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Die Künstlerin Melitta Moschik nimmt in ihren aktuellen Werkzyklen REALITY SHAPES, die der Bedeutung von Schrift und Zeichen gewidmet sind, Bezug auf neue Realitätsaspekte und bietet dem/der BesucherIn Regeln der Interpretation von Wirklichkeit an, die im Zusammenhang von Kunst wahrgenommen werden können.

Besonders fixiert Melitta Moschik dabei Spielarten eines GENOME IMAGING mit der Visualisierung aktueller genetischer Expressionsdaten. Moschik bezeichnet Gen-Expressions-Muster in der Biotechnologie als zur Darstellung der Aktivität von Genen geeignet und in ihrer spezifischen Struktur und farbigen Codierung als signifikantes Abbild genetischer Information lesbar. Die Gen-Expressions-Daten erlauben es, die Funktionsweise lebender Zellen zu analysieren, gesundes und krankes Gewebe zu vergleichen, um die Ursachen von Krankheiten festzustellen.

Aber was macht ein/e NichtmedizinerIn, ein von der Genforschung unbelasteter Zeitgenosse mit solcherart geometrisch erscheinenden intelligenten Oberflächen, wenn ihm oder ihr die formale Logik und ihre ästhetische Qualität zur Zeit nicht habhaft sind? Was löst beim Betrachter der Mangel an auf "microarray" basierenden Analysen aus, wenn er einsieht, dass er glauben muss statt zu wissen? Was, wenn ein gutes Kunstwerk plötzlich auch Sinn macht, oder wenn plötzlich Grauwerte stärker werden als bunte Farben und Kunst hinter der medizinischen Anwendung verschwindet?

Die Frage von Kunst und ihrer Lesbarkeit ist seit dem Mittelalter Thema von Auseinandersetzungen und sie ist heute weniger als je zuvor gelöst. In Gesellschaften, die zwar mit Worten, mit Geschichte und mit Geschichten korrespondieren konnten, nicht aber mit geschriebenen Worten, spielten Bilder eine dominierende Rolle. Jetzt verlieren diese Bilder ihren Bezug zur Realität, ihre Falschheit wird im Foto, im manipulierten Computerbild, im Film deutlich. Erfindungen werden in Bildern nötig und nicht Entdeckungen, die längst schon gemacht worden sind. Melitta Moschniks Arbeiten zeigen in streng geometrischer Form Kommunikationsstrategien auf, die vor zwanzig Jahren kein Mensch für möglich gehalten hat, niemand als notwenig erachtet hat und die wichtig für unser aller Leben geworden sind.

Melitta Moschik agiert in der Ausstellung ebenso mit optischen Signalen, die auf gesteuerte Rezeptions- und Bewegungsflüsse verweisen und den Betrachter in das Interaktionsfeld der Kunst integrieren. Die Installation INTERSECTION zeigt drei überdimensionale Schaltflächen in Rot, Gelb und Grün. Die Leuchtkästen, die in Form von Buttons gestaltet sind, erstrahlen per Lichtsteuerung im sequentiellen Wechsel, stellen Assoziationen zu einer Ampelsignalanlage her und deuten dem Betrachter einen regulierten Ausstellungsdurchgang an. Die Lichtsignale werden ergänzt durch Schriftzeichen an der Wand., die die Befehle STOP and GO bzw. GO GO GO durch die gezielte Anordnung der elementaren Buttonform lesbar machen. Die farbig codierten Rasterfelder erinnern an laufende LED-Schriftbänder und transferieren das STOP and GO-Verhalten in den Kunstraum.

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Melitta Moschik
Gen Expression