die auf der strasse gefunden wurden und die, ganz besonders in anbetracht der chaostherie, einen besonderen blick auf den reichtum unserer gesellschaft werfen, desweiteren werden gegenstände gezeigt, die weggeworfen wurden, weil sie defekt waren. bethang nimmt sich somit u.a. z.b. die recyclingkultur ärmerer länder zum vorbild. im gegensatz z.b. zu den arbeiten des künstlers gerd rohlings z.b. die derzeit im neuen museum in nürnberg zu sehen sind, wird nicht durch reiner adaption der formensprache die ästhetik einer vergangenen hochkultur nachempfunden, sondern werden neue ästhetische formen gefunden durch teilweise adaption der lebensweise anderer kulturen und somit eine neue kultur kreiert. somit wird in bethang u.a. eine kultur praktiziert, die man z.b. u.a. vom ehm. ostblock, und vielen armen und sog. schwellenländern lernen kann. nämlich den mangel nicht nur als etwas negatives zu verstehen, sondern durch die eigene kreativität zu überbücken und dadurch eine neue achtsamkeit dem material gegenüber zu praktizeren, die der umwelt dienlich ist. in bethang wird also die wegwerfkultur, die auf kosten der arbeiter in billiglohnländern, die auf kosten gnadenloser resourcenausbeutung, und die auf kosten mangelnder umweltschutzbestimmungen zu lasten der umwelt und uns allen geht durch eine achtsame, prozessorientientierte improvisationskultur ersetzt. die kreativität als kapital (joseph beuys) um ein sinnerfülltes leben für jeden einzelnen möglich zu machen. da in bethang keine grossindustrielle abfallverwertung praktiziert wird, sondern aus abfall weitesgehend in handarbeit neue dinge kreiert werden, schafft bethang nicht nur neue, sondern auch sinnerfüllendere arbeitsplätze. wir würden ja sonst irgendwann in parkbänken und gartenplatten aus kunststoff ersticken, die aus dem "gelben sack"-materialien hergestellt werden. letztendlich ziehlt bethang auf eine abfallvermeidung. desweiteren wird u.a. eine videoinstallation zu sehen sein, die sich mit dem prinzip bethang u.a. auf grund der wahl materialien (reparierter fernseher, kunststofffundstücke etc.) auseinandersetzt und die in loser abfolge drei abwechselnd aufleuchtende lichtbereiche auf ansonstem schwarzen monitor zeigt.

¿just onother trip?
Souvenirs, Videos und andere Gegenstände aus Bethang
Ort: Weinerei, Nürnberg
Deutschlands erstes Kulturwohnzimmer der Gesellschaft zur Förderung von Kunst und Kultur in Europa e.V.
www.weinerei.de

mit Karsten Neumann