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“The sadness of things” heisst Mark Divos erste Einzelausstellung in der Galerie staubkohler. Mark Divo (1966 in Luxembourg geboren, lebt in Prag und Zürich) ist einer der wichtigsten Kunstmotoren der Schweiz und Initiant von unzähligen Kunstprojekten in Berlin, London, Zürich und Prag. Im Winter 2002 besetzte er zusammen mit anderen Kunstschaffenden das berühmte Cabaret Voltaire in Zürich, was ein Jahr später zur Gründung des Dadamuseums führte. Als Kurator gelingt es ihm immer wieder, Positionen von etablierten und unbekannteren Künstlern zusammenzuführen und kompromisslose Ausstellungen von unmittelbarer und roher Kraft zu erzeugen, wie zuletzt die Ausstellung an der Rämistrasse beim Kunsthaus Zürich im Rahmen der internationalen Dadafestwochen.

In seiner künstlerischen Arbeit beschäftigt sich Divo hauptsächlich mit Fotografie, Installation und Performance. In den letzten Jahren sind zum Teil grossformatige inszenierte Fotografien entstanden, in denen sich Schauspieler, Künstlerfreunde und der Künstler selbst in einer inszenierten und opulenten Welt bewegen, umgeben von Installationen des Künstlers, skurrilen Objekten und gefundenen oder recycelten Materialien. Divos „post-industrielle Barockwerke“ sind hart an der Gegenwart. Kunsthistorische Referenzen werden formal und inhaltlich ebenso verarbeitet wie persönliche Erfahrungen und politische Aspekte. Während ältere Arbeiten sich noch konkret einer Neuinterpretation oder dekonstruierten Trashversion von bekannten Werken wie zum Beispiel Géricaults „Floss der Medusa“ befassten, entstehen heute Arbeiten, welche im weitesten Sinne als neoklassisch daherkommen und sich nicht mehr unbedingt auf einzelne, erkennbare Arbeiten beziehen, sondern auf Gattungen und Chiffren. „Meine Werke sind so wie unsere Zeit, sie bestehen aus einem Überschuss an Information und Zitaten...Bei mir kommt zusammen was nicht zusammengehört“ (M.D.). Divos Arbeiten sind reich an Symbolen und Anspielungen, von "carpe diem" und "memento mori" Darstellungen aus dem Rokoko bis zu Guantanamo.

In der Ausstellung „The sadness of things“ stellt Mark Divo nebst Billmopps (ein von Divo erfundener Mopp aus Küchenschwämmchen, „mit dem hoffentlich bald alle konkreten Abernheiten weggewischt werden können“[M.D.]) und Schwammbildern insbesondere auch zwei 7-teilige Fotoarbeiten (je 3 x 3 Meter) aus, die in Anlehnung an seine bewohnten Skulpturen entstanden sind. In seiner neusten Arbeit stehen zwei Monumentalfiguren im Vordergrund: zur Linken eine spärlich bekleidete Dame, die einen Teller mit Kälberzungen in die Höhe streckt, zur Rechten der Künstler in Heldenpose, halbnackt mit langem Haar, ein Schweineherz in die Höhe streckend. Bauschaum, der an Gedärme erinnert, ist allgegenwärtig. Im Hintergrund rechts sieht man sich zuprostende Knaben und als Juxtaposition dazu auf der linken Seite dieselbe Dreiergruppe, wobei diesmal zwei der Knaben den dritten, der in einem orangen "jumpsuit" kniet und ein Schild mit der Aufschrift "imagine it done" (Epson Werbespruch mit über 140 Millionen Webhits) vor sich hat, mit Kalaschnikows bedrohen. In der Mitte des Bildes Frauen, die verschiedene Gegenstände wie Schreibmaschine, Feldhacke, Fotoapparat und Spritze in den Händen halten. Allesamt blicken sie teilnahmslos drein. Darüber "fliegend" dieselben acht Frauen, diesmal sich gegenseitig mit Spritze, Bohrmaschine und andern Gegenständen lustvoll bedrohend. Ganz oben dann eine Reihe von Hündchen, rechts ein Hund mit einer Rakete auf dem Rücken, links ein mit Eiern bepackter Hund und in der Mitte “Bücherhunde” mit Brille, die ihre Pfoten je auf ein Buch halten, als Anspielung auf das „Agnus Dei“ Sujet aus dem Mittelalter.

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